Septimus Heap - Fyre
fort waren sie. Ihm war, als sei es für immer.
* 44 *
IRGENDWO
Tief unter dem verschneiten Wald raste die lila Röhredurch den längsten und geradesten Eistunnel, den Septimus jemals gesehen hatte. Ihre Kufen glitten leicht über das Eis, und ihr Scheinwerfer brachte die gefrorenen Wände zum Glitzern, die schneeweiß an ihnen vorbeihuschten.
»Ganz schön schnell!«, stieß Jenna hervor.
Wie gebannt starrte Septimus durch die dicke Frontscheibe auf das runde schwarze Loch, das stets im selben Abstand vor ihnen blieb. »Hast du nicht auch das Gefühl, dass wir still stehen und nur der Tunnel sich bewegt?«, fragte er.
»Sep … sag doch nicht so was!« Jenna hielt sich die Augen zu. »Mir wird ganz unheimlich zumute.« Sie spähte durch eine Ritze zwischen ihren Fingern. »Genau das sehe ich jetzt – dass der Tunnel sich bewegt.«
»Tut mir leid, Jenna.«
Sie verfielen in Schweigen und lauschten dem gleichmäßigen Rumpeln der Kufen auf dem Eis. Nach einer Weile sagte Septimus: »Ich frage mich, wo wir jetzt wohl sind – ich meine, was in diesem Moment über uns ist.«
Jenna erschauderte. »Ich möchte lieber nicht wissen, was da alles über uns ist, besten Dank.«
»Entschuldige, Jenna.«
»Schon gut. Aber erinnere mich daran, dass ich nie wieder mit dir in so einem Ding fahre. Oder überhaupt mit dir reise.« Sie grinste ihn an. »Unausstehlicher Kerl.«
Septimus streckte ihr die Zunge heraus und starrte dann wieder auf das eintönige Weiß hinter der Scheibe. Es hatte etwas Hypnotisches.
Die Röhreraste weiter, und sie verloren jedes Zeitgefühl. Als sie etwa eine Stunde unterwegs waren, sagte Jenna mit besorgter Stimme: »Sep, irgendetwas holpert da. Ob etwas kaputtgegangen ist?«
Auch Septimus hatte es bemerkt. Das sanfte Gleiten war einem unangenehmen Rütteln gewichen, das von den Kufen ausging und sie bis auf die Knochen durchschüttelte. Das leise Hintergrundrumpeln war jetzt so laut geworden, dass er die Stimme anheben musste, damit Jenna ihn verstand.
»Vielleicht sollten wir langsamer fahren. Wenn etwas kaputt ist und wir bei diesem Tempo verunglücken …«
»Ich werde die Bremse treten«, sagte Jenna und stellte ihren linken Fuß auf die breite Platte, die auf ihrer Seite aus dem Boden ragte.
»Gute Idee.«
Vorsichtig drückte Jenna auf die Bremse. Die Röhrewurde langsamer, bis sie nur noch im Schneckentempo vorankroch, aber das Rütteln wurde sogar noch stärker.
»Da stimmt doch was nicht!«, schimpfte Jenna und nahm den Fuß schnell wieder von der Bremse.
Plötzlich ging Septimus ein Licht auf. »Das sind die Dschinn, Jenna!«
»Ach, lass doch den Quatsch, Sep. Das finde ich gar nicht lustig. Oh!« Die Röhremachte einen besonders heftigen Ruck, und Jenna fiel zur Seite.
Septimus fing sie auf. »Alles in Ordnung, Jenna. Ich weiß, wo wir sind. Und ich weiß auch, was los ist. Es liegt am Eis. Es ist zerfurcht – da, man kann es im Scheinwerferlicht sehen. Die Kriegerdschinn müssen auf dem Weg zur Burg hier durchgekommen sein, und das bedeutet, dass wir jetzt unter den Sireneninseln sind.«
Jenna spähte durch die Scheibe. »He – du hast recht.«
»So überraschend ist das auch wieder nicht«, meinte Septimus grinsend.
Jenna dachte über seine Worte nach. »Dann sind wir also unter dem Meer, richtig?«
»Ja, ich nehme es an.«
Jenna bekam eine Gänsehaut. »Das viele Wasser über uns, Sep. Das ist … unheimlich.«
Septimus wollte lieber nicht darüber nachdenken. »Ich fahre wieder schneller, damit wir hier wegkommen.«
»Aber nicht zu schnell.«
Septimus trat auf das Pedal auf seiner Seite. Die Röhrebeschleunigte und glitt sanft holpernd über das zerfurchte Eis.
Nach ein paar Minuten sagte Jenna: »Gibt es unter dem Palast eigentlich eine Eistunnelluke, Sep?«
»Ich habe nie eine gesehen. Aber eigentlich müsste es eine geben.«
Jenna seufzte. »Schade, dass Beetle nicht hier ist. Er wüsste es bestimmt.« Sie wandte sich Septimus zu. »Irgendwie hat man immer ein gutes Gefühl, wenn Beetle in der Nähe ist, findest du nicht?«
»Vielleicht solltest du ihm das bei Gelegenheit mal sagen«, erwiderte Septimus und warf Jenna einen, wie Sarah Heap es ausdrücken würden, bedeutungsvollen Blick zu.
Jenna errötete leicht. »Halt den Mund, Sep«, sagte sie.
»Schon gut. Mir ist da gerade etwas eingefallen. Im Eistunnel unter dem Palast gibt es einen Wegweiser zum Zaubererturm. Ich möchte wetten, dass es auch einen zum Palast gibt.«
»Und was
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