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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Rom war der General des Jesuitenordens dagegen gewesen.
    »Warum gibt es denn keine geweihten japanischen Priester in Eurer Gesellschaft, Tsukku-san?«
    »Weil noch keiner unserer Priesterschüler ausreichend darauf vorbereitet ist, Euer Gnaden. Zum Beispiel bildet die Kenntnis des Lateinischen eine Grundvoraussetzung. Und Latein ist nun leider sehr schwer zu erlernen.«
    Ganz im Gegensatz zu seinem Pater Visitator war Alvito entschieden gegen einen geweihten japanischen Klerus. »Eminenz«, hatte er immer gesagt, »ich bitte Euch, laßt Euch nicht von ihrem bescheidenen und sittsamen äußeren Gehabe täuschen. In Wirklichkeit sind sie alle unzuverlässig, und letzten Endes werden ihr Stolz und ihr Japanertum immer wieder die Oberhand gewinnen. Sie werden nie wirkliche Diener der Gesellschaft oder verläßliche Soldaten Seiner Heiligkeit, des Stellvertreters Christi auf Erden, sein. Niemals!«
    Alvito warf rasch einen Blick auf Blackthorne und wandte sich dann wieder Toranaga zu, der gerade sagte: »Aber zwei oder drei von diesen Priesterschülern sprechen doch Latein, neh? Warum hat man sie noch nicht zu richtigen Priestern gemacht?«
    »Es tut mir leid, aber unser Ordensgeneral hält sie noch nicht für genügend vorbereitet. Vielleicht ist Josephs tragischer Fall ein gutes Beispiel.«
    »Es ist schlimm, einen feierlichen Schwur zu brechen«, sagte Toranaga. Er entsann sich noch jenes Jahres, da die drei Knaben mit einem Schwarzen Schiff von Nagasaki abgesegelt waren, um am Hof des Königs von Spanien und am Hof des Hohenpriesters der Christen gefeiert zu werden. Es war dasselbe Jahr, in dem Goroda ermordet worden war. Neun Jahre später waren sie zurückgekehrt. Als jugendlich-naive christliche Eiferer waren sie abgefahren, jedoch ebenso engstirnig und nahezu genauso unwissend wieder zurückgekommen. Ein Jammer, dachte Toranaga, hier war eine sich nie wieder bietende Gelegenheit verspielt worden; denn Goroda hatte sich geweigert, sie beim Schopfe zu packen, so sehr er, Toranaga, ihm auch dazu geraten hatte.
    »Nein, Tora-san, wir brauchen die Christen gegen die Buddhisten«, hatte Goroda gesagt. »Laßt den Pater Riesen die drei Knaben haben – es sind doch nichts weiter als Kyushuer Dummköpfe, neh ? Ich sage Euch: Unterstützt die Christen. Kommt mir nicht mit einem Zehn-Jahres-Plan, sondern brennt lieber jedes buddhistische Kloster in Reichweite nieder. Buddhisten sind wie Fliegen auf dem Aas, und Christen nichts weiter als ein Sack voll Fürze!«
    Jetzt sieht man, daß sie das nicht sind, dachte Toranaga mit wachsender Gereiztheit. Jetzt sind sie ein Schwarm von Hornissen.
    »Ja«, sagte er laut. »Sehr schlimm, einen Schwur zu brechen und zu schreien und die Harmonie eines Gasthauses zu stören.«
    »Bitte, verzeiht, Euer Gnaden – und verzeiht, daß ich Euch mit meinen Problemen belästigt habe. Gestattet Ihr, daß ich den Piloten begrüße?«
    Toranaga gestattete es. Alvito wandte sich an Blackthorne.
    »Ich muß Euch gratulieren, Pilot«, sagte Alvito auf portugiesisch. »Eure Schwerter stehen Euch gut.«
    »Danke, Pater, ich lerne allmählich mit ihnen umzugehen«, entgegnete Blackthorne. »Leider muß ich jedoch gestehen, daß ich mich vorerst doch noch lieber an Pistolen, Hellebarden oder Kanonen halte, wenn ich kämpfen muß.«
    »Ich bete darum, daß Ihr nie wieder zu kämpfen haben werdet, Pilot, und daß Eure Augen sich für Gottes unendliche Güte auftun.«
    »Meine Augen sind offen. Eure sind es, die benebelt sind.«
    »Um Eurer Seele willen, Pilot, haltet die Augen und den Geist offen. Vielleicht irrt Ihr Euch. Aber trotzdem danke ich Euch, Herrn Toranaga das Leben gerettet zu haben.«
    »Wer hat Euch das erzählt?«
    Alvito gab ihm keine Antwort. Er wandte sich wieder Toranaga zu.
    »Was habt Ihr gesprochen?« brach dieser das Schweigen.
    Alvito berichtete es ihm und fügte noch hinzu: »Obwohl er ein Feind meines Glaubens ist und ein Pirat, bin ich doch froh, daß er Euch gerettet hat, Euer Gnaden. Gottes Wege sind unerforschlich. Ihr habt ihm eine große Ehre erwiesen, indem Ihr ihn zu einem Samurai machtet.«
    »Nicht nur zum Samurai, sondern auch zu einem Hatamoto.« Toranaga bereitete es ein inniges Vergnügen, für einen Moment ungläubiges Erstaunen in Alvitos Gesicht aufflammen zu sehen. »Habt Ihr ein Wörterbuch mitgebracht?«
    »Jawohl, Euer Gnaden, und auch noch etliche von den Landkarten, die Ihr haben wolltet. Das Buch befindet sich unter meinem Gepäck. Soll ich jemand

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