Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
Vom Netzwerk:
fort wären.
    »Ja, wir können Gelt verlassen, ohne daß ihr uns helft«, rief Balthis und ergriff wieder die Seile, um seine müden Leute zu ermuntern.
    Langsam schleppten sie sich davon, die Stadtleute starrten ihnen nach, plapperten miteinander und zeigten auf den riesigen, braunen Körper, der hinter den Stangen lag.
    Außerhalb der Stadt führte die Straße bergab. Bald wurde sie so steil, daß sie den Käfig nicht mehr zu ziehen brauchten, sondern vielmehr seine Talfahrt bremsen mußten. Als sie zu einem breiten, ebenen Platz über einem langen Abhang kamen, drehten sie ihn um und bremsten den Zug mit den Seilen von hinten. Der trockene und griffige Boden gab ihnen wenigstens einen guten Halt, und sie konnten eine Zeitlang schneller vorankommen als am Vormittag. Zwei oder drei Kilometer weiter unten wurde die Straße jedoch schmal und wand sich an der felsigen Seite einer Schlucht entlang; dort mußten sie den Käfig schrittweise hinunterlassen, indem sie ihn mit den Seilen zurückhielten, während Sencred und ein paar andere seiner Männer da und dort die Vorderräder mit Stangen weiterhebelten. An einer Stelle, wo die Krümmung zu scharf war, mußten sie den Weg breiter machen und Felsbrocken mit Hämmern, Eisenstangen und was immer zur Hand war herausstemmen, bis sie schließlich imstande waren, einen ganzen Felsblock auszugraben und über den Rand zu wuchten, so daß er sekundenlang durch die Luft flog. Weiter unten gerieten zwei Männer ins Gleiten, und die übrigen wurden fluchend und erschrocken vorwärts gerissen, fast wären sie gestürzt.
    Bald darauf bemerkte Kelderek, daß sich das Spiel der Räder vergrößert hatte, so daß der ganze Aufbau sich verlagerte und nicht mehr richtig auf dem Rahmen saß. Er wandte sich an Balthis.
    »Es lohnt sich nicht zu versuchen, es auszurichten«, antwortete der Schmied. »Noch eine oder zwei Stunden solcher Fahrt werden das verdammte Ding sicher völlig zerschlagen. Der Rahmen wird zwischen der Straße unten und dem Gewicht des Bären oben wie Korn zermahlen, verstehst du. Das könnte nicht einmal ein sorgfältig gebautes Fahrzeug auf die Dauer aushalten, und das hier mußte viel zu schnell fertig werden. Was willst du also, mein Junge – fahren wir weiter?«
    »Wie denn nicht?« erwiderte Kelderek. Und tatsächlich, trotz ihrer Anstrengungen und der Erschöpfung, der sie nahe waren, hatte sich keiner der Männer beklagt oder gewehrt weiterzugehen, um das Heer einzuholen. Als sie aber endlich die Abgründe und steilen Steigungen hinter sich gebracht hatten und sich an einer Stelle ausruhten, wo die Straße breiter wurde und in einen offenen Wald führte, fragte er sich zum erstenmal, wie die Sache wohl enden würde. Abgesehen von den Mädchen, die in ein Mysterium eingeführt waren und auch keinesfalls etwas in Frage stellen würden, was er ihnen auftrug, hatte keiner seiner Begleiter eine Ahnung von der Stärke und Wildheit, die Shardik entwickeln konnte. Wie viele würden sterben müssen, wenn er mitten unter der ortelganischen Armee erwachen und zornig aus dem schwachen Käfig ausbrechen sollte? Und um wieviel mehr würden dadurch von seinem Zorn und Unwillen gegen Ortelga überzeugt werden? Wenn aber Balthis und die übrigen im Interesse ihrer eigenen Sicherheit Befehl erhielten, Shardik jetzt zu verlassen, was sollte er dann Ta-Kominion sagen, dessen Befehl gelautet hatte, Shardik müsse um jeden Preis zu ihm gebracht werden?
    Er beschloß weiterzueilen, bis sie sich knapp hinter dem Heer befanden. Er würde, wenn Shardik dann noch bewußtlos wäre, zu Ta-Kominion gehen, ihm berichten und sich weitere Weisungen holen.
    Nun aber galt es, Männer zu finden, die noch kräftig genug waren, um die Seile zu ziehen. Manche waren nach den letzten zwölf Stunden kaum noch imstande, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Doch sogar in dieser höchsten Not trieb sie ihr leidenschaftlicher Glaube an Shardiks Bestimmung dazu weiterzuwanken, zu stolpern, zu hinken. Andere fielen beim Ziehen hin, wälzten sich aus der Räderspur und baten keuchend ihre Gefährten um Hilfe. Manche schoben hinten an dem Käfig, sobald er aber ein wenig rascher rollte, fielen sie der Länge nach hin. Sencred schnitt sich eine Gabelkrücke und hinkte neben den schräg stehenden Rädern weiter. Ihr Tempo glich dem eines über die Straße kriechenden alten Mannes, aber sie kamen doch voran – wie das Tauwetter ein Tal hinaufwandert oder wie die Flut ruckweise steigt, um schließlich die Ufer

Weitere Kostenlose Bücher