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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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in der Burg warten.«
    Er hörte, wie sie seine Befehle an den Anjin-san weitergab.
    »Gewiß, Herr Toranaga, ich verstehe«, sprach Blackthorne für sich selbst. »Dürfte ich jedoch in aller Ehrerbietung die Frage stellen: Ist möglich, schnell nach Nagasaki zu gehen? Halte für wichtig. Tut mir leid.«
    »Darüber werde ich später entscheiden«, sagte Toranaga barsch und gab ihm zu verstehen, sich zurückzuziehen. Er bemerkte, wie der Mann seine Meinung noch deutlicher vertreten wollte, es dann jedoch aus Höflichkeit nicht tat. »Sagt dem Anjin-san, er brauche nicht auf Euch zu warten, Mariko-san. Auf Wiedersehen, Anjin-san.«
    Mariko tat, wie ihr geheißen. Toranaga wandte sich wieder dem Fenster zu und sah in den Regen hinaus und auf die Stadt hinunter. Er lauschte dem Prasseln des Wolkenbruchs. Die Tür schloß sich hinter dem Anjin-san. »Worüber habt Ihr gestritten?« fragte Toranaga, ohne sich nach ihr umzusehen.
    »Euer Gnaden?«
    Seine Ohren, die er sehr aufmerksam gespitzt hatte, vermerkten, daß ihre Stimme ein ganz klein wenig zitterte. »Selbstverständlich Buntaro und Ihr, oder habt Ihr sonst noch einen Streit, der mich etwas anginge?« fügte er bissig hinzu. Ihm war daran gelegen, die Sache zu beschleunigen. »Etwa mit dem Anjin-san, mit meinen christlichen Feinden oder dem Tsukku-san?«
    »Nein, Euer Gnaden, verzeiht, bitte. Angefangen hat es wie immer und wie bei den meisten Streitigkeiten, Euer Gnaden, die zwischen Eheleuten vorkommen. Und wenn Mann und Frau in der richtigen Stimmung sind, kommt alles wieder hoch.«
    »Und Ihr wart in der richtigen Stimmung?«
    »Jawohl. Bitte, verzeiht mir. Ich habe meinen Gatten rücksichtslos gereizt. Es war einzig und allein meine Schuld.« Sie war wie eine Hirschkuh, die man gestellt hatte. Ihr Gesicht war kreideweiß geworden. Sie wußte, daß Spitzel ihm bereits alles zugetragen haben mußten.
    Sie berichtete ihm, so gut sie sich erinnern konnte. Dann fügte sie noch hinzu: »Ich glaube, mein Gatte war außer sich, als er diese Dinge sagte, und die Schuld liegt ganz allein bei mir. Er ist treu … ich weiß, daß er treu ist. Wenn jemand bestraft werden muß, dann ich, Euer Gnaden. Ich habe seinen blinden Zorn herausgefordert.«
    Toranaga setzte sich wieder auf das Kissen, den Rücken gerade wie einen Ladestock, das Gesicht steinern.
    »Was hat die Dame Genjiko gesagt?«
    »Ich habe noch nicht mit ihr gesprochen, Euer Gnaden.«
    »Aber Ihr habt es vor oder hattet es vor, neh?«
    »Nein, Euer Gnaden. Mit Eurer Erlaubnis würde ich gern sofort nach Osaka aufbrechen.«
    »Ihr werdet dann aufbrechen, wenn ich es sage, und nicht früher, und Verrat ist ein böses Tier, wo immer es sich regt.«
    Sie verneigte sich unter der Geißel seiner Zunge. »Jawohl, Euer Gnaden. Bitte, verzeiht mir. Es ist meine Schuld.«
    Er ließ ein kleines Glöckchen ertönen. Die Tür ging auf. Naga stand da. »Ja, Euer Gnaden?«
    »Befehlt Herrn Sudara und die Dame Genjiko augenblicklich hierher.«
    »Jawohl, Euer Gnaden.« Naga wandte sich zum Gehen.
    »Wartet. Und dann ruft meinen Rat zusammen. Er soll sich um Mitternacht hier versammeln. Und räumt dieses Stockwerk. Sämtliche Wachen werden abgezogen. Ihr kommt mit Sudara zurück.«
    »Jawohl, Euer Gnaden.« Mit kalkweißem Gesicht schloß Naga die Tür hinter sich.
    Toranaga hörte Männer die Treppen hinunterrasseln. Er trat an die Tür und machte sie auf. Der Treppenabsatz war leer. Er ergriff ein anderes Glöckchen und klingelte. Eine Innentür am anderen Ende des Raumes ging auf. Diese Tür war kaum zu sehen, so klug hatte man sie in die Holzvertäfelung hineingearbeitet. Eine zur Fülle neigende Frau mittleren Alters stand da. Sie trug das Kapuzenhabit einer buddhistischen Nonne. »Ja, großer Herr?«
    » Cha, bitte, Chano-chan«, sagte er. Die Tür schloß sich. Seine Augen wandten sich wieder Mariko zu. »Ihr haltet ihn also für treu?«
    »Ich weiß, daß er es ist, Euer Gnaden. Bitte, verzeiht mir, aber es war einzig und allein meine Schuld, nicht seine«, sagte sie in dem verzweifelten Bemühen, das richtige zu sagen. »Ich habe ihn gereizt.«
    »Ja, das habt Ihr getan. Abscheulich! Unverzeihlich!« Toranaga holte ein Papiertuch hervor und tupfte sich die Stirn ab. »Aber wir können von Glück sagen, daß Ihr es getan habt. Wenn Ihr ihn nicht dazu gereizt hättet, würde ich vielleicht nie erfahren haben, daß Verrat im Schwange ist. Und wenn er das alles gesagt hätte, ohne herausgefordert zu sein, dann würden

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