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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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wollte.«
    »Und woher weiß man, daß wir wieder in London sind? Ich vertraue Leboux nicht nur ohne weiteres, ich glaube auch, daß ich ihn sehr viel besser kenne als Sie.«
    »Jetzt kränken Sie mich aber wirklich, Doyle«, sagte Sparks und hob sein Garngeflecht, um es in die Obhut von Doyles Händen zu legen.
    Doyle streckte sie zögernd aus, und Sparks webte das kleine Kunstwerk fachmännisch über seine Finger. »Woher sollen sie es denn wissen, Jack?«
    »Sie haben zwei Stunden in einer Zelle zugebracht, in der es von Männern wimmelte, die auf der Ehrenliste der Londoner Unterwelt stehen. Sie haben zudem eine große Sache daraus gemacht, sich freizukaufen. Alexander hat mit Sicherheit jedes ungewaschene Ohr in der Stadt veranlaßt, keinen Ihrer Schritte unbeobachtet zu lassen. Können Sie sich vorstellen, daß irgendeins Ihrer Worte nicht bis zu ihm vordringt?«
    Doyle zog schnaubend die Nase hoch. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als die Hände frei zu haben, um den Rotz daran zu hindern, aus seiner Nase zu fließen.
    »Was ist mit Barry?« fragte er und kam wieder zur Sache. »Machen Se sich um den mal keine Sorgen, Chef«, sagte Larry, der in der Ecke saß und fröhlich einen schottischen Mürbeteigkeks in seinen Tee tunkte. »Der hat schon härtere Sachen hinter sich. Diese Fatzken haben bis jetzt noch keine Zelle konstru ... gebaut, die Kerle wie Bruder B lange festhalten kann.«
    »Ihr Bruder redet nicht sehr viel«, sagte Doyle und wünschte sich für einen Moment, Larry würde diesen Charakterzug Barrys teilen.
    »Barry gehört zu denen, die glauben, es is besser, wenn man die Klappe hält und für doof gehalten wird, statt sie aufzumachen und jeden Zweifel zu beseitigen«, sagte Larry heiter. Sparks, der eine neue Variante aus dem Garn an Doyles Fingern flocht, pfiff
Rule Britannia.
    »Wenigstens haben wir Bodger Nuggins gefunden«, sagte Doyle zu seiner Verteidigung. »Und wir haben allerhand von ihm zu hören bekommen. Wenigstens das könnten Sie anerkennen.«
    »Hmm. Und keine Sekunde zu spät, würde ich sagen.«
    »Sie können mich doch nicht für seinen Tod verantwortlich machen.«
    »Nein, dafür müssen wir wohl einer anderen Vereinigung danken. Schade. Und dabei hätte Bodger uns eventuell enthüllen können, welchem Zweck der Versand der Sträflinge nach Yorkshire gedient hat...«
    Doyle nieste so heftig, daß das Garn fast von seinen Fingern gerutscht wäre.
    »Gesundheit«, sagten Larry und Sparks wie aus einem Munde.
    »Danke. Jack, als ich Nuggins zum letzten Mal sah, hatten die Polizisten ihn ziemlich fest im Griff. Und eine Stunde später findet man ihn mit dem Gesicht nach unten in der Themse. Glauben Sie, die Polizei hat irgend etwas damit zu tun?«
    »Was glauben Sie denn, warum ich Sie davor gewarnt habeffmit der Polizei zu sprechen?« sagte Sparks geduldig.
    »Aber das würde doch heißen - unglaublicherweise
—,
daß Ihr Bruder außer auf sein verbrecherisches Imperium auch irgendwie Einfluß auf Scotland Yard ausübt.«
    »Polizisten sind ebensowenig gegen den Einfluß seines Magnetismus gefeit wie der Mond gegen den der Erde.«
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach also glauben? Lansdown Dilks, die Polizei, entwichene Sträflinge, General Drummond, Lady Nicholson und ihr Bruder, das Land ihres Gatten, Ihr Bruder, die Vermummten, die Dunkle Bruderschaft: all dies deutet auf irgendeinen riesigen undefinierbaren Zusammenschluß hin, oder?«
    »Ich glaube wohl, daß dies nie besonders in Frage gestellt wurde«, sagte Sparks, zutiefst auf sein zunehmend komplizierter werdendes Schnurwerk konzentriert.
    »Und das Schweineblut in der Cheshire Street... Darf ich fragen, was Sie davon halten?«
    »Das war wirklich äußerst eigenartig. Zeig Dr. Doyle die Fotografie, Larry.«
    »Zu Befehl, Sir.«
    Larry entnahm seiner Manteltasche ein Foto und hielt es hoch, damit Doyle es betrachten konnte. Auf ihm war eine Frau abgebildet, die aus der Hintertür eines Gebäudes kam und eine Treppe hinabstieg. In der unteren linken Ecke des Bildes wartete eine schwarze Kutsche auf sie. Eine hochgewachsene Frau mit kräftigen Gesichtszügen und rabenschwarzem Haar. Doyle schätzte sie auf etwa dreißig Jahre. Sie war zwar nicht auf herkömmliche Weise attraktiv, doch sie wirkte stattlich und gebieterisch. Obwohl ihr Gesicht aufgrund der Bewegung leicht verschwommen war, wirkte ihre Haltung eindeutig verstohlen und heimlich. »Erkennen Sie diese Frau, Doyle?«
    Doyle musterte das Foto eingehend. »Sie

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