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Shopping and the City

Shopping and the City

Titel: Shopping and the City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Barham
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Schaden zu verbergen. Und wo waren die Hunde?
    Wir Brautjungfern defilierten zur Mitte der Bühne und sahen dabei aus wie Zuckerwatte. Es war total beängstigend, aber gleichzeitig auch wahnsinnig erregend.
    Schließlich kam Caprice heraus. Sie sah märchenhaft
aus, wenn auch etwas unsicher auf den Beinen. Ich dachte, dass ihre Schuhe ihr Probleme bereiteten, doch als sich flüchtig der Saum ihres Umhangs lüftete, erspähte ich acht kleine Hundebeinchen, die im Gleichschritt darunter mitliefen. Caprice beendete ihr Defilee und blieb in der Mitte der Spirale stehen. Ich konnte erkennen, dass ihr der Schreck in den Gliedern saß. Ich riskierte einen verstohlenen Blick zu ihr und sah zu meinem Entsetzen Toys kleines Köpfchen unter ihrer Robe hervorlugen. Gleich darauf folgte Diablo, und darauf wiederum folgte, dass beide Hunde jaulend und knurrend auf die Bühne liefen und um das Brautkleid herum Krieg spielten.
    »Diablo! Nein!«, zischte Caprice und versuchte verzweifelt, Ruhe zu wahren.
    »Toy! Lass das auf der Stelle!«, stimmte ich ebenso fruchtlos mit ein. In diesem Moment geriet alles aus den Fugen. Ich fiel aus meiner Rolle und lief den Hunden hinterher, so gut man eben in Haute Couture laufen kann. Nach mehreren Umkreisungen von Caprice gelang es mir endlich, die beiden zusammenzutreiben, doch als ich Diablo packte, hatte er seine Zähne in den Saum von Caprices Umhang geschlagen. Er riss ihn weg, so dass die Fetzen entblößt waren, wo eigentlich die Rückenpartie des Kleides hätte sein sollen, was, sozusagen als zusätzlichen Bonus, Caprices Figur zur vollsten Geltung brachte. Es war der Triumph des weiblichen Hinterteils in all seiner Pracht und Glorie.
    Das Publikum hielt so abrupt kollektiv den Atem an, dass es uns fast zu einem frühen Erstickungstod verurteilt
hätte. Sekunden verstrichen, bis irgendwo in der Dunkelheit ein Paar Hände zu klatschen begann.
    »Bravo!«, jubelte REBALT. Er stand auf, gefolgt von seinem Assistenten. Einer nach dem anderen stand das Publikum auf, um dem verrückten Genie zu applaudieren, das jetzt auf den Laufsteg trat. Der Applaus wurde lauter und lauter, bis er ein ohrenbetäubendes Crescendo erreichte. Rufe von »Genial!« und »Brillant!« schollen durch den Saal. Die Türen flogen auf, und ein Heer von wild gewordenen Presseleuten und Paparazzi stürmten herein. Eine Million Blitzlichter flammten auf. Geworfene Blumen bedeckten die Bühne zu Jock Lords Füßen. Er hielt ein Skizzenbuch in der Hand. Caprice und ich standen eingekeilt zu beiden Seiten von ihm. Jock Lord hielt kurz inne, um eilig die Skizze von Nicole Kidman auszuradieren und blitzschnell mit Caprice zu ersetzen. Er wandte sich zu den Fernsehkameras um, drückte Caprice fest an sich, dann drehte er mit einem gleißend strahlenden Lächeln das Skizzenbuch so herum, dass alle es sehen konnten, und sagte: »Ich möchte Ihnen meine neue Muse vorstellen!«, woraufhin es noch mehr Blumen, Atemstocken und allgemeine Ekstase vom tobenden Publikum gab. Dann sah er zu mir und den beiden Hunden in meinem Arm und runzelte die Stirn.

Kapitel 11
    Flucht aus New York
    Datum: 16. Juli
Stimmung: Grau
     
    Wie in: irgendwo zwischen Schwarz und Weiß, weder hier noch dort. Mit anderen Worten: in der Luft hängend.
     
    I ch ließ das reinigende Wasser über mich laufen. Einen flüchtigen Moment lang lösten sich Zeit und Raum auf; im Universum existierte nichts außer mir. Keine Handys, kein Paolo, keine Brooke, keine Spring, keine Miss Stevens, keine Mom, kein Dad, keine Heimat, kein Zuhause und keine Mode. Ich war nackt und allein – entblößt bis zu meinem innersten Kern. Nur wenige Momente zuvor waren die ersten Strahlen der Dämmerung durch das Fenster auf den Küchentisch gefallen, an dem ich die vergangenen acht Stunden lang schweißgebadet über meinem PowerBook gekauert und das Layout meiner Jock-Lord-Reportage
erstellt hatte, angetrieben vom Adrenalinschub der hoffentlich allerletzten durchgemachten Nacht meines Lebens. Zu sagen, dass ich hundemüde hoch zehn war, wäre noch eine Untertreibung, da in den vergangenen Tagen Schlaf, Seelenfrieden und Selbstachtung Mangelware gewesen waren.
    Ich massierte mir eine Ted-Gibson-Haarkur mit Orchideenöl in meine nasse Mähne, wickelte mir ein frisches Handtuch um, und dann traf es mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Wenn ich mich beeilte, konnte ich gerade noch den 8-Uhr-10-Zug nach Greenwich erwischen. Also lief ich leise den Flur hinunter zu Evies Zimmer. Sie

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