Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Körper seien dreigeteilt“, sagte ich nach kurzer Studie der erstbesten neben mir liegenden Mumie. „Seht hier, Kopf, Brust, Hinterleib. Wie bei einem Insekt. Aber nur zwei Extremitätenpaare.“
„Das ist kein Hinterleib, Jack. Das sieht viel mehr nach einer Art Schwanz aus.“ Luke hatte sich einer anderen Mumie zugewandt, die auf der Seite lag und einen besseren Blick zuließ.
„Ja, das stimmt“, gab ich unumwunden zu. „Aber welch ein kräftiger Schwanz. Kein Wunder, dass ich zuerst von einem Hinterleib ausging. Aber du hast eindeutig Recht, Luke.“
„Stark ausgeprägte Klauen an den oberen Extremitäten“, stellte Luke fachmännisch fest. „Geeignet zum Festhalten der Beute. Die Zähne besorgen den Rest. Seht nur, diese viel kräftigeren Hinterläufe, ebenfalls bewehrt mit langen Krallen. Eindeutig eine Spezies Raubtiere.“
„Wieso liegen hier Hunderte von mumifizierten Mumien einer einzigen Raubtiergattung“, fragte ich niemand bestimmten. „Sieht aus wie ein Friedhof oder Massengrab.“
Krister, der körperlich größte von uns, streckte sich soweit er konnte, die Fackel hoch haltend. Das flackernde Licht beleuchtete einen weiteren bisher verborgenen Teil des Gewölbes und zwang uns, die Anzahl der mumifizierten Überreste nach oben zu korrigieren. Es waren Hunderte, wenn nicht Tausende.
„Da hinten liegen noch viel mehr davon“, bemerkte nicht nur Luke. Es juckte ihn, zwischen die makabren Reste zu steigen, um sich einen Weg durch sie hindurch zu bahnen, irgendetwas hielt ihn jedoch zurück.
Ich für meinen Teil konnte den Blick nicht von den toten Lebewesen reißen. Faszinierend. Einfach faszinierend. Was mochten sie hier gesucht haben, bevor das Ende sie ereilte? Das geordnete Durcheinander ließ keinen gewaltsamen Tod vermuten. Die mumifizierten Wesen lagen einträchtig nebeneinander, mehr oder weniger Seite an Seite, beinahe so, als hätten sie sich zum Sterben hierher zurückgezogen… oder waren
nach
ihrem Tod hierher gebracht worden. Wohl eher ersteres, denn mir war keine Tiergattung bekannt, die ihre Toten bestattete.
„Avalea, was hältst du davon?“ fragte ich, ohne mich von unserem makabren Fund abzuwenden. Erst jetzt bemerkte ich ihr Stillschweigen. Sie hatte sich noch mit keinem Wort geäußert. Ich wandte mich nach ihr um. Der Schein des flackernden Lichtes verstärkte das Entsetzen in ihrem Gesicht. „Hast du eine Ahnung, um welcher Art Viecher es sich hier handelt?“
„Oh ja“, erwiderte sie mit unsicherer Stimme. „Leider. Leider weiß ich es. Es sind Mithankor!“
Krister, Luke und ich wechselten überraschte Blicke. Wir waren also endlich auf diese sagenumwobene Spezies gestoßen, wenn auch nur auf deren sterbliche Überreste. Unterbewusst hatten wir uns schon seit langem auf eine Begegnung mit ihnen eingestellt.
„Das sind Mithankor?“ Krister deutete ungläubig auf die Mumien. „Dieser vergammelte und vertrocknete Haufen? Das sind die blutrünstigsten Wesen, die diese Welt jemals gesehen hat? Das glaubst du doch selbst nicht.“
„Irgendwie habe ich sie mir immer anders vorgestellt“, meinte nun Luke. „Größer und vielleicht wilder aussehend.“
Auch ich konnte es kaum glauben. Noch bevor ich mein Erstaunen zum Ausdruck bringen konnte, hielt ich inne. Woher wollte Avalea das eigentlich mit Bestimmtheit wissen? Gut, eigenen Angaben nach war sie schon einmal mit Mithankor in Berührung gekommen, aber das lag Ewigkeiten zurück. Es sei denn, sie hatte nicht die Wahrheit gesprochen und kannte sich mit dieser geheimnisvollen Spezies besser aus, als sie zugab.
„Die Mithankor sind dir keine Unbekannten, nicht wahr?“ Ein neuer Verdacht kam in mir auf. Nach allem, was ich bis jetzt über Laurussia erfahren hatte, traute ich den Menschen einfach alles zu. „Haben wir Menschen sie auch im Namen der Wissenschaft missbraucht? Ich habe doch Recht, oder? Allmählich frage ich mich, wer die wahren Monster Gondwanas sind.“
Avalea schwieg, es gelang ihr nicht, die Augen von den mumifizierten Leichen abzuwenden.
„Ich habe erneut den Eindruck, du weißt viel mehr als du zu sagen bereit bist. Inzwischen solltest du wissen, uns vertrauen zu können. Warum schweigst du so beharrlich? Was gibt es zu verheimlichen, was glaubst du, uns nicht sagen zu dürfen?“
„Ich verheimliche euch nichts“, sagte Avalea endlich. „Nur gibt es Dinge, von denen ihr keine Ahnung habt. Dinge, die ihr nicht begreifen würdet, liefen sie vor euren Augen ab. Ich sehe
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