Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
Vom Netzwerk:
alle beantwortet.«
    »Ich hätte nur dieselben Informationen erhalten, über die ich bereits verfüge. Namen, Adressen, Geschichten, Dokumente über die Fälle, die Ihre Agentur bereits gelöst hat. Damit meine ich diejenigen, von denen die Leute wissen. Nein. Es wäre Zeitverschwendung, und außerdem gibt es auch dort Hindernisse. Die Situation ist etwas vielschichtiger, Mr. Loginov. Und zwar weit vielschichtiger, als irgendjemand weiß, einschließlich Miss Graves.«
    »Vielleicht unterscheiden sich einfach unsere Philosophien.« Artur fröstelte. »Wir helfen anderen. Und es ist offenkundig, dass Sie vor allem sich selbst helfen.«
    Ihre Zähne blitzten ebenso hell wie die Diamanten an ihren Knöpfen, kalt, hart und scharf. »Ist das nicht dasselbe? Hilf dem einen, hilf dem anderen, helft euch gegenseitig? Gute Taten für ein gutes Karma? Ich glaube nicht, dass Sie mich gut genug kennen, um verurteilen zu können, wie ich meine Energie verwende, Mr. Loginov.«
    »Ich weiß, dass Sie sich einen Serienmörder als Schoßtier halten. Und ihn gelegentlich zum Spielen von der Leine lassen. Ich weiß, dass Sie ein wenig Schmerz und Folter nicht abgeneigt sind. Sagen Sie, Miss Weave, halten Sie das nicht für einen ausgezeichneten Indikator für die ... Energie einer Person?«
    Sie zuckte anmutig mit den Schultern. »Mein Fokus ist
    ein anderer, ebenso wie meine Ziele. Wir alle erreichen unsere Ziele auf verschiedenen Wegen. Meine sind einzigartig, nehme ich an, aber nicht so übermäßig anders. Ich möchte sogar behaupten, dass unsere beiden Organisationen recht viel gemein haben.«
    »Nein«, widersprach Artur. »Das ist...«
    »Unmöglich?« Sie lächelte. »Hat Nancy Dirk Ihnen jemals erklärt, warum sie und ihr Ehemann ihre Agentur gegründet haben?«
    Ihre Frage überrumpelte ihn. Als er schwieg, nickte sie. »Natürlich nicht. Niemand auf Ihrer Seite hat jemals irgendetwas erklärt. Es wurde einfach so gemacht, schon immer. Ich weiß gar nicht, warum ich etwas anderes erwartet habe. Sie gehören nicht einmal zur Familie. Vielleicht hätte ich kühner sein sollen, alles auf eine Karte setzen und ihre Enkelkinder entführen sollen, Max und Dela.«
    Artur schluckte. »Sie reden, als würden Sie viel länger von uns wissen als nur ein Jahr.«
    »Aber ja«, erwiderte sie. »Mindestens ein Lebensalter.«
    Miss Weave betätigte einen Schalter an der Armlehne ihres Stuhls und rollte so dicht an ihn heran, dass ihr Arm gegen den Tisch stieß. Artur sammelte seine Kräfte, als sie ihre Hand langsam hin zu seinem Handgelenk hob. Das schien die einzige Bewegung zu sein, zu der ihr Körper noch fähig war.
    »Ich werde Sie jetzt berühren«, sagte sie. »Sind Sie bereit, Mr. Loginov? Ich werde etwas anderes probieren, es wird nicht gerade sanft sein.«
    »Das weiß ich«, erwiderte Artur. »Ich halte Sie nicht für eine Frau, die auf sanfte Berührungen steht.«
    »Sehr wahr«, flüsterte sie. Ihr kleiner Finger berührte seine Haut.
    Es fühlte sich an, als ertrinke er in heißem Teer. In ihrem
    Kopf sah er nur eine zähe, feucht glänzende Dunkelheit, die sein Gehirn überzog und sich wie ein Schmierfilm über sein Bewusstsein legte. Er konnte nicht nachdenken, nicht kämpfen. Seine Lungen arbeiteten, doch das spielte keine Rolle; sie stahl ihm den Sauerstoff aus dem Hirn, saugte ihn aus, Gedanken um Gedanken. Er fühlte einen scharfen Schmerz an der Basis seines Schädels, der sich in ihn hineinzubohren schien. Er versuchte zu schreien ...
    Sie müssen atmen, sagte sie, während sie seinen Geist erstickte. Wenn Sie Luft holen, lassen Sie mich herein.
    Artur sah sich selbst, wie er in dem roten, plüschigen Raum auf dem Bett lag, die Hand dieser Frau an seiner Schläfe. Sie erzeugte einen Wurm, der die Geheimnisse aus seinem Hirn stehlen sollte. Ein Haus, weit entfernt; es war ihr Haus, es war ihr ...
    Hören Sie auf!
    Nein! Verschwinden Sie!
    Sie verstärkte ihren Griff um seinen Geist, drang tiefer hinein, und zum ersten Mal, seit er in die Agentur eingetreten war, wurde sich Artur Rolands Barriere bewusst, der Sicherung, der schwarzen Mauer, die er in Arturs Kopf errichtet hatte und die alle Erinnerungen umgab, die mit Dirk und Steele zu tun hatten. Er konnte sich nicht vorstellen, was Miss Weave beabsichtigte; ihm kam es vor, als hätte sie bereits alles, was sie benötigte, und noch mehr — mehr sogar, als Artur wusste.
    Aber da sie Arturs Erlaubnis nicht bekam, in ihn eindringen zu dürfen, musste sie ihn

Weitere Kostenlose Bücher