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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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verschwinden, verlierst du vielleicht dein Leben.«
    »Wie melodramatisch!« Sie klang jedoch nicht sehr überzeugend, sondern wirkte eher benommen. Artur nahm sie an die Hand und zog sie tiefer in den Wald hinein. Rik und Amiri warteten an einem umgestürzten Baum auf sie.
    »Wo ist denn der Wendehals?«, erkundigte sich Rik. Er atmete noch immer angestrengt. Dass er in einem Tank von der Größe eines kleinen Aquariums hatte leben müssen, war seiner Ausdauer offenbar nicht sonderlich förderlich gewesen.
    »Er lenkt die Bösen von uns ab.« Elena sah den Gestaltwandler scharf an. Offenbar gewann sie allmählich ihre Fassung wieder. Artur war zwar froh darüber, hoffte jedoch gleichzeitig, es möge nicht nur daran liegen, dass sie Rictor verteidigen wollte.
    Wann eigentlich bist du so eifersüchtig geworden? Selbst bei Tatyana warst du nicht so kühn.
    Tatyana war jedoch nicht Elena.
    Artur führte sie nach Osten und ließ die Sonne auf sein Gesicht scheinen. Er hoffte, dass Rictor seine Rolle spielte, Beatrix Weave und ihre Leute in die Irre führte und von ihrer Spur ablenkte. Dennoch verwirrte es ihn nach der Machtdarbietung, die er vorhin gesehen hatte, dass Rictor nicht einfach stehen geblieben war und um ihr Leben gekämpft hatte. Gekämpft und gewonnen hatte.
    Noch ein Rätsel. Nichts ist, wie es scheint.
    Je später es wurde, desto erschöpfter waren sie und schleppten sich nur noch müde weiter. Ihre Mägen knurrten. Nur Amiri wirkte noch kräftig und geschmeidig; er glitt wie ein gefleckter Geist durch den Wald, lautlos und gefährlich. Artur überlegte, ob die Raubkatze für sie jagen könnte, falls sich dies als nötig erweisen sollte. Er hoffte allerdings, dass es gar nicht so weit kam.
    Doch nicht nur ihre Kraft ließ nach. Auch das Wetter veränderte sich. Dunkle Wolken zogen sich zusammen, verdeckten den blauen Himmel und die Sonne. Artur hörte ein Donnern.
    »O nein!«, stieß Elena hervor. Sie blickte auf ihre Hände, als ein dicker Regentropfen auf eine Handfläche fiel. Ein weiterer folgte, dann noch einer und noch einer ...
    Die himmlischen Schleusen öffneten sich. Der Wald gewährte ihnen nur wenig Schutz vor dem Wind und dem Regen, die sich gemeinsam gegen sie verschworen. Der peitschende, mit Hagel durchsetzte Regen prasselte scharf auf ihre ungeschützten Gesichter und Körper. Artur zog Elena dicht an sich, um sie zu schützen. Es war zwar eine fruchtlose Geste, aber sie schlang ihren warmen Arm um seine Taille und hielt ihn fest.
    Fell streifte seine Beine. Amiri schob sich an ihnen vorbei und verschwand in dem Wolkenbruch. Rik kämpfte sich wie ein Schatten an Arturs linker Seite weiter, gebeugt und bemüht, auf den Beinen zu bleiben.
    Artur lauschte, doch der prasselnde Regen löschte alle anderen Geräusche aus. Es gab nur Wasser, sein Atmen und den Herzschlag. Mehr konnte er nicht hören. Wenn sie verfolgt wurden, würden sie bis zum letzten Augenblick keinerlei Vorwarnung erhalten.
    Geschwindigkeit, dachte er und beschleunigte seine Schritte. Elena kam ins Straucheln, doch er hielt sie fest und schließlich schlug auch sie sein Tempo ein. Er würde sie natürlich auf keinen Fall zurücklassen. Sollte der Augenblick kommen, da sie nicht mehr weitergehen konnte, würde er sie tragen oder einfach stehen bleiben und sich auf das letzte Gefecht vorbereiten. Er würde sie auf keinen Fall zurücklassen.
    Niemand sagte etwas. Es war schon schwer genug, einfach nur zu gehen und sich gegen den Wolkenbruch und den Hagel zu behaupten, der auf sie niederprasselte. Artur sah Elena an. Ihre Haut war weiß, die Prellungen auf ihrem Hals und ihren Wangen dunkelblau, fast leuchtend. In dieser Nacht würde sie vermutlich noch mehr Verletzungen davontragen.
    »Es tut mir leid«, murmelte er. Elena wischte sich das Wasser aus dem Gesicht, sinnloserweise, denn sie war durchnässt bis auf die Knochen. Sie runzelte die Stirn, aber Artur glaubte nicht, dass diese Grimasse ihm galt.
    »Was tut dir leid?«, erkundigte sie sich.
    »Das alles«, sagte Artur. »Ich weiß nicht.«
    »Es ist nicht deine Schuld.«
    Er widersprach ihr nicht, auch wenn ihm das schwerfiel. Hätte er geantwortet, hätte er sicher etwas so Idiotisches gesagt wie: Ich wünschte, ich könnte dich beschützen. Ich würde dich gern in die Arme nehmen und dich mit meinem Körper bedecken, damit dir der Wind nicht so zusetzt. Ich wünschte, ich könnte dich hier wegbringen, Elena, an einen sicheren Ort.
    In der Ferne heulten Wölfe.
    »Ist

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