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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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unmöglich hätte sein sollen. Aber schließlich waren seine Kräfte solche des Verstandes, oder etwa nicht? Und es gab so viele andere Arten von Berührung. Berührung der Haut, der Gedanken, des Geistes.
    Er sah. Sah, wie Charles ihre Zelle betrat. Sah und hörte und konnte nichts tun, um ihr zu helfen. Schrie, als wäre es das Ende seines Lebens, kämpfte in dem Gefängnis seines Geistes, als Charles seine Hände um ihren Hals legte und zudrückte.
    Und dann ... nichts mehr. Und jetzt, hier - Graves, die ihn verwirrt musterte.
    »Ihr Geist ist woanders gewesen«, erklärte sie.
    Artur konnte nicht sprechen. Er versuchte, seine Atmung zu kontrollieren. Graves fuhr mit der Hand dicht über die Krone seines schweißnassen Haares.
    »Was für Geheimnisse schlummern da?«, murmelte sie. »Was für komplexe Emotionen, Mr. Loginov. Ihr Herz dreht sich wie eine Münze, von Ruhe zu Besorgnis, von Angst zu Mut. Ich komme kaum mit, so schnell schleudern Sie mir Ihre Gefühle entgegen.«
    »Es ist sein Gehirn«, erklärte der Arzt, der am anderen Ende des Raumes stand, ein Klemmbrett und einen Stift in der Hand. »Jedes Mal, wenn Mr. Loginov eine Vision hat, tritt er an den Rand des Wahnsinns. Kein Wunder, dass er unter Stimmungsschwankungen leidet.«
    Graves verzog die Lippen. »Ich glaube, Sie vereinfachen etwas zu sehr, Doktor, aber das ist schon in Ordnung. Manchmal brauchen komplexe Menschen eben etwas Einfachheit in ihrem Leben.« Sie beugte sich zu Artur hinunter, und ihre grauen Augen wirkten so kühl wie ein Grab. »Aber jetzt müssen wir beide uns unterhalten.«
    Artur ignorierte sie. Marilyn schluchzte. Die arme, tote Marilyn. Wenn mit Elena dasselbe geschah ...
    »Mr. Loginov.«
    »Nein«, spie er heraus. Er erinnerte sich an den feuchten, muffigen Keller, den Gestank von Blut; an die Frau, die gestorben war, in ihm weiterlebte und um Frieden bettelte. Jetzt hatte derselbe Mörder seine Klauen um den Hals einer anderen Frau geschlungen, und er konnte nichts dagegen tun. Nichts als hoffen und beten. »Nein, Miss Graves. Ich werde die Geheimnisse meiner Agentur nicht preisgeben. Fügen Sie mir Schmerz zu, wenn Ihnen danach sein sollte, aber Sie haben mich endgültig verloren.«
    Ihre Mundwinkel sackten nach unten; es war ein hässlicher Mund, grau und hart. »Da haben wir wieder diese Stimmungsschwankungen, hm. Sie sind wirklich sehr launisch.« Sie warf dem Arzt einen Blick über die Schulter zu. Er beobachtete sie mit unverhülltem Interesse. »Ich glaube, Sie haben noch einen anderen Termin, Doktor. Sie wollen sich doch nicht verspäten.«
    Dem alten Mann war seine Enttäuschung deutlich anzusehen, aber er nickte und verließ die Zelle. Als er fort war, zog sich Graves einen Stuhl an den Tisch, setzte sich und schlug die Beine übereinander. Artur sah keine Waffe an ihr, er war jedoch sicher, dass sie eine bei sich trug.
    »Ich hätte Sie umbringen sollen«, erklärte Graves.
    »Das können Sie immer noch.«
    »Nein«, widersprach sie. »Dafür ist es jetzt zu spät. Sie sind jetzt eine Herausforderung für mich, nicht dass ich eine gebrauchen könnte, nein, aber offenbar kann ich bei Ihnen einfach nicht anders.«
    »Ihr Leben muss ziemlich trist sein, wenn es die einzige Aufregung darin ist, mich zu foltern.«
    Sie lachte. »Ach, Mr. Loginov, was wir noch alles für Sie bereithalten. Sie reden sich ein, es könnte nicht schlimmer werden. Sie glauben, es gibt nichts Schrecklicheres als das, womit ich Sie eben gequält habe. Sie glauben, Sie könnten genug Zeit schinden, genug Geheimnisse in Erfahrung bringen, um fliehen zu können. Sie Ärmster. Sie irren sich gründlich.«
    »Warum tun Sie das?«, fragte er. »Sie werden mich nicht dazu bringen, Ihrem Konsortium beizutreten oder meine Freunde zu verraten. Sie werden durch diese ... Tests nichts von großem wissenschaftlichem Wert herausfinden. Sie benehmen sich nur wie eine primitive Sadistin.«
    »Selbstverständlich.« Graves klang, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. »Es geht um Macht, Mr. Loginov. Und meine ist im Augenblick größer als Ihre.«
    »Macht«, höhnte Artur. »Macht ist eine Illusion. Sie hängen daran wie an einer Droge, aber sie ist bedeutungslos. Sie tun das, damit Sie als jemand wahrgenommen werden, der mehr ist, als Sie sind. Das ist aber eine fatale Schwäche in Ihrem Ego. Und darüber hinaus ist es sehr ... traurig.«
    Sie hätte ihn fast umgebracht. Er sah es in ihren Augen, diesem tödlichen Grau. »Ich glaube, Sie wollen

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