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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Eine Ausgeburt ihrer Fantasie. Dieser Mann war nicht in der Lage, Mitgefühl zu empfinden.
    »Ich habe Ihnen nur einen Weg aus dieser Einrichtung aufzeigen wollen«, meinte er. »Ist Ihnen Ihre Freiheit denn keinen kleinen Kompromiss wert?«
    »Nicht, wenn ich ihn mit dem Teufel schließen muss«, erwiderte sie. Sie wollte nicht einmal so tun, als würde sie seinen Vorschlag akzeptieren. Auch wenn es vielleicht klug gewesen wäre, strategisch schlau. Erschleiche dir ihr Vertrauen und verschwinde dann.
    Theoretisch mochte das ein nettes Konzept sein, aber Elena ahnte, dass die praktische Umsetzung erheblich schwieriger werden mochte. Ganz gleich, was sie versprachen, hier konnte sie niemandem vertrauen. Selbst wenn sich das Konsortium an die Vereinbarungen hielt, der Arzt und die Leute, für die er arbeitete, würden einen anderen Weg finden, sie einzusperren und sie für den Rest ihres Lebens an sie zu fesseln.
    Nein, danke. Elena wusste, wie eine Falle aussah, und das hier war die Mutter aller Fallen. Ob Rictor so seine Seele an das Konsortium verloren hatte? Ein kleines Versprechen, eine Karotte an einem Stock? Ein Schritt nach dem anderen, bis er in die Hölle gefallen war.
    Sie sind der Hüter der Monster, dachte Elena an ihn gewendet. Was macht das wohl aus Ihnen, hm?
    Rictor beachtete sie nicht. Elena hatte nichts anderes erwartet. Nachdem sie einen Tag Gefangene und Wärter mit ihm gespielt hatte, wusste sie, dass Rictor sein eigenes Spiel spielte. Nur verstand sie seine Motivation einfach nicht. Er war jedenfalls groß und unheimlich genug, um seine Umstände ändern zu können, wenn er es wirklich wollte.
    Elena deutete auf John. »Was wird aus ihm?«
    »Er wird wieder in die freie Wildbahn entlassen.« Der Arzt grinste bitter.
    »Ich nehme an, dort haben Sie ihn auch gefunden?«
    »Das könnte man so sagen. Die Verzweifelten sind mehr als bereit, sich allem zu unterziehen, für einen gewissen Preis. John und seine Familie glauben, dass er sich einer neuartigen Krebsbehandlung unterzieht, mit freundlichen Grüßen von einer besonderen Organisation, die ungenannt bleiben will.«
    »Sie haben Ihre Finger wohl wirklich überall drin.« Elena betrachtete Johns schlaffes Gesicht. Der Krebs, der ihn bei lebendigem Leib auffraß. Sie dachte an Olivia. »Was genau haben Sie mit mir vor, Doktor? Werde ich auch zu einer Ressource für Sie? Die experimentelle Therapie für die Reichen und Berühmten, angewandt von Elena Baxter, Wunderwirkerin?«
    »Fragen über Fragen«, erwiderte der Arzt.
    »Sie haben eine sehr wählerische Abneigung dagegen. Sie brauchten doch einfach nur nicht darauf zu antworten. Es sei denn, Sie haben eine Vorliebe für richtig gute Prügel.«
    Wieder schloss Rictor die Augen. Der Arzt runzelte die Stirn. »Sie sollten auf Ihre Wortwahl achten, meine Liebe. Das war nicht gerade damenhaft.«
    Elena wollte ihm schon sagen, wie wenig damenhaft sie in Wirklichkeit war, aber er sprach weiter. »Wir haben große Pläne. Sie haben das Potenzial, gewaltige Leistungen für die Organisation zu erbringen, sogar für die ganze Welt. Sehr w ahr scheinlich wird alles, was wir von Ihren Fähigkeiten in Erfahrung bringen, die Medizin revolutionieren. Sie sind immerhin ein wandelndes Medikament gegen Krebs. Und dabei ist das erst der Anfang dessen, wozu Sie noch in der Lage sind. Die Möglichkeiten sind endlos.«
    »Ich kenne meine Grenzen«, erwiderte sie. Das Funkeln in seinen Augen beunruhigte sie.
    »Sicher«, erwiderte er. »Aber ich nicht. Also werden wir herausfinden, wie weit uns ein wenig Geduld über diese Grenzen hinausbringt. Zum Glück habe ich den Faktor Zeit auf meiner Seite.«
    Genauso gut hätte er ihr auch mit einem roten Filzstift DU GEHÖRST MIR auf die Stirn schreiben können. Ja, ihr Leben würde sich nicht mehr sonderlich verbessern.
    Rictor zuckte zusammen. Der Arzt schien es nicht zu bemerken, Elena dagegen schon. Rictor war kein Mann, der überflüssige Bewegungen machte.
    Einen Augenblick später krümmte sich Elena zusammen, als ein heftiger Schmerz durch ihr Herz zuckte. Sie griff sich keuchend an die Brust. Der Arzt berührte ihre Schulter. Elena versuchte nicht, ihn wegzustoßen. Der Schmerz zog sie in die Tiefe; sie hatte das Gefühl, zu ersticken, zu sterben, aber das konnte ja nicht sein. Ihr Herz war in Ordnung, sie war zu jung, zu gesund, zu lebendig, und das war keine Panik ... es war kein ...
    Artur.
    Sie fühlte ihn. Sein Geist erreichte sie über dieselbe Verbindung, die

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