Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
Vom Netzwerk:
Gefallenen erkennen, darunter den Sohn eines von Kapparahs Pächtern, ein ordentlicher Junge, der im vorigen Winter sein Mittelsmann bei dem Mädchen in Ikat gewesen war. Der Angriff war in ein gefährliches Stadium gelangt, er mußte gestoppt und zurückgeworfen werden, ehe der Feind ihn verstärken konnte. Gel-Ethlin machte sich auf den Weg zu dem nächsten Anführer an der Front – Kreet-Liss, der einsilbige und verschlossene Soldat, Hauptmann der Deelguy-Söldner. Kreet-Liss, der alles andere denn ein Feigling war, konnte recht unangenehm werden, ein Verbündeter, der plötzlich, wenn ihm Befehle nicht paßten, einfach nicht mehr Beklanisch verstand. Er hörte Gel-Ethlin an, der ihm wegen des herrschenden Lärmes fast ins Ohr schreien mußte, um ihm zu sagen, er solle seine Leute zurücknehmen, sie ins Zentrum führen und einen Gegenangriff gegen die Ortelganer in Gang setzen.
    »Jo, jo«, schrie er endlich als Antwort. »Schlecht dort drüben, verläßt dich nur auf uns, wie?« Die drei oder vier schwarzlockigen jungen Barone seines Gefolges grinsten einander zu, klopften ein wenig Regenwasser aus ihrer protzigen, durchnäßten Kleidung und machten sich daran, ihre Leute zu sammeln. Während die Deelguy-Abteilung sich absetzte, war Gel-Ethlin außerstande, im Dämmerlicht die Aufmerksamkeit Shaltnekans, des links von ihnen kämpfenden Anführers, auf sich zu ziehen, um ihn aufzufordern, sich anzuschließen und die Lücke auszufüllen. Er schickte seinen Diener mit dem Befehl hinüber und dachte dabei plötzlich: »Santil-ke-Erketlis hätte die Deelguyer vor die Front geschickt, um die Ortelganer im Rücken anzugreifen und ihnen den Weg abzuschneiden. Ja, aber wenn sie dafür nicht stark genug gewesen und von den Ortelganern aufgerieben worden wären? Das wäre zu riskant gewesen.«
    Nun kam der junge Shaltnekan mit seinen Männern heran, sie senkten die Köpfe gegen den ihnen ins Gesicht peitschenden Regen. Gel-Ethlin ging ihnen entgegen, er schlug sich mit den Armen auf die Brust, denn er war bis auf die Haut durchnäßt.
    »Können wir nicht ausschwärmen und sie angreifen, Herr?« fragte Shaltnekan, bevor sein Kommandeur etwas sagen konnte. »Meine Jungs haben es satt, gegen die Haufen von verlausten Wilden in Verteidigungsstellung zu bleiben. Ein guter Vorstoß, und sie brechen zusammen.«
    »Ausgeschlossen«, sagte Gel-Ethlin. »Wie willst du wissen, wieviel Reserven sie noch dort in den Wäldern haben! Unsere Leute waren müde, als sie hier ankamen, und sobald wir die geschlossene Formation verlassen, könnten sie für jeden Gegner Freiwild sein. Wir müssen nur standhalten. Wir versperren den einzigen Weg zum Flachland, und wenn sie sehen, daß sie uns nicht überwinden können, werden sie resignieren.«
    »Wie du meinst, Herr«, antwortete Shaltnekan, »aber es geht einem gegen den Strich stillzustehen, wenn wir das Gesindel wie Ziegen über die Hügel jagen könnten.«
    »Wo ist der Bär?« schrie einer der Männer. Es war offensichtlich eines der neu erfundenen Schlagworte, denn fünfzig Stimmen antworteten: »Er ist nicht zur Stell’!«
    »Wir gerben sein Fell!« fuhr der Spaßvogel fort.
    »Er traut sich nicht her!«
    »Der ängstliche Bär!«
    »Sie sind noch immer bei guter Laune, siehst du«, sagte Shaltnekan, »aber es wurden immerhin heute ein paar gute Soldaten von diesen Flußfröschen zusammengeschlagen, und die Jungs werden es sehr übel aufnehmen, wenn man ihnen nicht erlaubt, sich zu rächen.«
    »Und ich befehle Halt!« schnauzte ihn Gel-Ethlin an. »Zurück in die Linie mit dem Mann dort!« schrie er dem Spaßmacher zu, der die Rolle des Bären spielte. »Frontlinie ausrichten! – Eine Schwertlänge zwischen jedem Mann und dem nächsten!«
    »Stehen und Zittern, Scheiße!« brummte eine Stimme.
    Gel-Ethlin schritt nach hinten, sein Anzug klebte ihm feucht am Leib. Die Dämmerung vertiefte sich, und er mußte sich eine Weile umsehen, bevor er Kreet-Liss erblickte. Er lief auf ihn zu und kam gerade hin, als die Deelguyer zum Angriff vorgingen. Der rhythmische Ruf »Bek-la Maut! Bek-la Maut!« wurde geschlossen auf der ganzen Front aufgenommen, verstummte aber im Zentrum, als die Deelguyer mit dem Feind handgemein wurden. Es war klar, daß die Ortelganer bereit waren, die von ihnen geschlagene Bresche teuer zu bezahlen. Dreimal schlugen sie die Söldner zurück und hielten schreiend, mit gespreizten Beinen über ihren gefallenen Kameraden stehend, stand. Viele schwangen Schwerter und

Weitere Kostenlose Bücher