Shannara VII
Nicht nur in Hinsicht auf das, was du mit den Augen sehen kannst, sondern auch in den Angelegenheiten, die dein Herz betreffen. Er wird dir den Ausweg zeigen, wenn du dich an dunklen Orten aufhältst, und den Weg durch dunkle Orte, falls du ihn einschlagen musst. Sobald du ihn brauchst, löse ihn von der Kette und werfe ihn auf den Boden, damit er zerbricht. Vergiss nicht: In deinem Körper, deinem Herzen und deinem Kopf wird damit alles enthüllt.«
Er übergab Bek den Stein an der Kette, der ihn vorsichtig annahm. In der Tiefe wirkte der Phönixstein flüssig; dort sah Bek Wirbel wie in einem dunklen Tümpel, in den er fallen könnte. Er berührte sachte die Oberfläche. Die Bewegung hörte auf, und die Oberfläche wurde undurchsichtig.
»Benutze ihn so oft du möchtest«, fuhr der alte Mann fort. »Aber verberge ihn vor anderen. Seine Magie macht keine Unterschiede. Er wird seinem Träger dienen, selbst wenn er durch Diebstahl erworben wurde. Bewahre ihn sicher auf.«
Bek legte sich die Kette um den Hals und schob den Stein unter sein Hemd. »Das werde ich«, versprach er.
Sein Verstand raste, während er versuchte, die vielen Fragen in Worte zu kleiden, die sich ihm plötzlich aufdrängten. Aber er konnte nicht mehr klar denken, seine ganze Konzentration war auf den alten Mann und das Licht gerichtet. Der König vom Silberfluss betrachtete ihn mit den freundlichen Augen, bot ihm jedoch keine Hilfe an.
»Wer bin ich?«, stieß Bek verzweifelt hervor.
Er sprach, ohne nachzudenken, die Wörter drängten einfach aus ihm heraus. Diese Frage beschäftigte ihn am meisten, erkannte er plötzlich, diese Frage verlangte vor allen anderen nach einer Antwort, denn in den letzten Tagen war sie zum größten Geheimnis seines Lebens geworden.
Der alte Mann winkte vage mit der zerbrechlichen Hand ab. »Du bist derjenige, der du schon immer gewesen bist, Bek. Aber deine Vergangenheit ist dir nicht zugänglich, und du musst sie neu entdecken. Auf dieser Reise wird dies geschehen. Suche danach, und sie wird dich finden. Empfange sie mit offenen Armen, und sie wird dich befreien.«
Bek war nicht ganz sicher, ob er richtig gehört hatte. Was hatte der alte Mann gerade gesagt? Suche danach, und sie wird dich finden - nicht: Du wirst sie finden? Was sollte das nun wieder bedeuten?
Aber der König vom Silberfluss sprach bereits weiter und riss ihn aus seinen Gedanken. »Schlafe jetzt. Nimm, was ich dir gegeben habe, und ruhe, denn heute Nacht wird nichts mehr geschehen, und du brauchst deine Kräfte für das, was vor dir liegt.«
Erneut machte er eine Handbewegung, und Bek spürte unvermittelt eine große Müdigkeit. »Erinnere dich an meine Worte, wenn du aufwachst«, mahnte der alte Mann, während er sich bereits entfernte, wobei das Licht sich vor und zurück bewegte, immer wieder vor und zurück. »Erinnere dich.«
Dann war die Nacht plötzlich so warm und tröstlich wie die Dunkelheit und die Stille in seinem Zimmer daheim. Es gab noch so vieles, was Bek fragen wollte, so vieles, was er wissen wollte. Doch er lag auf dem Boden, seine Lider waren schwer, und sein Denken umwölkte sich. »Warte«, konnte er gerade noch flüstern.
Doch der König vom Silberfluss verschmolz bereits mit der Nacht, und Bek Rowe verfiel in tiefen Schlaf.
Kapitel 48
Als Bek am nächsten Morgen erwachte, war er wieder dort, wo in der Nacht alles begonnen hatte. In seine Decke gehüllt lag er am erloschenen Feuer. Er brauchte einige Augenblicke, bis er die Verwirrung abgeschüttelt und sich klargemacht hatte, dass die Erinnerungen an den König vom Silberfluss real waren. Sie fühlten sich wie ein Traum an, und die Ereignisse trieben zusammenhanglos durch den Dunst in seinem Kopf. Dann sah er in seinem Gewand nach und entdeckte den Phönixstein an der Kette, wo er ihn vor dem Schlafengehen sicher verstaut hatte.
Schlafwandlerisch brachte er Frühstück und Aufräumen hinter sich und dachte, er sollte Quentin etwas von der Begegnung erzählen, konnte sich jedoch nicht dazu durchringen. Er entdeckte ein Muster hinter den Ereignissen, die diese Reise begleiteten, und das beunruhigte ihn. Für gewöhnlich teilte er seinem Cousin alles mit. Sie waren enge Freunde und vertrauten einander. Doch inzwischen hatte er Quentin sein Gespräch mit Coran und seine mitternächtliche Begegnung mit diesem Wesen verschwiegen, das von sich behauptete, der König vom Silberfluss zu sein. Nicht zu vergessen, fügte er rasch hinzu, den Besitz des Phönixsteins. Er
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