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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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es wohl das, für was ich es halte?«, wollte Elena wissen.
    »Ja.« Er lauschte weiter. Elena starrte in die Bäume hinauf. Die Wölfe heulten wieder, näher diesmal. Sie mussten sehr nah sein, wenn Artur sie trotz des Sturmes so deutlich hören konnte.
    »Wo sind wir, Artur? Kannst du nicht ... ich weiß nicht... einen der Bäume anfassen und es herausfinden?«
    Artur schüttelte den Kopf. »Das wäre sinnlos. Bäume wissen nichts über Geografie, und ich bezweifle, dass hier in letzter Zeit ein Mensch durchgekommen ist. In diesem Wald nach dem Echo einer Person zu suchen ist ganz unmöglich. Wenn wir weitergehen, werden wir schneller eine Antwort darauf bekommen.«
    »Genau«, meinte Rik, der näher herantrat. »Nur könnten wir das noch ziemlich lange tun.«
    »Keine Sorge«, erwiderte Elena und ging weiter. »Wenn es noch länger regnet, kannst du wahrscheinlich hier rausschwimmen. «
    »Sehr komisch«, murmelte er.
    Schließlich hörte der Regen auf, aber sie waren immer noch durchnässt. Elena zitterte vor Kälte. Rik dagegen schien die Kälte trotz seiner Nacktheit nichts auszumachen. Artur fragte sich, ob seine unmenschlichen Fähigkeiten dafür verantwortlich waren, dass er so gut mit den sinkenden Temperaturen zurechtkam.
    Es wurde dunkel, aber keinerlei Sterne tauchten am Himmel auf. Sie wurden von den tief hängenden Wolken verdeckt. Artur überlegte gerade, ob sie ein Nachtlager aufschlagen sollten, als Amiri zwischen ihnen auftauchte. Der Gestaltwandler war eine Weile fort gewesen. Langsam - und weit weniger mühelos als bei seinen früheren Verwandlungen - wurde er zu einem Mann. Dabei wirkte er erschöpft.
    »Weiter vorn ist ein Haus«, erklärte er. »Ich habe es nicht näher untersucht, aber wenn es leer ist...« Er hob die Hände und zuckte mit den Schultern.
    Essen, Schutz und Ruhe. Wenigstens für eine kurze Zeit. Vielleicht würden sie sogar herausfinden, wo in aller Welt sie eigentlich hingebracht worden waren.
    Rasch gingen sie weiter und erreichten ein paar Minuten später eine Lichtung, in deren Mitte ein kleines Blockhaus stand. Nirgendwo waren elektrische Leitungen zu sehen. In der Nähe parkte ein alter Lastwagen, doch er sah aus, als wäre er seit einer Weile nicht mehr benutzt worden.
    »Ist da jemand?«, fragte Elena.
    »Wartet einen Augenblick«, erwiderte Amiri. Goldenes Licht drehte sich in seinen Augen und strömte über seinen Körper, bis eine Raubkatze vor ihnen stand. Artur ertappte sich dabei, wie er Elena beobachtete. Er betrachtete ihre staunenden Augen und hörte, wie sie die Luft einsog, als ihr wieder einfiel, dass sie atmen musste. Das Wunder war für sie immer noch nicht abgestumpft.
    Amiri glitt durch das Unterholz, hielt sich im Schatten und erreichte Augenblicke später die Blockhütte. Dann verschwand er, und Artur wartete, hoffnungsvoll.
    Amiri blieb lange fort, doch als er schließlich auftauchte, hatte er sich wieder in einen Mann verwandelt und winkte sie zu sich. Die anderen stolperten aus dem Unterholz. Artur sträubten sich augenblicklich die Nackenhaare; er hasste es, sich so offen zu zeigen. Ganz gleich, wie vorsichtig sie auch gewesen sein mochten, es bestand immer die Chance, entdeckt zu werden.
    »Ich habe Menschen gewittert«, verkündete Amiri, als sie sich näherten, »aber die Fährte ist alt. Hier war seit mindestens einer Woche niemand mehr.«
    »Was nicht bedeutet, dass die Besitzer nicht zurückkommen könnten. Aber wir sollten wenigstens für ein paar Stunden in Sicherheit sein.« Artur ging zur Vordertür und untersuchte das Schloss. Es war sehr alt. Er unterdrückte den Anflug von schlechtem Gewissen, ging einen Schritt zurück und trat zu. Er brauchte mehrere Versuche, bis das Schloss endlich brach. Der Lärm, den er dabei machte, war beträchtlich, und er sah, wie die anderen zusammenzuckten. Er hoffte, dass niemand in der Nähe war, der es hören konnte.
    Die Luft in der Blockhütte wirkte abgestanden. Artur tastete sich an der Wand entlang und fühlte, wie Amiri wie ein warmer Geist an ihm vorbeiglitt. »Da sind Fensterläden«, flüsterte Amiri. »Sie dürften dicht genug sein, um zu verhindern, dass Licht herausscheint. Falls jemand im Wald nach uns sucht.«
    Rik und Elena drängten sich hinter Artur in die Blockhütte, der die Tür leise hinter ihnen schloss. Dann wartete er in der Dunkelheit, während Amiri in der kleinen Hütte herumschlich. Eine Minute später hörte er etwas rasseln, dann zischte eine Flamme auf.

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