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Selige Witwen

Selige Witwen

Titel: Selige Witwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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nach Hollywood! Merkst du gar nicht, wie schwachsinnig du daherredest? Ich bin für dich durchs Feuer gegangen! Wie willst du das je wiedergutmachen?
    Ohne mich wären alle deine Bilder futsch!«
    Natürlich war Kathrin hochgradig beleidigt. »Vergiß bitte nicht«, sagte sie, »daß ich dir das Leben gerettet habe.
    Ohne mich wäre niemals ein Hilfstrupp zustande gekommen! Aber von dir habe ich sowieso nicht erwartet, daß du aus purer Freundschaft etwas für mich tust. Also spuck schon aus, was du dafür haben willst!«
    Ich sagte kühl: »Überhöhte Forderungen sind nicht mein Stil, ich wäre bereits mit dem Matisse zufrieden. Du weißt ja, daß man ihn nicht verkaufen kann.«
    Kathrin schluckte.
    Hugo wurde auf dem Waldfriedhof begraben, wo seine Frau und auch viele Verwandte der Familie Schwab ihren Platz gefunden hatten. Bei so alten Leuten kämen nur noch wenige Trauergäste, raunte mir Felix zu, die meisten Altersgenossen seien längst gestorben. Aus der Generation des Toten stammte einzig seine Geliebte, und außer Hugos beiden Töchtern standen bloß Felix, Cora und ich am Grab. Für die Freunde aus der Wohngemeinschaft gab es keinen Grund, dem Opa ihres Mitbewohners die letzte Ehre zu erweisen.
    Inzwischen wußten wir von Regine, daß Coras Eltern in den Staaten weilten und momentan unerreichbar waren.
    In einer kleinen Kapelle hörten wir zu Beginn der Totenfeier eine salbungsvolle Rede über das Leben des Verstorbenen, den der Geistliche offensichtlich nicht gekannt hatte. Cora und Felix hatten ihre Großmutter in die Mitte genommen. In ihrem altmodischen schwarzen Kapuzenmantel sah Charlotte entzückend aus, aber sie schüttelte immer wieder mißbilligend den Kopf. Es war alles anders, dachte sie wohl und blickte dabei unentwegt auf den Sarg, der ganz mit weißen Rosen bedeckt auf einem Rollwagen zum Abtransport bereitstand. Im Anschluß an die Trauerpredigt kam es zu einer kleinen Peinlichkeit, weil das gemeinsame Lied fast nur von Charlotte und mir gesungen wurde; alle anderen taten sich mit den unbekannten Noten schwer. Im Gegensatz zu mir weinte die alte Dame jedoch nie, blieb aber nach der Beisetzung noch lange auf einer eisernen Friedhofsbank sitzen.
    Um meine Verbundenheit mit der Familie Schwab zu beweisen, ging ich mit zum Totenschmaus, obwohl ich mich als Fremdkörper empfand. Früher hatte ich mir oft gewünscht, von Coras Vater adoptiert oder von ihrem Bruder geheiratet zu werden. Bei jenem Essen mußte ich immer wieder zu Felix schauen, der ja ebenfalls zum Clan der Schwabs gehörte; aber diesen hoffnungsvollen Gedanken durfte ich gar nicht erst ausspinnen. Cora hätte ein Happy-End in meinem Sinne sicher nicht gebilligt.
    Regine hatte das Menü vorbestellt. Als man mir zu Beginn eine Espressotasse servierte, protestierte ich zaghaft.
    Wie so oft wurde ich belächelt, denn es handelte sich um ein Pilzsüppchen. Verunsichert stocherte ich anschließend auf meinem Vorspeisenteller herum, dessen drei fleischige Klumpen mir Cora als Jakobsmuscheln anpries; ich hielt mich lieber an die mit Zwiebelcreme gefüllte Tomate und einen Toast. Zaghaft beobachtete ich, welche Gabeln die anderen in welche Hand nahmen und wie sie beim Fischgang geschickt die Gräten aus der Lachsforelle entfernten. Ich fühlte mich erst in meinem Element, als ich Zimteis aus einer Birne löffelte und fröhlich das Minzblatt mitaß. Als die Dessertschälchen weggeräumt wurden, sah ich, daß diese Dekoration nur auf meinem Teller fehlte.
    Zu Hause angekommen, begannen Cora und ich zu packen.
    Wegen Hugos Beerdigung hatte sie ihren Flug verschieben müssen. Am nächsten Tag sollte ich sie zum Flughafen bringen und dann mit ihrem Wagen die Heimfahrt antreten, nicht ohne Bela auf dem Rückweg abzuholen.
    Andy kochte Jasmintee. »Wo ist eigentlich Kathrin?«
    fragte er mich.
    Zuerst zuckte ich mit den Schultern, aber dann wurde mir klar, daß sie nach der heutigen Unterrichtstunde längst wieder dasein mußte. Nur ungern überwand ich mich und versuchte mein Glück bei Bernd Koppenfeld. Jetzt am Abend rechnete ich zwar nicht mehr damit, ihn in seinem Büro zu erreichen, aber er war sofort am Apparat. Nein, sagte er mit Eiseskälte, weder Kathrin noch eine Vertretung habe sich blicken lassen, er hätte ihren Unterricht selbst gehalten. Und er habe keine Lust, sich noch weiterhin von uns verarschen zu lassen, wir sollten ihm beide nie wieder unter die Augen treten.
    »Und wenn ihr etwas passiert ist?« fragte ich.
    Er schnaubte

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