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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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erklärte Artur. »Bitte sagen Sie ihm, dass ihn ein alter Freund besucht.«
    Das Mädchen zögerte, ihr Blick zuckte an Artur vorbei, dann an ihnen allen vorbei zur Seite.
    Elena hatte ein ungutes Gefühl, und sie drehte sich herum. Ein korpulenter Mann mit einem kahlen, teigigen Schädel stieg eine schmale Treppe zur Lobby herunter. Er hatte eine Pistole in der Hand, mit der er auf Arturs Rücken zielte. Es klickte, als er sie entsicherte. Elena sah entsetzt zu.
    »Artur Loginov«, sagte er in schrecklichem Englisch. »Was für eine unerfreuliche Überraschung.«
    Artur wusste, wer hinter ihm stand, noch bevor er das Klicken des Sicherungshebels gehört hatte. Die Augen des Mädchens verrieten es. Die Waffe überraschte ihn auch nicht. Er hatte diese Art von Bedrohung sogar erwartet. Deshalb hatte er auch unbedingt allein in das Hotel gehen wollen. Mikhail würde ihn vielleicht nicht wirklich erschießen, aber wo eine Waffe war, bestand zumindest die Möglichkeit dazu. Und Mikhail war ein ausgezeichneter Schütze.
    Womit Artur jedoch nicht gerechnet hatte, war Elenas flüsternde Stimme: »Nein.« Und das Gefühl ihres Körpers an seinem, als sie sich vor ihn stellte, ihn beschützte, mit ausgestreckten Armen, als könnte sie eine Kugel fangen und dieses Symbol des Todes ablenken.
    »Elena!«, fuhr er sie an. Dabei war er so erschrocken, so verängstigt, dass er alle Sanftheit vergaß und nicht mehr daran dachte, dass Mikhail vor allem ein Gentleman war, der niemals eine Frau töten würde, jedenfalls nicht mit einer Pistole. Doch Artur war nur wichtig, dass eine Waffe auf Elenas Herz zielte, das heißt auf sein Herz, durch ihren Körper hindurch -und das war einfach unerträglich. Er packte Elenas Taille, hob sie hoch und drehte sie herum, bis sie hart am Empfangstresen landete. Dann schob er sich fest vor sie, bis er nur noch ihre Augen sah, ihre großen, erschreckten Augen.
    »Ich hätte dich nicht mitkommen lassen sollen!«, stieß er heiser hervor. »Elena!«
    Warum, Elena? Wie konntest du das tun? Wenn du stirbst, bräche es mir das Herz. Elena, Elena, Elena. Ich bin es nicht wert. Ich bin nicht einmal diese Geste wert.
    Er fühlte, wie sich Amiri und Rik neben ihnen aufbauten, drehte sich herum, nahm Riks Arm und zog den Gestaltwandler vor Elena. Amiri musste er nicht auffordern. Der Mann glitt an Arturs Stelle, der Mikhail entgegentrat, der ihn mit einem höchst neugierigen Ausdruck auf seinem aufgedunsenen Gesicht anstarrte. Die Waffe in seiner Hand jedoch schwankte keinen Millimeter.
    »Leg sie weg«, sagte Artur. »Und sieh mich an, Mikhail. Ich bin unbewaffnet.«
    »Ein Mann wie du ist nie unbewaffnet«, entgegnete Mikhail. »Ein Mann wie du ist die Waffe.«
    Artur glaubte zu hören, wie Elena seinen Namen sagte. Rik versuchte sie zu beruhigen, vermutlich vergeblich. Artur wusste, wie eigensinnig sie war. Er wagte jedoch nicht, sich umzudrehen und zu sehen, ob sie sich tatsächlich gegen die Gestaltwandler wehrte. Er trat noch dichter an Mikhail heran, bis er am Fuß der Treppe stand. Die Waffe zielte noch immer auf seine Brust, aber Artur gönnte ihr keinen Blick. Er sah unentwegt in Mikhails Gesicht.
    »Um Himmels willen«, flüsterte er auf Russisch. »Erschieß mich, wenn du willst, aber nicht hier. Nicht vor ihr.«
    Mikhails Blick zuckte an Artur vorbei. »Hast du sie verprügelt?«, erkundigte er sich - ebenfalls in seiner Muttersprache,
    »Selbstverständlich nicht!«, fuhr Artur ihn aufgebracht an.
    »Ich musste das fragen.« Mikhail senkte die Pistole. »Ich hatte nicht vor, dich zu erschießen. Ich habe gerade den Boden saubermachen lassen.«
    »Wirklich?« Die Anspannung ließ seine Nerven vibrieren. »Dann bilde ich mir diese Blutflecken unter meinen Füßen wohl nur ein, ja?«
    Mikhail zuckte mit den Schultern. »Du hattest schon immer eine recht lebhafte Fantasie.«
    Artur hätte sich gern überzeugt, ob es Elena gut ging, aber er wagte es nicht, Mikhail den Rücken zuzudrehen. Er glaubte zwar auch nicht mehr, dass dieser Mann ihn erschießen würde, aber es wäre dumm, ihn aus den Augen zu lassen -und außerdem würde er dafür in Mikhails Achtung sinken.
    Der Russe trat die beiden letzten Stufen zögernd hinunter; es missfiel ihm immer, der kleinste Mann im Raum zu sein. »Mistkerl«, sagte er. »Warum konntest du mich nicht in Ruhe lassen?«
    »Ich brauche Hilfe.«
    »Wenn du nach all den Jahren nach Russland zurückgekehrt bist, dürfte das wohl offenkundig sein.« Mikhail ging zur

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