Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
im Stich zu lassen. Es tut mir leid. Trotz unserer strengsten Vorhaltungen wollten sie sich nicht bereit erklären, sich um Euer Banner zu scharen.«
    Toranagas Stimme wurde ganz leise und bekam etwas Drohendes. »Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß es mehr erfordert, als Anregungen und Vorhaltungen zu machen.«
    »Es tut mir leid, daß ich in dieser Hinsicht schlechte Nachrichten bringe, Euer Gnaden, aber keiner von ihnen war bereit, offen zu Euch …«
    »Ach so, ›offen‹, sagt Ihr? Und was ist mit – unterderhand, heimlich?«
    »Auch da ließen sich sich nicht erweichen und blieben hart wie …«
    »Habt Ihr zusammen oder einzeln mit ihnen gesprochen?«
    »Selbstverständlich sowohl mit beiden zusammen als auch einzeln, und zwar höchst vertraulich, aber nichts, was wir vorschlugen, wollte ihnen …«
    »Ihr habt nur Vorschläge gemacht? Warum habt Ihr ihnen nicht einfach befohlen?«
    »Es steht nicht in unserer Macht, irgendeinem Daimyo oder …«
    »Ach – aber einem Eurer Brüder könnt Ihr wohl etwas befehlen? Neh?«
    »Jawohl, Euer Gnaden.«
    »Habt Ihr ihnen gleichfalls gedroht, sie aus der Kirche auszustoßen?«
    »Nein, Euer Gnaden.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie sich keiner Todsünde schuldig gemacht haben.« Alvito sagte das mit fester Stimme, genau so, wie es zwischen ihm und dell'Aqua abgesprochen worden war. Aber sein Herz pochte dabei wie wild, und es war ihm schrecklich, Überbringer schlechter Nachrichten zu sein, die sogar noch schlimmer kommen sollten, da Herr Harima, dem Nagasaki gehörte, ihm vertraulich gesagt habe, er werde seinen gewaltigen Reichtum und seinen ganzen Einfluß Ishido zur Verfügung stellen. »Verzeiht bitte, Euer Gnaden, aber ich bin es nicht, der die göttlichen Gesetze macht, genausowenig, wie Ihr den Ehrenkodex der Samurai aufgestellt habt, den Weg des Kriegers. Wir … wir müssen uns nach dem richten, was …«
    »Ihr macht einen armen Tropf wegen etwas so Natürlichem wie dem Kopfkissenteilen zu einem Geächteten – wenn jedoch zwei von Euren Anhängern sich völlig widernatürlich verhalten – jawohl, verräterisch sogar –, wenn ich um Eure Hilfe bitte, um dringende Hilfe – und ich bin schließlich Euer Freund –, dann macht Ihr nur ›Vorschläge‹. Ihr seid Euch hoffentlich über die Tragweite dieser Dinge im klaren, neh?«
    »Tut mir leid, Herr. Bitte, verzeiht, aber …«
    »Vielleicht werde ich Euch nicht verzeihen, Tsukku-san. Ich sage es nicht zum ersten Mal: Jeder muß sich jetzt entscheiden, auf wessen Seite er stehen will«, erklärte Toranaga.
    »Selbstverständlich stehen wir auf Eurer Seite, Euer Gnaden. Allerdings können wir Herrn Kiyama oder Herrn Onoshi nicht befehlen, irgend etwas zu tun.«
    »Ich hingegen kann glücklicherweise meinem Christen befehlen.«
    »Euer Gnaden?«
    »Ich kann befehlen, daß der Anjin-san freigelassen wird. Samt seinem Schiff. Mit seinen Kanonen.«
    »Hütet Euch vor ihm, Euer Gnaden. Der Pilot ist von teuflischer Schläue, und außerdem ist er ein Ketzer, ein Freibeuter, und man kann ihm nicht vertrauen …«
    »Hier ist der Anjin-san ein Samurai und Hatamoto. Auf See mag er ein Freibeuter sein – vielleicht. Wenn er wirklich ein Pirat ist, so könnte ich mir vorstellen, daß er viele anderen Korsaren oder Wako anzieht … sehr viele. Was ein Ausländer auf hoher See tut, ist seine Sache, neh? So haben wir es immer gehalten, neh?«
    Alvito bewahrte die Ruhe und setzte sein Gehirn in Tätigkeit. Niemand hatte vorausgesehen, daß der Ingeles ein solcher Intimus von Toranaga werden würde.
    »Diese beiden christlichen Daimyos wollen sich nicht auf mich festlegen – nicht einmal insgeheim?«
    »Nein, Euer Gnaden, wir haben alles vor …«
    »Keine Zugeständnisse? Kein Tauschgeschäft, kein Entgegenkommen, kein Kompromiß? Nichts?«
    »Nein, Euer Gnaden. Wir haben es auf jede nur denkbare Weise versucht. Bitte, glaubt mir!« Alvito wußte, daß er in der Klemme saß, und ganz konnte er seine Besorgnis doch nicht verhehlen. »Läge es bei mir, jawohl, ich würde ihnen mit der Exkommunikation drohen, wenn es sich auch nur um eine leere Drohung handeln würde, die ich nie in die Tat umsetzen würde.«
    »Aber wenn sie gegen Euren Glauben gesündigt hätten, würdet Ihr sie ächten?«
    »Ja. Ich möchte damit allerdings nicht andeuten, daß man das benutzen könnte, um sie auf Eure Seite zu bringen, Euer Gnaden. Verzeiht bitte, aber … im Augenblick sind sie völlig gegen Euch eingestellt.

Weitere Kostenlose Bücher