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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Blackthorne ihr das Wort ab; immer noch brannte die Kränkung, die sie ihm angetan. Beim Blute Christi! Wie konnte sie nur? Jetzt reiß dich aber zusammen, sagte er sich, du führst dich ja auf wie einer von diesen blindfanatischen Puritanern oder wie ein Calvinist! Und warum gibst du dich ihnen gegenüber so fanatisch? Liegt es daran, daß diese Dinge auf See vorkommen, weil die meisten Seeleute es damit probiert haben – wie könnten sie es sonst aushalten auf einer so langen Reise, ohne den Verstand zu verlieren? Liegt es nicht daran, daß du selbst in Versuchung gewesen bist und dich deswegen gehaßt hast? Liegt es nicht daran, daß du, als du jung warst, kämpfen mußtest, um dich zu beschützen – und du einmal festgehalten wurdest und dir ums Haar Gewalt angetan worden wäre, wenn es dir nicht gelungen wäre, dich loszureißen und einem von diesen Hunden das Messer in die Kehle zu stoßen, du, zwölf Jahre alt damals, und er der erste Tote auf deiner langen Liste von Toten seither? »Es ist eine gottverfluchte Sünde – und verstößt absolut gegen das göttliche und menschliche Gesetz.«
    »Das sind doch gewiß christliche Worte, die sich auf etwas anderes beziehen?« hielt sie ihm bissig entgegen, außer sich wegen seiner Ungehobeltheit. »Sünde? Was soll daran sündig sein?«
    »Ihr solltet das wissen. Schließlich seid Ihr Katholikin, nicht wahr? Ihr seid doch von den Jesuiten erzogen worden, oder?«
    »Ein frommer Pater lehrte mich lateinisch und portugiesisch zu sprechen und zu schreiben. Ich weiß nicht, was Ihr unter katholisch versteht, aber ich bin Christin, bin es seit nunmehr fast zehn Jahren. Nein, über das Kopfkissen-miteinander-Teilen hat man nie mit mir gesprochen. Aber, wie kann irgend etwas, was einem Menschen Vergnügen bereitet, Sünde sein?«
    »Fragt Pater Alvito.«
    Ich wünschte, ich könnte das, dachte sie aufgewühlt. Aber man hat mir strengstens befohlen, über das, was hier gesprochen wird, außer mit Kiri und Herrn Toranaga mit keinem Menschen zu reden. Ich habe Gott und die Madonna gebeten, mir zu helfen, aber sie haben nicht zu mir gesprochen. Ich weiß nur, daß ich seit Eurer Ankunft nichts als Verdruß gehabt habe. »Wenn es eine Sünde ist, wie Ihr sagt, warum tun dann so viele von Euren Priestern es und haben es immer getan? Manche buddhistischen Sekten empfehlen es sogar als eine Art von Gottesverehrung. Ist man nicht beim Spiel der Wolken und des Regens dem Himmel so nahe, wie man ihm nur irgend kommen kann? Priester sind keine bösen Menschen, jedenfalls nicht alle. Und von einigen der frommen Väter weiß man, daß sie gern das Kopfkissen mit Knaben teilen. Sind sie deshalb böse? Selbstverständlich nicht. Warum sollten sie einem harmlosen Vergnügen entsagen, wo sie doch nicht heiraten dürfen?«
    »Sodomie ist ein Verstoß gegen jedes Gesetz! Fragt Euren Beichtvater.«
    Ihr seid es, der verrucht ist – Ihr, Kapitän-Pilot, wollte Mariko schreien. Wie könnt Ihr nur so taktlos und so schwachsinnig sein! Gegen Gott, sagt Ihr? Was für ein Unsinn! Vielleicht gegen Euren bösen Gott. Ihr behauptet, Christ zu sein, aber dabei seid Ihr das ganz offensichtlich nicht. Ihr seid vielmehr ein Lügner und Betrüger. Möglich, daß Ihr über ganz ungewöhnliche Dinge Bescheid wißt, seltsame Weltgegenden kennengelernt habt, aber ein Christ seid Ihr nicht. Was Ihr sagt, ist gotteslästerlich! Hat der Satan Euch geschickt? Sünde! Wie ungeheuerlich!
    Ich möchte Euch sagen, daß ich Euch und alle Barbaren verachte. Jawohl, Barbaren waren es, die mich mein Leben lang bedrängt haben. Haben sie nicht meinen Vater gehaßt, weil er ihnen mißtraute und den Diktator Goroda öffentlich aufforderte, sie allesamt aus unserem Land hinauszujagen? Haben nicht Barbaren dem Diktator das Gemüt vergiftet, so daß er anfing, meinen Vater zu hassen, seinen getreuesten Heerführer, den Mann, der ihm mehr geholfen hat als General Nakamura oder Herr Toranaga? Sind es nicht Barbaren gewesen, die den Diktator veranlaßt haben, meinen Vater zu beleidigen, so daß mein armer Vater fast den Verstand verlor, und ihn zu zwingen, das Undenkbare zu tun und damit zum Quell all meiner Qualen zu werden?
    Jawohl, all das haben sie getan. Freilich haben sie mir auch das unvergleichliche Wort Gottes gebracht, und in den dunklen Stunden, als ich dessen am meisten bedurfte, als ich aus einem schrecklichen Exil zurückkehrte in ein noch schrecklicheres Leben, war es der Pater Visitator, der mir den Weg zeigte

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