Sharras Exil - 17
Stimme. »Ich denke mir, dass sie im Zeitalter des Chaos erschaffen wurde, um sich jeder Lenkung zu entziehen, um zu töten, was sie kann, zu verbrennen, zu vernichten … Heute gibt es wohl keinen Menschen mehr, der sie zu bändigen versteht.« Jahrelang hatte die Sharra-Matrix harmlos auf den Altären des Schmiedevolks gelegen, ein Talisman zur Beschwörung ihrer Feuergöttin. Sie brachte Licht auf ihre Altäre und Feuer in ihre Werkstätten, und die Göttin innerhalb der Matrix war mit ihren Anbetern und ihren Feuern zufrieden gewesen und hatte sich keinen Zutritt zu dieser Welt erzwungen…
Und ich hatte sie auf Darkover losgelassen, ich, eine willfährige Marionette in Kadarins Händen. Und er hatte meinen eigenen Zorn, meine eigene Lust, mein eigenes inneres Feuer benutzt …
Das war abergläubischer Unsinn. Ich holte tief Atem und sagte: »Im Zeitalter des Chaos hat es viele solche Waffen gegeben, und irgendwo müssen Verteidigungsmittel dagegen oder die Erinnerung an diese Verteidigungsmittel vorhanden sein. Ja, und vielleicht kennt Ashara sie.« Aber interessierte sie das noch, wenn sie sich so weit von der Welt zurückgezogen hatte?
Callina nahm die unausgesprochene Frage wahr. »Ich weiß es nicht. Ich … ich fürchte mich vor Ashara…« Sie zitterte. »Du meinst, ich sei hier sicher, abgesondert … geschützt vor den Streitereien im Rat und unter den Comyn … Merryl hasst mich, Lew, er wird alles tun, um mir die Macht im Rat zu nehmen. Und jetzt ist da dieses Bündnis mit Aldaran - du weißt ja, Beltran führt eine Armee gegen die Tore Thendaras, und wenn sie sich im letzten Augenblick noch weigern, das Bündnis mit ihm einzugehen … Glaubst du, dass er über Sharra Bescheid weiß und sie als Waffe einsetzen wird?«
Ich wusste es nicht. Beltran war mein Verwandter; es hatte eine Zeit gegeben, als ich ihm vertraute, genau wie ich Kadarin mein Vertrauen und meine Zuneigung geschenkt hatte. Aber Sharra hatte auch ihn ergriffen, und ich war immer noch der Meinung, das war der Grund für seinen Machthunger … und auch er musste Sharras Anwesenheit auf Darkover gespürt haben.
Ich rief aus: »Man kann dich nicht einfach so mit Beltran verheiraten! Du bist Oberhaupt einer Domäne und Bewahrerin …«
»Das habe ich auch gedacht«, erklärte sie leidenschaftslos. »Aber wenn ich nicht Oberhaupt einer Domäne wäre, würde er mich gar nicht wollen - ich nehme nicht an, dass es ihm um meine Person geht. Hätte er keinen anderen Wunsch, als in die Comyn einzuheiraten, gäbe es andere Frauen, die dem Zentrum der Macht ebenso nahe stehen wie ich. Deriks Schwester Alanna zum Beispiel ist voriges Jahr Witwe geworden. Und was meine Eigenschaft als Bewahrerin betrifft - der Rat will gar keine Bewahrerin in seinen Reihen haben. Wenn ich aber heirate …« Sie zuckte die Schultern. »Damit hätte sich alles von selbst erledigt.«
Mir fielen die alten Geschichten ein, dass eine Bewahrerin ihre Kraft nur so lange behält, wie sie keusch lebt. Das ist natürlich Quatsch, abergläubischer Unsinn, aber wie jeder Aberglaube hat auch dieser einen wahren Kern. Bei einem Comyn-Telepathen tragen die gleichen Nervenkanäle das Laran und die sexuellen Fähigkeiten. Bei Männern ist die wesentlichste Nebenwirkung, dass lange oder schwere Arbeit an den Matrices die Kanäle zeitweilig für den Sex sperrt, und die Folge ist eine längere Periode der Impotenz. Das ist das Erste, woran sich ein Mann, der in einem Turm arbeitet, gewöhnen muss, und manche lernen nie, damit fertig zu werden. Ich vermute, vielen Leuten kommt das als ein sehr hoher Preis vor.
Eine Frau hat in ihrem Körper keine solche Sicherung. Während eine Frau im Mittelpunkt eines Kreises arbeitet und die ungeheuerlichen Gewalten der verbundenen und verstärkten Matrices lenkt, muss sie die Nervenkanäle für diese Aufgabe freihalten, oder sie kann wie eine Fackel verbrennen. Als ich siebzehn war, hatte eine Rückzündung von drei Sekunden eine Wunde von der Größe einer Silbermünze in meine Hand gebrannt, die nie wieder richtig verheilt war. Und die Bewahrerin befindet sich genau im Mittelpunkt dieser Energieströme. Eine Bewahrerin lebt keusch aus sehr guten und praktischen Gründen, die nichts mit Moral zu tun haben. Es ist eine schwere Bürde; wenige Frauen wollen sie länger als ein oder zwei Jahre lang tragen. In der alten Zeit mussten Bewahrerinnen einen Eid ablegen, ihr Amt das ganze Leben lang zu verwalten. Sie wurden verehrt und beinahe wie Göttinnen
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