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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihn über die Hügel im Norden hatte galoppieren sehen und wiewohl er gerade im Augenblick mit seiner geradezu legendären Manneskraft eine der Zofen beglückte. Naga und sorgfältig ausgewählte Wachen ringsum garantierten für Sicherheit, Gyoko kauerte irgendwo im Hintergrund. Kiku-san kniete auf der Veranda, das Gesicht ihnen, den Rücken dem Garten zugekehrt – winzig, allein und erhaben.
    Mariko hat recht, dachte Toranaga. Die Kurtisane ist das Geld wert. Sein Gemüt war von ihr betört, und seine Besorgnis wegen Zataki ein wenig beschwichtigt. Soll ich sie heute nacht noch einmal kommen lassen, oder soll ich allein schlafen? Sein Geschlecht rührte sich, als er sich der vergangenen Nacht erinnerte.
    »Ihr wolltet mich also sprechen, Gyoko-san?« hatte er in seinen Privatgemächern im Fort gefragt.
    »Jawohl, Euer Gnaden.«
    Er entzündete das genau bemessene Räucherstäbchen. »Bitte beginnt!«
    Gyoko hatte sich verneigt, doch er hatte kaum Augen für sie gehabt. Es war das erste Mal, daß er Kiku von nahem sah. Aus der Nähe gewannen ihre außerordentlich feinen Gesichtszüge noch; sie waren bis jetzt noch nicht von der Härte ihres Gewerbes gezeichnet. »Bitte, macht etwas Musik, während wir uns unterhalten«, sagte er, überrascht darüber, daß Gyoko nichts dagegen hatte, in ihrer Gegenwart zu reden.
    Kiku hatte augenblicklich gehorcht, aber ihre Musik war nichts gewesen gegen das, was er heute abend zu hören bekam. Gestern abend hatte sie beschwichtigen sollen, eine Begleitung für den Handel, den es abzuschließen galt. Heute erregte ihre Musik, flößte sie Furcht ein und war dennoch verheißungsvoll.
    »Euer Gnaden«, hatte Gyoko in aller Form angehoben, »dürfte ich Euch zunächst demütig für die Ehre danken, die Ihr meinem armen Haus und Kiku-san, der Ersten unter meinen Damen aus der Welt der Weidenruten, erweist. Der Preis, den ich für den Kontrakt verlangt habe, ist unverschämt hoch, ich weiß, und auch noch nicht akzeptiert, bis morgen früh zum Sonnenaufgang die Damen Toda und Kasigi in ihrer Weisheit darüber befinden. Wenn es um Euch persönlich ginge, würdet Ihr schon längst entschieden haben, denn was bedeutet so etwas Verächtliches wie Geld für einen Samurai, geschweige denn für einen der größten Daimyos in der Welt?«
    Gyoko hatte eine Pause gemacht, um die Wirkung ihrer Worte abzuwarten. Er hatte jedoch nicht nach dem Köder geschnappt, sondern sich weiter Kühlung zugefächelt.
    »Was ist Geld? Nichts weiter als ein Mittel, Beziehungen zu knüpfen«, war sie fortgefahren, »genauso wie Kiku-sans Musik. Was tun wir aus der Welt der Weidenruten anderes, als Beziehungen herzustellen und zu unterhalten, die Seele des Mannes zu erleuchten und ihm seine Bürden zu erleichtern …« Toranaga hatte eine bissige Bemerkung hinunterschlucken müssen, dachte jedoch daran, daß diese Frau ihm für fünfhundert Koku ein Stäbchen Zeit abgekauft hatte und ihr das das Recht gab, seiner ungeteilten Aufmerksamkeit sicher zu sein. Daher ließ er sie fortfahren und lauschte mit einem Ohr, während er mit dem anderen dem Fluß vollkommener Musik folgte, die sein innerstes Wesen anrührte und ihn mehr und mehr in einen Zustand des Behagens brachte. Plötzlich jedoch fühlte er sich unversehens in die Wirklichkeit zurückgerufen durch etwas, was Gyoko gesagt hatte. »Wie bitte?«
    »Ich habe nur vorgeschlagen, daß Ihr die Welt der Weidenruten unter Euren besonderen Schutz nehmen und den Gang der Geschichte verändern solltet.«
    »Wie? Die Welt der Weidenruten? Was ist mit ihr?«
    »Zweierlei, Euer Gnaden. Erstens: Die Welt der Weidenruten sollte von der realen Welt getrennt werden. Mein Teehaus in Mishima liegt an einer Straße im Süden. Andere sind über die ganze Stadt verstreut. Genauso ist es in Kyoto und Nara, ja überall im ganzen Reich. Sogar in Yedo. Aber ich dachte, in Yedo könnte für die ganze Welt ein neuer Maßstab gesetzt werden.«
    »Wie?« Sein Herz setzte einen Schlag aus, als ein vollkommener Akkord erklang. Ein Hauch von Kikus Parfüm, eines, das er noch nie gekannt, trieb über ihn dahin. Es war von kundiger Hand eigens für diese Gelegenheit ausgewählt worden. Er blickte unwillkürlich zu ihr hinüber. Der Anflug eines Lächelns, das nur ihm ganz allein galt. Schmachtend senkte sie die Augen. Ihre Finger strichen über die Saiten dahin, und ihm war, als gingen sie über seinen Leib.
    »Alle anderen Gewerbe haben klugerweise ihre eigenen Straßen, ihre eigenen Viertel.

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