Shannara VII
Trefenwyd, das wird ein Ritt um Leben und Tod! Die Gnome sind überall!« Ihr Gesicht war blutverschmiert, ebenso ihr Hemd, Wangen und Arme waren zerkratzt. Sie wendete ihr Pferd so dicht neben ihm, daß sie ihn beinahe zu Boden warf. »Steig auf!« schrie sie.
Es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Die anderen saßen bereits auf den Pferden und stoben davon. Tay setzte seinen Fuß in den Steigbügel, den sie freigemacht hatte und schwang sich hinter sie. »Halt dich an mir fest!« schrie Preia.
In einem Wirbelwind aus Staub und Sand und donnernden Hufen rasten sie hinter den anderen her.
Es war eine dramatische Flucht. Diejenigen Gnome, die zu Fuß waren, verstreuten sich auf den Feldern, um ihnen die Flucht abzuschneiden. Einige hatten Schleudern, andere Bögen. Jetzt kamen, zum ersten Mal sichtbar, aus dem Norden die Gnome auf den Pferden herbeigeritten. Zusammen zählten sie viermal soviel wie die Elfen. Auf jeden Fall waren sie zu deutlich in der Überzahl, als daß Jerle und seine Männer ihnen in einem offenen Kampf hätten entgegentreten können.
Jerle Shannara übernahm die Führung und preschte direkt in die Gruppe der Gnome, die zu Fuß waren. Der Grund dafür lag auf der Hand. Die einzige Hoffnung der Elfen bestand darin, schneller als die berittenen Gnome zu sein, und dazu mußten sie an ihnen vorbeikommen und sie weit hinter sich lassen. Wenn sie sich nach links wandten, wohin die unberittenen Gnome sie zu treiben versuchten, würden sie zu den kleinen Hügeln zurückkehren und langsamer werden müssen, und dann konnten die berittenen Gnome ihnen den Weg abschneiden. Wenn sie sich nach rechts wandten, würden sie direkt auf ihre berittenen Feinde zuhalten. Es machte natürlich keinen Sinn umzukehren. Also blieb ihnen nur, nach vorne zu preschen, hinter die marschierenden Gnome zu gelangen und in westliche Richtung zu reiten - denn alle, sowohl Elfen als auch Gnome, wußten, daß es den Gnom noch nicht gab, der schneller reiten konnte als ein Elf.
Also rasten Jerles Leute durch die Maisfelder, möglichst weitläufig ausgeschwärmt, um die Reihen der feindlichen Bogenschützen und Schleuderer zu verwirren und zu trennen und sich so aus der Falle zu befreien. Die Gnome schossen hierhin und dorthin in dem Versuch, ihre Beute zu verfolgen. Die Elfen hielten sich tief gebückt, um möglichst kleine Ziele abzugeben. Nur Jerle vollbrachte das Unglaubliche und stellte sich in den Steigbügeln sogar noch auf. Wie ein Wahnsinniger schrie er auf die Gnome vor sich ein und schwang sein Schwert wie eine Sense. Tay erkannte, daß keiner sonst aus ihrer Gruppe in seiner Nähe war. Jerle preschte geradewegs auf die Gnome zu und trieb den Braunen rücksichtslos über das gepflügte Feld. Tay wußte, was sein Freund vorhatte. Er wollte möglichst viele der Feinde auf sich ziehen, um seinen Gefährten eine bessere Gelegenheit zur Flucht zu geben.
Preia zischte ihm zu, unten zu bleiben, riß den kräftigen Rotbraunen scharf herum und brach aus dem Feld aus. Tay kauerte sich hinter Preias schlanken Rücken, der ihn dennoch schützte, und klammerte sich fest an ihre Taille. Er spürte ihren Körper sich mal zu dieser, mal zu jener Seite neigen, immer im Rhythmus mit den Bewegungen des Pferdes. Er erhaschte einen Blick auf jemandem, der auf sie zuritt, ein verschwommenes Etwas mit wirbelnden Armen und Beinen. Etwas Kleines, Festes schlug gegen seine Schulter und er spürte, wie sein Arm taub wurde. Ohne es zu wollen, ließ sein Griff, mit dem er sich an Preia festhielt, etwas nach, und er glaubte schon zu stürzen, als sie mit einem Arm nach hinten langte und ihm half, oben zu bleiben. Sie erreichten das westliche Ende des Feldes, sprangen über einen Entwässerungsgraben auf einen breiten Streifen Grasland zu und galoppierten auf dem offenen Gelände weiter. Tay riskierte einen Blick über seine Schulter. Die Gnome knieten am Rande des Maisfelds, schleuderten Steine und schossen Pfeile ab. Aber die Reichweite ihrer Geschosse war bereits zu gering, als daß sie die Elfen noch erreichen konnten.
Tay sah wieder nach vorn. Elfenjäger preschten an beiden Seiten an ihnen vorbei und rasten in den Sonnenuntergang, hinter die verlassenen Gebäude des Vorpostens und auf das Grasland zu. Tay versuchte, sie zu zählen; besonders interessierte ihn, ob Jerle unversehrt war, aber die Landschaft war voller Staub und in einen feuchten Schimmer der spätnachmittäglichen Hitze gehüllt, so daß er schnell aufgab und all seine
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