Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
Vom Netzwerk:
Balthis’ Hämmer nie darauf geschlagen hatten. Die Spitze eines scharfen, zersplitterten Pfostens hatte seinen Nacken durchbohrt, und da das Holz in der Wunde auf und nieder schwankte, brüllte er auf vor Schmerz und Zorn. Mit rot unterlaufenen Augen, schäumend und blutend, mit dem Kopf durch die unteren Zweige der über die Straße hängenden Bäume streifend, stieß er hinunter in die Schlacht gleich einem Tiergott aus der Apokalypse. Kelderek warf sich gerade noch rechtzeitig an die Straßenböschung, die schwammig und regendurchtränkt unter seinem Gewicht nachgab, und fiel rücklings in den Schlamm. Der Käfig donnerte an ihm vorbei, durchfurchte die Stelle, auf der er gekniet hatte, und die drei Räder auf dieser Seite, deren jedes armdick war, rollten über Ta-Kominions Körper und gruben einen blutigen Kanal durch Kleidung, Fleisch und Knochen. Er fuhr weiter durch die fliehenden Ortelganer hindurch, wie der Streitwagen eines Dämons, bis er mit dem Vorderteil an einen Baumstamm stieß, vornüber kippte und zerschellte. Auf den Rücken geworfen, schlug Shardik um sich und suchte einen Halt. Dann erhob er sich und raste, mit der Pfahlspitze immer noch im Nacken, durch die Bäume auf das Schlachtfeld zu.
     

23. Die Schlacht im Vorgebirge
     
    Gel-Ethlin blickte nach rechts und links durch die sinkende Dämmerung und den Regen. Seine Kampflinie war ungebrochen. Seit über einer Stunde hatten die beklanischen Truppen bloß standgehalten und die heftigen Einzelangriffe der Ortelganer zurückgeschlagen. Aus dem ersten Anprall, der rückhaltlos und mit fanatischer Tapferkeit von höchstens zwei- oder dreihundert Mann erfolgt war, hatte er erleichtert gefolgert, daß er keine große Streitmacht vor sich hatte. Als dann immer mehr Ortelganer aus den Wäldern kamen und sich schlecht und recht zu einer Kampflinie zusammenschoben und -drängten, bis sie rechts und links so weit reichte wie seine eigene, sah er, daß der Junge aus Gelt die reine Wahrheit gesagt hatte. Das war nichts weniger als ein ganzer Stamm unter Waffen, und der war für seinen Geschmack viel zu zahlreich. Bald rollte ein Angriff nach dem anderen gegen seine Kampflinie, bis der Abhang von Toten und umherkriechenden, fluchenden Verwundeten bedeckt war. Nach einiger Zeit der Besorgnis zeigte sich aber, daß der Feind, der ebenso planmäßig wie für sie unerwartet auf die beklanische Streitmacht gestoßen war, keine wirkungsvolle zentrale Führung besaß und bloß unter individuellen Anführern gruppenweise, je nach Entscheid der einzelnen Barone angriff. Er erkannte, daß er zwar einer zahlenmäßig etwa um die Hälfte stärkeren Übermacht gegenüberstand, daß dies jedoch, solange es dem Feind an echter Koordinierung und Disziplin mangelte, an sich nicht zur Niederlage der Beklaner führen mußte. Er brauchte nichts anderes zu tun, als sich zu verteidigen und zu warten. Alles in allem war das weiterhin die beste Taktik. Er hatte nur die Hälfte, und zwar die schwächere Hälfte, seines Heeres bei sich; die schlechte Verfassung der Soldaten hatte sich nach mehrtägigen Märschen in der Hitze und durch das Vorwärtshasten in Staub und Wind am Vormittag noch verschlimmert; und der Abhang wurde mit jedem Augenblick schlammiger und glitschiger. Solange die Ortelganer weiter da und dort an der Kampflinie sporadisch angriffen, war es für die zu beiden Seiten nicht ins Gefecht verwickelten beklanischen Kompanien leicht, einzugreifen und die Angreifer zurückzuschlagen. Bei Einbruch der Nacht – also in Kürze – würde seine Truppe es wohl satt haben, was aber dann zu tun sein würde, hing letztlich von der Verfassung ab, in der sich beide Seiten befinden würden. Möglicherweise würde es das klügste sein, sich ins Flachland zurückzuziehen. Es war unwahrscheinlich, daß die Freischärler imstande sein würden, die Beklaner zu verfolgen oder sogar, nun, da der Regen eingesetzt hatte, das Feld zu behaupten. Wahrscheinlich war ihr Proviantnachschub knapp, wogegen er – schlecht und recht – Rationen für zwei Tage hatte und, anders als der Feind, Gelegenheit haben würde, weitere zu requirieren, wenn er sich in befreundetes Gebiet zurückzog.
    Standhalten, bis es dunkel war, dachte Gel-Ethlin, das war das richtige. Weshalb sollte er riskieren, die geschlossene Formation aufzugeben, um anzugreifen? Und dann Rückzug – man überläßt es dem Regen, die Sache zu beenden. Als er den Feind beobachtete, wie er sich unten zwischen den Bäumen für einen

Weitere Kostenlose Bücher