Shannara VIII
bogenförmiger Öffnungen ohne Türen zu, die alle auf einem Laufsteg endeten, von dem aus man in einen riesigen Raum hinuntersah, der voller Metallschränke stand und in dem überall Lichter blinkten. Räder drehten sich hinter rauchigen Fenstern; helle Silberscheiben reflektierten das weiche Licht der flammenlosen Lampenröhren, die sich an den Wänden und an der hohen Decke des Raumes entlangzogen. Das Summen der Maschinen war überall zu hören und wurde von seltsamen, piependen und zwitschernden Lauten untermalt.
Der Anblick war gespenstisch, die surreale Vision einer Szenerie, die außerhalb dieser Mauern seit Jahrtausenden nicht mehr existierte. Die beiden verharrten auf dem Laufsteg, betrachteten die Dinge im Raum und suchten nach etwas, das für sie einen Sinn ergab. Nichts von alledem war ihnen vertraut, aber einen Augenblick später sog Ryer hörbar den Atem ein, sprach Walkers Namen und zog Ahren an der Hand mit sich auf eine metallene Treppe zu, die nach unten führte. Er folgte ihr, ohne nachzufragen, und wusste bereits, was geschehen würde. Sie stiegen die Treppe hinunter und suchten sich einen Weg durch ein Labyrinth fünf Meter hoher Schränke, in denen sich reihenweise Silberscheiben drehten. Zumindest ein Teil dieser Maschinerie, die sie vom Laufsteg aus gehört hatten, befand sich hinter Wandplatten. Ahren betrachtete die glatten Oberflächen, die ganz sicher nur aus der Alten Welt stammen konnten. Ob sie die Magie enthielten, nach der die Gesellschaft der Jerle Shannara gesucht hatte? Welche Art von Magie, dachte er, wird in einem Metallgestell mit drehenden Scheiben und blinkenden Lichtern aufbewahrt? Sie waren gekommen, um Bücher zu suchen, aber hier gab es keine Bücher - zumindest keine, die er hätte sehen können. Vielleicht befanden sie sich noch tiefer unter der Erde, und die Schränke und ihre Maschinerie dienten ihnen lediglich als Beschützer irgendeiner Art.
Dann entdeckte er die Kriecher. Etliche zogen durch die Gänge zwischen den Schränken, blieben immer wieder stehen und bedienten die drehenden Scheiben und blinkenden Lichter. Wenn sie Ahren und Ryer gesehen hatten, ließen sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Diese Kriecher unterschieden sich von jenen, denen sie zuvor begegnet waren. Sie waren größer als die so genannten Kehrer, gehörten jedoch zweifellos zur gleichen Sorte Bewohner von Castledown - eher Hüter und Helfer denn Verteidiger. Ausgerüstet waren sie mit eigentümlichen Metallgliedern, die in alle Richtungen ragten, hier und dort zupackten und seltsam geformte Finger in Schlitze und Öffnungen schoben, woraufhin sich die Geräusche und das Blinken der Maschinerie änderten.
Fasziniert ging Ahren langsamer und wollte sich alles genau anschauen, doch Ryer Ord Star ließ ihm keine Zeit. Sie zerrte ihn weiter voran. Ihr Ziel lag am anderen Ende der großen Kammer. Einer der Kriecher bewegte sich in die gleiche Richtung und eilte vor ihnen her, als würde er ihre Absicht voraussehen. Die Seherin warf Ahren einen hektischen Blick über die Schulter zu, lief dann los und zog ihn hinter sich her. In der Schutzhülle des Phönixsteins rannten sie hinter dem Kriecher her, auf eine Reihe von Metalltüren zu, die sich vor schwach beleuchteten Räumen befanden, wie man durch hohe dunkle Fenster erkennen konnte.
Der Kriecher war schneller, kam als Erster dort an und berührte eine Platte, woraufhin eine der Türen zur Seite glitt. Wieder wurden Platten mit blinkenden Lichtern sichtbar, dazu Dutzende von Röhren, die auf die Mitte des Raumes zuliefen. In diesen Raum rollte der Kriecher lautlos auf seinen Rädern hinein.
Ahren und Ryer folgten ihm rasch, das Mädchen noch immer voraus. Kaum durch die Tür, blieb sie so plötzlich stehen, dass er in sie hineinrannte. Während er mühsam das Gleichgewicht wieder fand, ließ er den Blick durch den Raum schweifen. Plötzlich stockte ihm der Atem.
Sie hatten Walker entdeckt.
Aber vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie ihn nicht gefunden hätten.
Kapitel 17
Nacht breitete sich über das Land wie eine große, geschmeidige Katze, deren Schatten die Wälder in immer tiefere Dunkelheit hüllte und heimlich und heimtückisch das Tageslicht stahl. Bek saß seiner Schwester gegenüber und beobachtete, wie sie Scheiben von einem Stück Käse schnitt und Brot auf einem flachen Stein röstete, den sie mit Glut erhitzt hatte. Zuvor hatte sie bereits Beeren gewaschen und auf großen Blättern verteilt, die sie von tropischen
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