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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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oder dem Piloten? Natürlich dem Piloten. Aber ging der Pfeilhagel nicht auf beide Sänften hernieder? Stimmt, aber die Bogenschützen waren ziemlich weit weg und die Sicht war schlecht; da war es schon ratsamer, beide umzubringen – für alle Fälle.
    Wer mag diesen Überfall befohlen haben – Kiyama oder Onoshi? Oder die Portugiesen? Oder die christlichen Patres?
    Toranaga wandte sich nach dem Piloten um. Er sah, daß seine Kräfte ihn nicht verließen – genauso, wie die Frau nicht, die neben ihm ging; dabei waren beide ziemlich erschöpft. Vorm Himmel sah er die gedrungene Masse der Burg und den ragenden Phallus des Hauptturms. Heute nacht ist es schon das zweite Mal, daß ich ums Haar dort umgekommen wäre, dachte er. Soll diese Burg mir wirklich zum Schicksal werden? Der Taikō hat mir mehr als einmal gesagt: »Solange die Burg von Osaka steht, wird mein Stamm nicht aussterben, und Euer Epitaph, Toranaga, wird an ihre Mauern geschrieben werden. Osaka wird Euer Tod sein, mein getreuer Vasall!« Und dazu immer dieses zischende, ködernde Lachen, das ihn immer so nervös gemacht hatte.
    Ob der Taikō in Yaemon lebt? Jedenfalls ist Yaemon sein legaler Erbe.
    Nur mit Mühe riß Toranaga sich von der Burg los, bog um eine Ecke und floh in ein Gewirr von Gassen. Zuletzt blieb er vor einem ziemlich mitgenommenen Tor stehen. Die Umrisse eines Fisches waren ins Holz eingeritzt worden. Er klopfte das vereinbarte Zeichen. Das Tor ging auf. Augenblicklich verneigte sich ein verwildert aussehender Samurai: »Euer Gnaden?«
    »Nehmt Eure Männer und folgt mir«, sagte Toranaga und machte sich wieder auf den Weg.
    »Mit Freuden!« Dieser Samurai trug nicht den braunen Uniform-Kimono, sondern nur den buntgescheckten Aufzug eines Ronin; er gehörte einer Eliteeinheit der Geheimtruppen an, die Toranaga für einen solchen Notfall nach Osaka hineingeschmuggelt hatte. Fünfzehn ähnlich gekleidete Männer, die allerdings vorzüglich bewaffnet waren, folgten ihm und teilten sich sogleich: Ein Teil bildete die Vorhut, ein anderer die Nachhut, während ein dritter Teil ausgeschickt wurde, den Alarm an andere Geheimeinheiten weiterzugeben. Bald hatte Toranaga fünfzig Soldaten um sich. Hundert weitere deckten seine Flanken. Und falls er sie brauchte, konnten bis zum Morgengrauen noch tausend Männer bereitstehen.
    Toranaga stand im Schatten eines Lagerhauses und erkundete die Galeere, die Anlegestelle und den Strand. Yabu und ein Samurai standen neben ihm. Die anderen waren als dichtgedrängter Trupp hundert Schritt hinter ihnen in einer der Gassen zurückgeblieben.
    Ein Trupp von hundert Grauen wartete neben dem Fallreep der Galeere, und zwar auf der anderen Seite eines großen festgetretenen Platzes von einigen hundert Schritt Tiefe, der jede Überrumpelung ausschloß. Die Galeere selbst war an Pollern längsseits am Pier vertäut, der in westlicher Richtung rund hundert Meter ins Meer hineinführte. Die Riemen waren hochgenommen und ordentlich festgelascht; undeutlich konnte er an Deck Seeleute und Krieger erkennen.
    »Sind das nun ihre Leute oder unsere?« fragte er leise.
    »Die Entfernung ist viel zu groß, um das genau erkennen zu können«, erwiderte der Samurai.
    Die Flut hatte ihren Höhepunkt erreicht. Hinter der Galeere sah man Fischerboote ein- und auslaufen; Lampen dienten ihnen als Positionslaternen und zum Anlocken der Fische. Nach Norden, am Strand, lagen Reihen von an Land gezogenen Fischerbooten der unterschiedlichsten Größe; ein paar Fischer machten sich an ihnen zu schaffen. Fünfhundert Schritt weit im Süden, an einem steinernen Pier, hatte die portugiesische Fregatte Santa Theresa festgemacht. Im Schein flackernder Fackeln waren ganze Trupps von Trägern damit beschäftigt, sie mit Fässern und Ballen zu beladen. Ein weiterer starker Trupp von Grauen hielt sich in ihrer Nähe auf. Daran war nichts Ungewöhnliches, da alle portugiesischen, ja überhaupt alle ausländischen Schiffe in den Häfen dem Gesetz nach unter ständiger Bewachung zu stehen hatten. Nur in Nagasaki war die portugiesische Schiffahrt von diesen Auflagen frei, konnten die Schiffe den Hafen verlassen und in ihn einlaufen, wie sie wollten.
    »Wenn Ihr gestattet, Euer Gnaden, würde ich sofort angreifen«, flüsterte der Samurai.
    »Ich rate davon ab«, sagte Yabu. »Wir wissen nicht, ob unsere Leute an Bord sind. Außerdem könnten sich Tausende versteckt halten. Die Männer dort« – er wies auf die Grauen in der Nähe des

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