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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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desgleichen getan?«
    Alle schüttelten den Kopf.
    »Habt Ihr jemals desgleichen getan?«
    »Nein, Pater!«
    »Sünder, Ihr! Ihr gesteht vor Gott Eure Sünde ein?«
    »Ja, Pater, ich habe bereits gebeichtet …«
    »Bei Gott, ist dies das erste Mal?«
    »Nein, dies war nicht das erste Mal«, sagte Joseph. »Vor … vor vier Nächten bin ich schon einmal zu einer gegangen … in Mishima.«
    »Aber … aber gestern haben wir die heilige Messe gefeiert! Und was war mit Eurer Beichte gestern und vorgestern und vorvorgestern, da habt Ihr doch nicht … Gestern haben wir die heilige Messe gefeiert! Bei der Liebe Christi, Ihr habt das heilige Sakrament empfangen, ohne zuvor gebeichtet zu haben, mit vollem Bewußtsein, eine Todsünde begangen zu haben?«
    Bruder Joseph war grau vor Scham. Seit seinem neunten Lebensjahr war er bei den Jesuiten. »Es war … es war das erste Mal, Pater. Erst vor vier Tagen. Ich bin mein ganzes Leben lang ohne Sünde gewesen. Ich geriet wieder in Versuchung … und, die hochheilige Madonna vergebe mir, diesmal bin ich ihr erlegen. Ich bin dreißig, ich bin ein Mann – wir alle sind Männer. Verzeiht, Pater, aber der Herr Jesus hat den Sündern verziehen … Warum könnt Ihr mir nicht verzeihen? Wir sind alle Männer …«
    »Wir sind alle Priester.«
    »Wir aber sind keine richtigen Priester. Wir haben die heiligen Weihen noch nicht empfangen, ja, wir sind nicht ordiniert! Wir können nicht das vierte Gelübde ablegen wie Ihr, Pater«, sagte Joseph verstockt. »Andere Orden ordinieren ihre Brüder, nur die Jesuiten nicht. Warum sollten wir nicht auch …«
    »Haltet Eure Zunge im Zaum!«
    »Das werde ich nicht tun!« begehrte Joseph auf. »Bitte, verzeiht mir, Pater, aber warum sollten nicht auch einige von uns zu Priestern geweiht werden?« Er zeigte auf einen der Brüder, einen großen, rundgesichtigen Mann, der gelassen zuschaute. »Warum wird Bruder Michael nicht ordiniert? Seit seinem dreizehnten Lebensjahr studiert er. Jetzt ist er sechsunddreißig und ein vollkommener Christ, beinahe ein Heiliger, Tausende hat er bekehrt, und trotzdem ist er noch nicht ordiniert, obgleich …«
    »Im Namen Gottes, werdet Ihr …«
    »Im Namen Gottes, Pater, warum darf nicht auch einer von uns die Priesterweihe empfangen? Irgend jemand muß es doch wagen, Euch das einmal zu fragen!« Joseph war aufgesprungen. »Seit über sechzehn Jahren widme ich mich den Studien, Bruder Matteo seit dreiundzwanzig, Juliao sogar noch länger. Wir kennen alle Gebete und den Katechismus und die Gesänge, und Michael und ich sprechen sogar ebensogut Latein wie Portu…«
    »Haltet ein!«
    »… Portugiesisch. Wir sind es, die vornehmlich vor den Buddhisten predigen und Streitgespräche mit ihnen und all den anderen Götzenanbetern führen und die meisten Bekehrungen vorzuweisen haben. Wir sind es, die diese Aufgaben wahrnehmen! Im Namen Gottes, Pater – warum gibt es keinen ordinierten japanischen Jesuiten?«
    »Jetzt werdet Ihr aber Eure Zunge hüten!«
    »Wir sind sogar in Rom gewesen, Michael, Juliao und ich«, brach es aus Joseph heraus.
    »Was ein weiterer Grund ist, warum Ihr es besser wissen solltet, statt zu streiten. Ihr habt die Gelübde der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams abgelegt. Von vielen seid Ihr ausersehen worden, und jetzt habt Ihr Eure Seele derart dem Verderben anheimgegeben, daß …« Alvito sah die anderen an, die an der Wand standen, aufmerksam beobachteten und zuhörten. »Wenn es soweit ist, werdet Ihr alle ordiniert werden. Ihr aber, Joseph, vor Gott, Ihr werdet …«
    »Vor Gott«, entfuhr es Joseph, »was heißt: Wenn es soweit ist?«
    »Wenn es Gott gefällt!« schlug Alvito zurück, wie benommen von der offenen Auflehnung; sein Eifer loderte: »Auf die Knie!«
    Bruder Joseph versuchte seinerseits, ihn mittels seines Blicks in die Knie zu zwingen, doch es gelang ihm nicht, und dann war sein Anfall vorüber. Er ließ die Luft aus den Lungen entweichen, sank in die Knie und beugte das Haupt.
    »Möge Gott Eurer Seele gnädig sein! Ihr selbst habt Euch einer Todsünde schuldig bekannt – und habt Euch einer unglaublichen Anmaßung schuldig gemacht. Ihr habt das Heil Eurer unsterblichen Seele aufs Spiel gesetzt! Ihr seid eine Schande für Euren Gott, die Gesellschaft Jesu, Eure Kirche, Eure Familie und Eure Freunde. Bis auf weiteres werdet Ihr vom heiligen Abendmahl ausgeschlossen, wird niemand Euch die Beichte abnehmen und werdet Ihr selbst auch weder Beichte hören

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