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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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gesamten Londoner Unterwelt.«
    Leboux klappte das Notizbuch zusammen und rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Arthur«, sagte er, wobei er seine Worte berechnete wie ein nach Zeilen honorierter Autor, »du bist Arzt. Du bist im Begriff, eine Säule unserer Gesellschaft zu werden. Ich sage es dir als Freund: Du bist nicht auf dem rechten Weg, diese Stellung zu erringen, wenn du wie ein Butler gekleidet durch England läufst und Geschichten verbreitest, in denen dich der geheimnisvolle Oberhäuptling des Verbrechens ermorden will.«
    »Du glaubst mir also nicht. Du glaubst mir nicht einmal, daß man mir nach dem Leben trachtet.«
    »Ich glaube, daß du glaubst, daß man dir ...«
    »Was ist mit dem, was ich zwischen den Dielenbrettern in der Cheshire Street 13 gefunden habe?«
    »Ja. Ich habe die Substanz von unserem Chemiker analysieren lassen ...«
    »Erzähle mir bloß nicht, daß es kein Blut war, Claude.«
    »Doch, es war Blut. Es sieht tatsächlich so aus, als wärst du Zeuge eines Mordes gewesen.«
    »Habe ich doch gesagt.«
    »Des Mordes an einem Mastschwein.«
    Stille trat ein. Leboux beugte sich vor. »Es war Schweineblut, Arthur.«
    »Schweineblut? Das ist doch nicht möglich.«
    »Vielleicht hat jemand beim Zerlegen des Sonntagsbratens etwas zu heftig mit dem Messer hantiert«, sagte Leboux. »Kommt ja bei Schweinefleisch nicht allzu selten vor, wenn du mich fragst.«
    Was hatte das zu bedeuten? Doyle hob eine Hand an seinen pulsierenden Schädel.
    »Du könntest jetzt wohl auch eine Scheibe rohes Fleisch für das Ding auf deinem Kopf gebrauchen«, sagte Leboux.
    »Verzeih mir, Claude, ich bin etwas durcheinander. Ich habe ein paar harte Tage hinter mir.«
    »Daran zweifle ich nicht.«
    Leboux verschränkte die Arme und schenkte ihm einen Blick, der eher der eines Polizeiinspektors als der eines engen Freundes war. Als Doyle die Hebelkraft von Lebouxʹ forschendem Gesichtsausdruck bemerkte, sah er sich gezwungen, sich auf einen noch weniger robusten Teil des Astes zu begeben, an den er sich so unsicher klammerte.
    »John Sparks«, sagte er. Es war fast ein Flüstern.
    »Bitte?«
    »John Sparks.«
    »Ist er mit dem anderen Gentleman verwandt?«
    »Sein Bruder.«
    »Was ist mit diesem John Sparks, Arthur?«
    »Sagt dir der Name nichts?«
    Leboux hielt inne. »Vielleicht.«
    »Er hat gesagt, er steht im Dienst der Königin«, sagte Doyle leise.
    Leboux schien nichts damit anfangen zu können. »Was willst du damit sagen?«
    »Könntest du es vielleicht bestätigen?«
    »Was kannst du mir sonst noch über John Sparks erzählen, Arthur?« fragte Leboux ruhig und appellierte damit so offen wie möglich an Doyles Kooperation.
    Doyle zögerte. »Mehr weiß ich auch nicht.«
    Sie schauten einander an, Doyle hatte das Gefühl, daß seine Freundschaft mit Leboux hart an ihre Grenzen gestoßen war; einen Moment lang sah es so aus, als wäre es fraglich, ob sie hielt. Schließlich schlug Leboux sein Notizbuch wieder auf, schrieb Sparksʹ Namen nieder, schloß das Buch und stand auf.
    »Ich rate dir ernsthaft, in London zu bleiben«, sagte er.
    »Dann bin ich also frei?«
    »Ja. Ich muß wissen, wo ich dich erreichen kann.«
    »Wende dich an das St.-Bartholomew-Hospital. Ich werde mich dreimal täglich dort nach Botschaften erkundigen.«
    »Sorge dafür.« Leboux blieb stehen, um eine deutlicher überdachte Meinung auszudrücken. »Ich glaube nicht, daß dieses Spiel für deine Schwierigkeiten ausschlaggebend ist, Arthur; ich glaube auch nicht, daß es dir besonders gutgeht. Wenn ich du wäre, würde ich mich von einem Arzt untersuchen lassen. Vielleicht sogar von einem Nervenarzt.«
    Na prima, dachte Doyle. Er hält mich zwar nicht für einen Verbrecher, aber er glaubt, daß ich irre bin.
    »Deine Besorgnis hat etwas für sich«, sagte Doyle in einem demütigen Versuch, ihn nicht zu kränken.
    Leboux öffnete die Tür, zögerte, drehte sich jedoch nicht um. »Brauchst du eine Unterkunft?«
    »Das kriege ich schon hin. Danke der Nachfrage.«
    Leboux nickte und nahm den Schritt wieder auf.
    »Da ist noch ein Name, Claude«, sagte Doyle. »Ein Mr. Bodger Nuggins.«
    »Bodger Nuggins?«
    »Er ist Preisboxer. Er war zwar bei den Würflern, wurde aber offenbar nicht mit uns ...«
    »Was ist mit diesem Bodger Nuggins?«
    »Ich habe aus zuverlässiger Quelle, daß der Mann ein entwichener Sträfling aus Newgate ist.«
    »War er mal«, sagte Leboux.
    »Bitte? Das verstehe ich nicht.«
    »Wir haben Mr. Bodger

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