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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Gehen. »Wir werden zu angemessener Zeit weiter darüber sprechen, Lord Dyan.«
Ich muss erst wissen, was nach der letzten Nacht von den Comyn übrig geblieben ist. Vielleicht gibt es nichts mehr, was ich regieren könnte!
    Lew Altons Erzählung 2
    D
    as trübe Rot eines anderen Tags erstarb, als ich aufwachte. Mein Kopf pochte von der halb verheilten Wunde, die ich Kadarin verdankte, und mein Arm brannte von dem langen Schnitt, den Regis’ Dolch mir beigebracht hatte. Einen Augenblick lang lag ich da und überlegte, ob das Ganze ein durch Gehirnerschütterung hervorgerufener, deliriumsähnlicher Alptraum gewesen sei.
    Dann kam Andres herein, und die tiefen Kummerfurchen in seinem Gesicht verrieten mir, dass alles Wirklichkeit war. Auch er hatte Linnell geliebt. Er betrachtete mich finster, nahm mir den Kopfverband ab und inspizierte die Stiche. Dann sah er sich die Armwunde an.
    »Ich vermute, du bist der einzige Mann auf Darkover, der zu einem Festnacht-Ball gehen und mit so etwas nach Hause kommen kann«, brummte er. »Was für ein Kampf war denn das?«
    Also hatte er nur gehört, dass Linnell tot war - und nichts von dem monströsen Besuch Sharras. Der Schnitt tat weh, war aber nur eine Fleischwunde. Es würde mir eine Weile Mühe machen, den Arm zu bewegen, doch war ich Regis deswegen nicht böse. Er hatte das einzig Richtige getan, um mich vor dem Lockruf Sharras zu retten. Ich sagte: »Es war ein Unfall, er hat mich nicht absichtlich verletzt«, und ließ Andres denken, was er wollte. »Gib mir etwas zu essen und meine Kleider. Ich muss herausfinden, was los ist …«
    »Du siehst aus, als gehörtest du zehn Tage lang ins Bett«, unterbrach Andres mich ärgerlich. Dann machte sich seine echte Besorgnis um mich Luft. »Junge, ich habe zwei von euch verloren! Schick dich nicht selbst hinter Marius und Linnell her! Was spielt sich denn so Wichtiges ab, dass du nicht bis morgen darauf warten kannst?«
    Ich gab nach und lag still. Irgendwo da draußen, nahm ich an, wütete Sharra … aber ich würde es erfahren, wenn sie in die Comyn-Burg kamen (war ich wirklich frei? Ich wagte nicht, meine Matrix zu enthüllen und nachzusehen), und es war nichts zu gewinnen, wenn ich ausging und mir Ärger einhandelte. Ich sah Andres zu, der im Zimmer umherging und vor sich hin brummelte, ein beruhigendes Geräusch, an das ich mich aus meiner Kinderzeit erinnerte. Wenn Marius oder ich zu schnell geritten und vom Pferd gefallen waren und dabei einen Finger oder ein Schlüsselbein gebrochen hatten, hatte er auf genau die gleiche Art gebrummelt.
    Zwischen Marius und mir hatte es nie die Streitereien und Faustkämpfe wie bei den meisten Brüdern, die ich kannte, gegeben; es lagen zu viele Jahre zwischen uns. Als er kein Schürzchen mehr trug und im Stande war, sich zu verteidigen, war ich bereits erwachsen und im Kadettenkorps. Den Mann, der mein Bruder geworden war, hatte ich gerade erst kennen zu lernen begonnen, und dann war er von mir gegangen, an den Ort ohne Wiederkehr. Ich hatte auch ihn in das Schicksal hineingezogen, das mich unerbittlich verfolgte. Aber wenigstens hatte er einen sauberen Tod gehabt, eine Kugel durchs Herz, nicht den Tod im Feuer, der auf mich wartete.
    Denn jetzt, wo Kadarin mit dem Sharra-Schwert los war, wusste ich, wie ich sterben würde, und bereitete mich darauf vor. Asharas Plan und Regis Hasturs neue und erstaunliche Gabe, mit der er irgendwie Macht über Sharra zu haben schien, mochten die Sharra-Matrix vernichten. Aber mir war völlig klar, dass ich mit ihr untergehen würde.
    Nun, das hatte all diese Jahre auf mich gewartet. Es hatte mich zu einer bestimmten Zeit und einem bestimmten Tod, den ich mit Marjorie hätte teilen sollen, nach Darkover zurückgebracht.
    Wir hatten unseren Tod geplant … Ich dachte an jenen Morgen auf Burg Aldaran … Wir waren Geiseln für die Zerstörung, die Sharra in dem Land ringsum anrichtete. Feuer regnete auf den Terranischen Raumhafen von Caer Donn nieder. Und da wurde mir erlaubt, aus dem Drogenrausch zu erwachen, in dem ich, ein passiver Gefangener, Sharra mit Kraft gespeist hatte. Ich habe nie erfahren, warum Kadarin das zuließ; ganz bestimmt hatte er nicht plötzlich seine Zuneigung für uns entdeckt. Aber Marjorie und ich waren bereit gewesen zu sterben … wussten, dass wir sterben würden, wenn wir das Tor in diese Welt, das Sharra war, schlossen. Und so hatten sie und ich gemeinsam das Tor zugestoßen … Doch dann hatte ich die ganze Macht dieser Matrix

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