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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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ungefähr war das.«
    »Sozusagen Raub, Gewalt und Beute?«
    »Wenn du’s nicht stehlen kannst, mußt du darum kämpfen, so ist das. Ich machte mich nützlich. Ich brachte es zum Provinzstatthalter von Deelguy – zur Abwechslung ehrliche Arbeit – «
    »In Deelguy, Mollo? Ach, hör mal – «
    »Also, jedenfalls ziemlich ehrlich. Viel Kopfschmerzen und Sorgen – zuviel Verantwortung – «
    »Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie du dir nördlich des Telthearnas vorgekommen sein mußt, als Oberkommandant von Festung Schauerlich – «
    »Eigentlich war es die Provinz Klamsid. Nun ja, man kann auch auf diese Weise sein Schäfchen ins trockne bringen, wenn es einem gelingt, am Leben zu bleiben. Dort war ich, als ich von Shrains Tod hörte – er wurde von den Ortelganern vor fünf Jahren in der Schlacht im Vorgebirge getötet, als Gel-Ethlin sein Heer einbüßte. Armer Junge! Nun, vor ungefähr sechs Monaten kommt ein Deelguyer Kaufmann zu mir und verlangt eine Reisegenehmigung – ein ekelhafter, mieser Rohling namens Lalloc. Als wir allein sind, sagt er: ›Bist du Herr Mollo aus Kabin beim Stausee?‹ ›Ich bin Kommandant Mollo‹, sage ich, ›und geneigt, schmierige Schmeichler kräftig herunterzuputzen.‹ ›Nein, Herr‹, sagt er, ›das ist keine Schmeichelei; ich habe eben die Regenzeit in Kabin verbracht und habe Nachrichten für dich. Dein älterer Bruder ist tot, und der Besitz ist dein, aber niemand weiß, wo man dich finden kann. Du hast gesetzlich noch drei Monate Zeit, um ihn zu beanspruchen.‹ ›Was soll mir das?‹ dachte ich mir; aber später dachte ich darüber nach und stellte fest, daß ich heimkehren wollte. Also ernannte ich meinen Stellvertreter aus eigener Machtbefugnis zum Kommandanten und schickte dem König eine Botschaft, in der ich ihm mitteilte, was ich getan hatte – dann ging ich fort.«
    »Das brach den Einwohnern das Herz? Die Schweine weinten echte Tränen in ihren Schlafzimmern?«
    »Möglich – ich habe es nicht bemerkt. Man kann sie ohnehin nicht von den Einwohnern unterscheiden. Zu dieser Jahreszeit war es eine unangenehme Reise. Bei der nächtlichen Überquerung des Telthearnas wäre ich beinahe ertrunken.«
    »Mußte es denn nachts geschehen?«
    »Nun, ich hatte es eilig, weißt du.«
    »Um nicht bemerkt zu werden?«
    »So ist es. Ich überschritt die Hügel auf der Gelter Straße – ich wollte sehen, wo Shrain gestorben war, ein paar Gebete für ihn sprechen und ein Opfer bringen, weißt du. Mein Gott, ist das ein gräßlicher Ort! Ich möchte nicht darüber sprechen – es muß dort mehr Geister geben als Frösche in einem Sumpf. Ich würde nicht für alles Gold von Bekla die Nacht dort verbringen. Shrain ruht dort jedenfalls in Frieden – ich habe alles getan, wie es sich gehört. Nun, als ich über den Paß ins Flachland kam – am Südende mußte ich Wegzoll bezahlen, das war mir neu –, war es schon Spätnachmittag und ich dachte: ›Bis Kabin komme ich heute abend nicht mehr – ich gehe zu dem alten S’marr Torruin, der zu Lebzeiten meines Vaters preisgekrönte Stiere züchtete, ja, das tue ich.‹ Als ich hinkam – nur ich und noch zwei Burschen –, ja, du hast noch nie gesehen, daß sich ein Ort so verändert hat: Diener in Scharen, alles aus Silber, alle Frauen in Seide und Juwelen. S’marr war aber immer noch der gleiche und erinnerte sich meiner. Als wir nach dem Abendessen zusammen tranken, sagte ich: ›Stiere scheinen ein gutes Geschäft zu sein.‹ ›Ach‹, sagt er, ›hast du nicht davon gehört? Ich bin Statthalter des Vorgebirges und Hüter des Gelter Passes geworden.‹ ›Wie ist denn das zugegangen?‹ fragte ich. ›Nun‹, sagt er, ›du mußt nur aufpassen und dich in unruhigen Zeiten auf die richtige Seite schlagen – da kann man alles gewinnen oder alles verlieren. Nachdem ich gehört hatte, was in der Schlacht im Vorgebirge geschehen war, wußte ich, daß diese Ortelganer Bekla erobern mußten: es war klar – es war ihnen bestimmt zu siegen. Mir war es völlig klar, sonst aber keinem. Ich ging selbst geradewegs zu ihren Generälen – ich traf sie auf dem Marsch nach Süden durch die Ebene nach Bekla – und versprach ihnen jede Hilfe, zu der ich fähig war. Verstehst du, in der Nacht vor der Schlacht war die bessere Hälfte von Gel-Ethlins Armee nach Kabin geschickt worden, um den Damm zu reparieren – und was war das, wenn nicht der Finger Gottes? Die Regenfälle hatten eben begonnen, aber dessen ungeachtet standen diese

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