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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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paar Liter im Tank, allerdings nicht genug, um Wladiwostok zu erreichen.
    »Ist es nicht so, dass die Leute hier Tauschhandel akzeptieren?« Elena drehte sich um und warf einen Blick auf die Ladefläche des Lieferwagens. »Gibt es da etwas, womit wir handeln könnten?«
    »Hier ist gar nichts«, erwiderte Amiri.
    »Wir schaffen das schon.« Artur dachte sich bereits eine Geschichte aus, etwas, womit sie sich das Benzin beschaffen konnten. Benzin war genauso eine Ware wie Essen und Obdach, und er hatte sich diese lebensnotwendigen Dinge häufiger erschwatzt, als er zählen konnte. Er würde es also wieder tun können. Er war einfach nur ein bisschen außer Übung.
    Deine Fehler könnten dich und die anderen das Leben kosten. Du kannst es dir nicht leisten, einen Fehler zu machen -selbst auf dieser Straße zu fahren ist riskant.
    Aber er verließ sich darauf, dass Rictor das Konsortium von ihnen ablenkte, und außerdem setzte er darauf, dass Beatrix Weave seine Kühnheit unterschätzte. Letztlich war Artur nicht mehr als ein Schläger für sie, ein ehemaliger Verbrecher. Schlimmstenfalls ein Überlebender und ein Feigling. Sie und Graves erwarteten zweifellos, dass er sich mit seinen Mitflüchtlingen in einer Höhle verkroch oder allein weiterreiste, während sich die anderen zerstreuten und versuchten, sich allein durchzuschlagen.
    Jedenfalls hoffte er, dass sie das dachten. Es war ein Risiko, aber andererseits hatten ihn gerade diese Risiken am Leben erhalten, während die Kleinlauten und Duckmäuserischen gestorben waren, verhungert und missbraucht.
    Artur fuhr weiter, bis er einen vertrauten Umriss neben der Straße bemerkte. »Da ist unsere Benzene Station .« Er spürte Elenas fragenden Blick. »Die Tankstelle.«
    Zum Glück waren sie die einzigen Kunden. Zwischen den Pumpen stand eine winzige Hütte mit Eisengittern vor dem Fenster. Artur sah einen großen Haarschopf.
    »Alle aussteigen«, befahl er. »Und tut so, als wärt ihr aufgeregt.«
    »Das wird schwierig«, erwiderte Rik knurrend. Sie kletterten aus dem Lieferwagen: schlecht gekleidete Flüchtlinge, erschöpft und verängstigt. Artur war sehr stolz auf sie. Er zog Elena an sich, als er den Schlauch in den Tankstutzen steckte. »Du bist brutal misshandelt worden, verstehst du?«
    »Ja«, erwiderte sie, ohne zu zögern. Er nahm sie mit zu dem kleinen Fenster, wo eine Frau mittleren Alters saß. Sie trommelte mit ihren langen Fingernägeln klackend auf den Plastiktresen und hatte eine Zigarette zwischen den Lippen.
    Sie sah Elenas Gesicht und ihren Hals an und fragte auf Russisch: »Haben Sie sie so zugerichtet?«
    »Nein«, antwortete Artur und registrierte mit einem bewundernden Seitenblick Elenas ängstlich aufgerissene Augen, die erstaunlich hell glänzten, und das Schluchzen, das sie heldenhaft zu unterdrücken versuchte. »Sie und ihre Freunde haben unser Land besucht, als sie von Dieben überfallen worden sind. Jugendlichen Dieben, wenn ich sie richtig verstanden habe. Sie haben mit ihr Geschäfte gemacht und sie dann beraubt. Reisepass, Geld, Kleidung. Ich habe sie unterwegs zufällig aufgelesen. Wir wollen nach Wladiwostok. Dort gibt es ein Konsulat der Vereinigten Staaten von Amerika.«
    »Pah.« Die Frau betrachtete Elena mitfühlend. »Die jungen Leute von heute haben keinerlei Respekt. Die meisten kommen aus Waisenhäusern, wissen Sie? Kleine, verlassene Nichtse, die dort wie Tiere gehalten werden. Kein Wunder, dass sie zu Problemfällen werden.«
    »Ja«, erwiderte Artur. »Ich verstehe, was Sie meinen.«
    Die Frau warf Rik und Amiri einen kurzen Blick zu. Die beiden gaben ihr Bestes, wie am Boden zerstörte Männer auszusehen. »Mein Gott, noch mehr Ausländer. Wie traurig, dass ihnen so etwas zugestoßen ist.« Sie schniefte nachdrücklich. »Wie viel Benzene wollen Sie?«
    Artur zögerte und tat, als wäre er sehr bestürzt. »Es ist mir sehr peinlich, aber ... na ja, Sie sehen ja, dass ich nicht reich bin. Ich habe mein ganzes Geld ausgegeben, um den Leuten Kleidung und Essen zu kaufen. Amerikaner, wissen Sie ... Sie brauchen so viel mehr als wir. Und die Frau ... Ich wollte, dass man sich um sie kümmert, nach allem, was ihr passiert ist. Sie stand vollkommen unter Schock.«
    Die Frau sah ihn finster an, ihre Zigarette baumelte gefährlich nach unten. »Sie haben kein Geld?«
    Artur hob die Hände. Elena zitterte und schlang die Arme um ihre Schultern. Sie war so überzeugend, dass er sie am liebsten auch umarmt hätte.
    »Pah!«, stieß

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