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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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könnte dich töten ... beides ist sich so ähnlich. Sie suchte nach seinem Herzen, nach diesem so kostbaren Muskel. Fand es. Wand ihren Geist fest um den Puls, den Herzschlag - und drückte zu.
    Der stille Mann riss die Augen auf, rang nach Luft, ließ Elenas Hals los und trat sie mit den Füßen von sich. Ihre Verbindung erstarb. Elena stürzte schwer zu Boden, rang keuchend nach Luft, japste. Der stille Mann umklammerte seine Brust.
    »Sie wollten mich umbringen«, flüsterte er. »Ich habe gefühlt, wie Sie versucht haben, mich zu töten.«
    »Das ist nur fair.« Elena hockte immer noch auf Händen und Knien. »Wenn Sie mich noch einmal anfassen, bringe ich es auch zu Ende.«
    Sie hörte etwas von draußen, im Flur. Schnelle Schritte. Die Tür flog krachend auf. Rictor. Ein Schweißfilm glänzte auf seiner dunklen Stirn.
    »Buh!«, sagte der stille Mann, der immer noch seine Brust umklammerte. Sein Gesicht war bleich, die Lippen blutleer, fast aschfahl. Elena hätte gern gelacht, aber ihr war übel. Sie konnte sich nicht aufsetzen, ihre Kehle tat weh.
    Rictor trat herein. Äußerlich wirkte er nicht anders, doch Elena registrierte eine Veränderung in ihm, eine subtile Veränderung in seinen Augen, an seinem harten Mund. Er sah Elena an und in seiner Wange zuckte ein Muskel.
    »Sie haben die Regeln ein zweites Mal übertreten, Charles.« Rictors Augen strahlten hell. »Sie haben Ihre verfluchte Lektion nicht gelernt!«
    Der stille Mann richtete sich auf, seine Hand s ank von seiner Brust an seine Seite. Er zitterte am ganzen Körper. Elena war sicher, dass er sich auch hinlegen musste. »Ich bin nicht ich selbst, Rictor. Sie hat etwas mit mir gemacht.«
    »Das sehe ich«, erwiderte Rictor. »Sie hätte Sie fast umgebracht. Vielleicht hätten Sie es geschehen lassen sollen. Denn L’Araignee wird es herausfinden.«
    »L’Araignee wird nichts unternehmen, Rictor. Sie braucht mich.«
    »Sie braucht Sie nicht mehr, als sie Elena braucht.« Rictor fletschte die Zähne. »Versuchung. Ich wusste, dass man Sie nicht auf Dauer an der Leine halten konnte. Der schwarze Faden wird allmählich lästig, hab ich recht?«
    Der stille Mann sah Elena an. Rictor trat vor ihn.
    »Sehen Sie sie nicht an«, befahl er leise. »Denken Sie nicht an sie.«
    Der stille Mann zog die Lippen zurück. »Sie können die Gedanken eines Mannes nicht kontrollieren, Rictor. Das ist die letzte Bastion seiner Würde, sein einziger und wahrhaftigster Besitz. Selbst Sie können daran nicht Hand anlegen.«
    »Sicher?«, flüsterte Rictor. Elena hatte den Eindruck, dass seine Augen glühten. »Seien Sie vorsichtig, Charles. Sie kennen noch nicht alle meine Tricks.«
    Der stille Mann zögerte. »Sie zappeln im selben Netz. L'Araignees schwarzer Faden kann Sie vielleicht nicht halten, aber eines gilt für uns beide. Sie besitzt unsere Seelen.«
    Darauf erwiderte Rictor nichts. Im nächsten Augenblick zuckte der stille Mann zusammen und fuhr mit der Hand an seine Schläfe.
    »Raus hier«, befahl Rictor ruhig. »Und bleiben Sie draußen.«
    Der andere schwieg. Elena fand zwar nicht, dass er sonderlich eingeschüchtert wirkte, aber er hielt den Blick doch abgewendet, als er aufstand. Elena beobachtete sein Gesicht, seine schreckliche Durchschnittlichkeit, und hatte noch mehr Angst als zuvor.
    Jetzt bin ich eine Herausforderung für ihn. Dieser Mann gibt nicht auf.
    Der stille Mann ging hinaus. Als sich die Tür hinter ihm schloss, wartete Elena noch einen Herzschlag lang, bevor sie fragte: »Ist er wirklich fort?« Sie warf einen Blick auf das verspiegelte Fenster. Rictor nickte. Elena legte sich rücklings auf den Boden und starrte an die Decke. Verdammte Schwäche! Es war nicht unwichtig, hier Mut vorzutäuschen, nicht nach dem, was sie eben erlebt hatte. Ihr Herz hämmerte, ihr Kopf und ihr Hals taten weh. Außerdem war ihr übel. Das Abklingen des Adrenalinstoßes.
    Rictor hockte sich neben sie auf den Boden. »Sie sollten den Kopf zwischen die Knie nehmen.«
    Elena presste die Augen zu. Sie würde sich übergeben, sie würde sich gleich übergeben müssen, gleich würde sie ...
    Rictor schleppte sie gerade noch rechtzeitig zur Toilettenschüssel. Sie würgte, doch es kam nur Galle, was schlimm genug war. Mit rotem Gesicht und tränenden Augen sank Elena auf den Boden zurück.
    »Ich hasse es!«, stieß sie hervor. »Ich hasse das!«
    »Sagen Sie mir, was passiert ist.«
    Elena tippte sich an den Kopf. »Wissen Sie das nicht bereits?«
    Er presste die

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