Shadow Touch
offensichtlich gewaltsam knacken - ihn ertränken, schwächen oder gar töten -, um ihn in ihr Netz zu weben, diese Spinne, die ihre Hände in seinen Geist gegraben hatte. Er kämpfte gegen sie an, versuchte die Dunkelheit zu durchbrechen, die sich wie eine Teerschicht über seinen Geist gelegt hatte. Aber sie war zu stark. Sie überwand ihn, und er konnte sich nur bemühen, schrie, schrie mit seinem Herzen ...
Mit einem Herzen, dem eine Präsenz innewohnte, die hell und rein brannte. Elena. Die süße Elena.
Die Dunkelheit, die seinen Geist umhüllte, riss auf. Miss Weave schrie - und dann überfluteten ihn Visionen: drei alte Frauen, die um einen langen Konferenztisch auf einem Podest saßen; Nein, nein, das ist falsch, das kannst du nicht tun - Es gibt einen Vertrag, meine Liebe; ein Vertrauen, das wir nicht enttäuschen dürfen - Schwestern, eines Blutes, ihr müsst doch begreifen, was wir gelobt haben. Dann befand er sich in einem dunklen Raum, vor dessen hohen Fenstern es schneite. Miss Weave, Beatrix, die auf ihre Hände starrte, auf ihre nackten Beine, auf den nackten Mann, der gebunden auf dem Boden zu ihren Füßen lag, ein junger Mann mit braunem Haar und kalten grünen Augen - Charles Darling, ich glaube, ich möchte Sie für mich selbst haben - dann ein anderer Mann, dunkelhäutig, der in einem Kreis aus Sand kniete und dessen grüne Augen glühten - eine andere Beute, ein anderer- Dunkelheit, vollkommene Dunkelheit, falsch ausgesprochene Worte, und - ich bin genau so wie mein Großvater - genauso wie -Magie -er-die Geschichten sind wahr - unsterblich - Töchter, so viele Töchter, so viel Macht verloren - so viel Macht zu gewinnen, so viel - die Russen werden uns helfen; die Syndikate kontrollieren wir jetzt schon fast, nach ihnen kommen die Japaner dran, die Yakuza, und danach ...
Miss Weave keuchte und zog ihre Hand von ihm weg. Sie hatte die Augen weit aufgerissen: vollkommen schwarz, wie die eines Tieres.
»Unmöglich!«, murmelte sie. »Sie hatten Hilfe.«
Artur schwieg. Er unterdrückte alle Gedanken an Elena, an seine Freude darüber, dass sie lebte und bei ihm war, noch kämpfte ...
»Nein«, sagte Miss Weave. »Ich glaubte jemanden gefühlt zu haben, als Sie die Verbindung das erste Mal zerstörten, aber es ergab keinen Sinn. Das Mädchen besitzt eine solche Gabe nicht.«
Miss Weave hörte auf, ihre Hand zu reiben, und beugte sich vor. So dicht an Artur heran, dass er die Reflektion seines Gesichts in diesen unvorstellbar dunklen Augen sah. »Ich mache nicht zweimal denselben Fehler, Mr. Loginov.« Sie hielt inne und betrachtete sein Gesicht. »Meinen Quellen wurde gesagt, dass Sie die Hand einer jeden Person schütteln, mit der Sie Geschäfte machen. Und zwar ohne Handschuhe. Sie tun das, um sicherzugehen. Sagen Sie, Mr. Loginov, haben Sie jemals Nancy Dirks Hand geschüttelt?«
»Nein«, log er. »Das hat sie nicht zugelassen.«
Ihre Miene veränderte sich nicht; Artur wusste nicht, ob sie seine Lüge durchschaut hatte. Ihr Rollstuhl summte, als sie zurückfuhr. »Ich werde Sie zu einem von meinen Leuten machen«, sagte sie ruhig. »Mir ist noch nie jemand entkommen.«
»Der schwarze Faden«, erwiderte er.
»Mein kostbarer Faden«, bestätigte sie. »Meine besondere Webarbeit. Mein kleines Netz.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe die kurze Zeit in Ihnen genossen. Ihre Albträume sind entzückend. Fast noch besser als die von Mr. Darling. Es tut mir sehr leid um Ihren Verlust.«
Er konnte nicht anders. »Sie können unmöglich ein Mensch sein.«
»Oh.« Sie lächelte und ihre Zähne blitzten. Einige wirkten plötzlich schärfer als noch vorhin. »Ich war einmal ein Mensch. Aber das ist schon sehr lange her.«
Artur hielt die Luft an. Miss Weave neigte anmutig den Kopf.
»Ich lasse ein paar Pfleger kommen, die Sie ankleiden und in einen Raum bringen, wo Sie sich ausruhen können. Wir unterhalten uns sehr bald weiter, Mr. Loginov. Aber zuerst, glaube ich, muss ich ein Gespräch mit dem Mädchen führen, das in Ihrem Herzen lebt.«
Rictor führte Elena zu ihrem nächsten Termin mit dem Arzt. Er wirkte erschöpft. Elena musste sich bemühen, nicht zu viel Mitgefühl mit ihm zu haben. Sie vertraute ihm ein wenig, was angesichts ihrer Lage schon verrückt genug war. Mehr zu tun wäre einfach nur dumm gewesen. Er war der Feind. Sozusagen.
»Ja«, meinte Rictor. »Sie sollten mir nicht vertrauen. Ich bin nicht sicher ... für Sie.«
»Das glaube ich Ihnen«, erwiderte Elena.
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