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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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die Väter haben nie mit mir darüber gesprochen. Hier möchten manche Männer bisweilen Knaben – Priester vergnügen sich bisweilen mit Knaben, unsere und einige von Euren auch –, und da habe ich törichterweise angenommen, Eure Sitten und Gebräuche seien genauso wie die unseren.«
    »Ich bin kein Priester, und so etwas ist keineswegs allgemein üblich bei uns.«
    Der Führer der Samurai, Kazer Oan, schien erheblich beunruhigt. Er war für die Sicherheit des Barbaren und für seine Gesundheit verantwortlich, und er hatte mit eigenen Augen gesehen, welch ungeheure Ehre Herr Toranaga dem Anjin-san erwiesen hatte. Und jetzt war der Anjin-san wütend. »Was ist denn los mit ihm?« fragte er drängend, denn offensichtlich hatte dieses törichte Weib etwas gesagt, was seinen sehr wichtigen Gefangenen verletzt hatte.
    Mariko erklärte, was gesagt worden war und was der Anjin-san darauf erwidert hatte.
    »Es muß daran liegen, daß er so lange nicht das Kopfkissen geteilt hat. Ihr«, befahl er Sono, »Ihr holt frischen Saké, heißen Saké und – eh – heiße Tücher. Und Ihr, Rako, reibt dem Teufel den Nacken.« Die Mädchen stoben davon, seinen Befehlen nachzukommen. Plötzlich hatte er einen Einfall. »Ob er wohl impotent ist? Die Geschichte, daß er in dem Dorf das Kopfkissen geteilt hat, klang schon unwahrscheinlich genug, neh? Vielleicht regt der arme Kerl sich auf, weil er nicht das Kopfkissen teilen kann und Ihr jetzt das Thema angeschnitten habt. Wenn er impotent wäre – nun, das würde alles erklären, neh? Da würde ich an seiner Stelle auch losschreien. Ja, fragt ihn …«
    Mariko tat sogleich, wie ihr geheißen, und Oan war entsetzt, als er sah, daß dem Barbaren das Blut wieder in den Kopf schoß und ein ganzer Schwall von drohend klingendem Barbarisch den Raum erfüllte.
    »Er hat ›nein‹ gesagt.« Marikos Stimme ging kaum über ein Flüstern hinaus.
    »All diese vielen Wörter bedeuten nichts weiter als ›nein‹?«
    »Sie – sie benutzen eine ganze Menge von sehr bilderreichen Flüchen, wenn sie sich erregen.«
    Oan trat nachgerade der Schweiß aus, denn er war verantwortlich. »Beruhigt ihn doch nur!«
    Einer von den anderen Samurai, ein älterer Soldat, wollte helfen und sagte daher: »Oan-san, vielleicht ist er einer von denen, die Hunde mögen, neh? Wir haben in Korea ein paar merkwürdige Geschichten über die Knoblauchfresser gehört. Ja, sie mögen Hunde und … Jetzt fällt es mir wieder ein, ja: Hunde und Enten. Vielleicht sind diese Goldköpfe wie die Knoblauchfresser, schließlich stinken sie genauso wie die, neh? Vielleicht möchte er eine Ente.«
    Oan sagte: »Mariko-san, fragt ihn! Nein, vielleicht besser doch nicht. Beruhigt ihn ein…« Er brach mitten im Wort ab. Hiro-matsu näherte sich aus der fernsten Ecke. »Seid gegrüßt«, sagte er spröde beim Versuch, seine Stimme nicht zittern zu lassen, denn Eisenfaust, ein Mann, der sich sonst stets zu beherrschen verstand, war die letzte Woche hindurch wie ein wilder Tiger umhergeirrt, und heute war es womöglich noch schlimmer: Zehn seiner Leute waren wegen Liederlichkeit degradiert worden, die gesamte Nachtwache marschierte in ihrer Schande durch die Burg, zwei Samurai hatten Befehl erhalten, Seppuku zu begehen, weil sie zu spät zu ihrer Wache gekommen waren, und vier Latrinenreiniger waren von den Zinnen gestoßen worden, weil aus dem Kotbehälter etwas in den Burggarten übergeschwappt war.
    »Benimmt er sich, Mariko-san?« hörte Oan zu seinem Entsetzen Eisenfaust fragen. Er war überzeugt, daß dieses dumme Weibsstück, das für diesen ganzen Schlamassel verantwortlich war, jetzt auch noch die Wahrheit heraussprudeln würde, woraufhin sie allesamt einen Kopf kürzer gemacht werden würden.
    Zu seiner Erleichterung hörte er, wie sie sagte: »Jawohl, Herr, alles ist in Ordnung, vielen Dank.«
    »Ihr habt Befehl, zusammen mit Kiritsubo-san die Burg zu verlassen.«
    »Jawohl, Herr.« Als Hiro-matsu seinen Kontrollgang fortsetzte, verfiel Mariko in Gedanken und überlegte, warum sie wohl fortbefohlen wurde. Sollte sie nur den Dolmetsch zwischen Kiri und dem Barbaren spielen? So wichtig wäre das doch gewiß nicht. Reisten Toranagas andere Damen auch ab? Die Dame Sazuko? Ist eine Fahrt übers Meer für Sazuko in ihrem schwangeren Zustand nicht gefährlich? Reise ich allein mit Kiri, oder begleitet mein Gatte uns? Warum müssen wir mit dem Schiff reisen? Die Tokaidō-Straße ist doch bestimmt noch sicher? Ishido will uns

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