Selige Witwen
gesagt?«
Auch ich wollte es wissen.
Felix sah zu Boden.
Dann lächelte er verschämt. »Bub, hat er gesagt, wenn du ein Mädchen liebst, dann solltet ihr heiraten und Kinder kriegen. Schließlich darf die Kette nicht abreißen...«
Cora lachte laut auf.
Verletzt sah Felix plötzlich hoch, schaute aber nicht sie, sondern mich an. Sein Blick traf mich wie ein Blitz. Aus reiner Verlegenheit fing ich an, abzuräumen und die Tassen zu spülen. Felix ging hinaus, Cora griff sich ein Handtuch.
»Diese alten Leutchen«, meinte ich, »deine Großmutter und ihr Geliebter, geben mir Rätsel auf. Anscheinend ist es möglich, einen einzigen Menschen das ganze Leben lang zu lieben. Oder ist das bloß ein Traum, ein frommer Wunsch, den man sich ein für allemal aus dem Herzen reißen soll?«
Wider Erwarten lachte sie nicht gleich los, aber ich war mir sicher, daß meine Worte für ihre Begriffe viel zu schwülstig ausfielen. »Maja, du bist und bleibst eine sentimentale Phantastin«, sagte sie nach einer Weile. »Ich seh dir an der Nasenspitze an, daß du drauf und dran bist, dich in irgendeinen Schlappschwanz zu verlieben. Dabei weißt du genau, daß so etwas auf die Dauer nur Kummer bereitet.
Was spricht dagegen, sich gelegentlich einen italienischen Lover zu angeln, damit es zu keinem Hormonstau kommt.
Andy und Felix sind Weicheier wie Jonas, schlag dir diese Jungs ein für allemal aus dem Kopf!«
Selten brennt bei mir die Sicherung durch, an diesem Abend war es soweit. Am liebsten hätte ich Cora die blanke Pfanne übergebraten. Warum maßte sie sich an, immer zu wissen, wo es langging? Was mischte sie sich in Belas und mein Leben ein? Über Andy konnte sie sich kein Urteil erlauben.
Und Felix konnte sie auch nicht für sich beanspruchen, brüllte ich sie an. »In Italien wird Emilia noch so eben geduldet, weil sie uns fast alle Hausarbeit abnimmt, und Mario, der dir als alter Opa nicht weiter in die Quere kommt. Aber junge Männer werden nach dem Paarungsakt erbarmungslos weggebissen. Ständig spielst du dich als Alphawölfin auf!« Ich knallte die Tür zu, ging ins Bett. Zu meiner eigenen Verwunderung mußte ich diesmal nicht weinen. Ich schlief fest und traumlos bis zum nächsten Morgen.
Die nächsten zwei Tage verbrachte ich ausschließlich mit Andy, der sich Urlaub nahm; ich wollte weder Cora noch dem traurigen Felix oder gar Kathrin über den Weg laufen.
Wir fuhren in eine Kleinstadt am Neckar und wohnten in einem Romantikhotel, das dank Coras Schecks mühelos finanzierbar war. Wie alle frisch Verliebten war Andy glücklich, mich in seiner Heimatstadt herumzuführen.
Anhand der Topographie versuchte er, mir den eigenen Lebenslauf in allen Einzelheiten nahezubringen, lief mit mir die Wege seiner Kinderjahre ab, zeigte mir Schule und Elternhaus und eine Stelle im Wald, wo er als Zehnjähriger ein geheimes Räuberlager angelegt hatte.
Als ich zurückkam, saß Kathrin am Küchentisch und feilte sich die Fingernägel. »Bin wieder da!« sagte sie. »Was machen deine Wunden?«
Ich hatte meine Füße fast vergessen, aber bei ihren Worten taten sie sofort weh. Als ich das schmutzige Pflaster vorsichtig löste, war Kathrin beim Anblick der abheilenden Brandblasen sichtlich erleichtert. Sie hatte sich wohl ausgemalt, daß ich mein Leben lang behindert bliebe. »Wo sind die Bilder?« fragte sie.
Ihre Habgier ärgerte mich so, daß ich es ihr nicht verraten mochte. »Erzähl du erst mal«, schlug ich vor.
Kathrin lächelte kindlich. »Stell dir vor, man hat mir einen Antrag gemacht! Wenn ich wollte, könnte ich den Mitbesitzer des Trachtengeschäfts heiraten und für immer in Innsbruck bleiben!«
Ich konnte mir nichts Blöderes vorstellen und sagte mürrisch: »Diese einmalige Chance solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen. Leider war ich so dusselig und habe dir deine Lehrerinnenstelle warmgehalten.«
Kathrin lächelte. »Das war lieb von dir. Natürlich würde ich auf keinen Fall ein zweites Mal heiraten, eine Pleite reicht. Andererseits könnte man schon schwach werden, wenn der Verehrer ein reinleinenes Brautkleid mit Herzerl-Bordüre als Köder auslegt, vorn echte Silberknöpfe, am Rücken die klassische Bänder-Verschnürung - ein Traum, sag' ich nur!«
Plötzlich sprang ich wie eine Furie auf. Was hatte ich bloß für schreckliche Freundinnen! Cora eine arrogante Besserwisserin, Kathrin eine bornierte Spinnerin. »Ich weiß einen prima Filmtitel!« schrie ich. »Die bärtige Braut! Geh doch gleich
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