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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Verwirrung. Hast du gehört, was ich gesagt habe, Elena? Ich habe für Geld getötet.
    Ich hab’s gehört, ja. Und ich habe dich gefragt, ob du es immer noch tust.
    Nein. Sein Geist fühlte sich ruhig an. Schon lange nicht mehr. Und wenn ich getötet habe, dann auch nur in Notwehr.
    Elena schloss die Augen. Sie genoss die kühle, salzige Luft, die durch das Fenster ins Wageninnere drang. Sie fragte sich, was Amiri wohl von diesem merkwürdigen Schweigen hielt, davon, dass sie ihre Finger in seinen Handschuh gesteckt hatte. Wusste der Mann, wozu Artur fähig war?
    Ich habe es ihm gesagt. Er war überraschter als du eben gerade.
    Was hast du erwartet? Einen entsetzten Aufschrei? Anschuldigungen? Abscheu?
    Ja. Zumindest aber einen Schock.
    Ich habe schon einiges gesehen, Artur. Ich wusste bereits, dass du eine gewalttätige Vergangenheit hast. Die Mafia passt da sehr gut ins Bild.
    Trotzdem ...
    Nein. Wäre ich niemals in dir gewesen und hätten wir uns wie zwei ganz normale Menschen kennengelernt, dann wäre ich vermutlich über deine Vergangenheit vollkommen entsetzt. Ich würde dir nicht trauen und hätte Angst vor dir. Aber wir haben uns nun mal nicht so kennengelernt, und außerdem war ich in deinem Gehirn. Du kannst nicht verbergen, was du bist. Und du bist ein guter Mensch, Artur Loginov. Wirklich. Ich mag dich.
    Sie verstummten, aber es war keine wirkliche Stille. Arturs Gefühle erzeugten ihre eigene Musik, widersprüchlich und entzückend.
    Du bist bemerkenswert, sagte er schließlich. Seine Gedanken waren so schwach, dass sie sie kaum auffangen konnte. Wirklich, Elena. Ich habe niemals damit gerechnet, jemanden wie dich kennenzulernen.
    Du machst mich verlegen. Das stimmte. Ihr Gesicht fühlte sich heiß an. Und in Gedanken miteinander zu sprechen machte sie auch noch an anderen Stellen heiß ... Oh, wie peinlich. Hoffentlich hatte er das nicht bemerkt. Sie hoffte inständig ...
    Ich habe es nicht bemerkt.
    Fast hätte sie laut gesprochen, aber im letzten Moment fiel ihr ein, dass sie nicht allein waren. Bitte vergiss, dass du all das gehört hast.
    Das möchte ich eigentlich lieber nicht. Seine Gedanken waren leise und neckend.
    Elena zog ihre Hand zurück, aber er erwischte sie und strich mit seinem Daumen über ihre Handfläche. Dann hob er ihre Hand an seine Lippen und küsste sie.
    Ich mag dich auch. Sein Mund berührte ihre Haut immer noch. Elena stockte der Atem; sie riss ihre Hand zurück und legte sie zur Faust geballt in ihren Schoß. Sie fühlte immer noch den Druck seiner Finger - und den seiner Lippen. Die Erinnerung war so wirklich wie Haut. Mein Gott. Er war tatsächlich gut.
    Es war viel zu gefährlich, ihn anzufassen. »Also«, sagte sie, »wie bist du ihnen entkommen?«
    Er warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Ich wurde von einer amerikanischen Detektivagentur rekrutiert, Dirk und Steele.«
    »Klingt wie der Name einer Polizeiserie aus den Siebzigern.«
    Artur zuckte die Achseln. »Sie gaben mir eine neue Aufgabe, etwas, wo ich hingehen konnte. Vermutlich war es das Beste, was mir in meinem ganzen Leben jemals passiert ist.
    Elena dachte an die Frau in Arturs Erinnerungen, seine sanfte Stimme, die weich sagte: Ich liebe dich. Wo diese Frau wohl jetzt war und was zwischen ihr und Artur vorgefallen sein mochte? Ob er sie noch liebte? Gehörte sie auch zu dem Besten, was ihm passiert war?
    Das konnte sie natürlich nicht fragen. Sie würde eine solche Frage niemals über ihre Lippen bringen.
    »Erzähl mir von Dirk und Steele«, forderte sie ihn stattdessen auf.
    »Wie gesagt, es ist eine Detektivagentur. Jedenfalls zum Schein. In Wahrheit ist es eine Organisation, die Menschen wie dich und mich, oder Rik und Amiri, sucht und uns einen Platz bietet, an dem wir nicht allein sein müssen und wo wir unsere Fähigkeiten nutzen können, um anderen zu helfen. Und dabei auch noch Hilfe bekommen.«
    »Wenn das ein Film wäre, ich würde es leicht glauben können.«
    »Vielleicht, aber es ist viel besser, denn es ist wahr.«
    Elena schüttelte den Kopf. »Es fällt mir schon schwer genug, all das zu verarbeiten, was ich bisher gesehen und erlebt habe. Schon bevor ich entführt wurde, bin ich kaum mit meinen eigenen Fähigkeiten klargekommen. Und jetzt...« Sie unterbrach sich und blickte aus dem Fenster auf vorbeiziehende uralte Fassaden russischer Gebäude, sog die Atmosphäre dieses fremden Landes in sich ein, das ihr plötzlich gar nicht mehr so fremd vorkam, nur eben anders, wie Äpfel von

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