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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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auf den Tisch legte. »Ich schlafe gelegentlich hier und verwende die Räume, wie Sie wohl schon vermutet haben, als Basis für meine Unternehmungen. Vielleicht sollte ich erwähnen, daß ich mich für einen Weltbürger halte. Deswegen bin ich immer dort zu Hause, wo ich mich gerade aufhalte. Und deswegen habe ich, genau gesehen, überhaupt kein Zuhause. Ich habe keines mehr, seit mein Bruder den einzigen Ort, den ich je so genannt habe, in Flammen hat aufgehen lassen. Ist das eine Antwort, die Sie zufriedenstellt?«
    »So ziemlich.«
    »Gut.« Sparks legte das Bäffchen ab, knöpfte seine Jacke auf und zog ein Kissen unter ihr hervor, das für seine Leibesfülle gesorgt hatte. »Falls Sie wirklich neugierig sind, woher diese Gesellschaft von Charakteren stammt, folgen Sie mir.« Als Sparks den Raum betrat, in dem Zeus untergebracht gewesen war, folgte Doyle ihm. Von den Wänden der vollgestopften Kammer ragten Gestelle, auf denen so viele fantasiereiche Kostüme hingen, daß man damit das Ensemble einer Revue für ein Jahr hätte einkleiden können. Auf einem von Lampen gesäumten Schminktisch befanden sich alle nur erdenklichen Utensilien der kosmetischen Kunst. Eine Reihe gesichtsloser Holzköpfe, die einen Regenbogen an Perücken und Barten trugen, standen in einer Ecke. Es gab Regale voller Hutschachteln, Schubladen mit katalogisierten Accessoires, Brieftaschen mit Dutzenden gefälschter Identitätsnachweise und ein Arsenal an Polstern, um jede gewünschte Körperform hervorzubringen. Eine Nähmaschine, Stoffballen und eine Schneiderpuppe - die die halbfertige, mit Blechknöpfen versehene Uniform eines Offiziers der Königlichen Füsiliere trug - deuteten an, daß Sparks' üppige Garderobe ausschließlich eigener Produktion entstammte. Er konnte diesen Raum betreten und praktisch als anderer Mann - beziehungsweise andere Frau - in die Straßen Londons hinausgehen. »Haben Sie das alles selbst gemacht?« fragte Doyle.
    »Ich habe nicht alle Spielzeiten in der Theaterbranche mit liederlichen Ausschweifungen zugebracht«, sagte Sparks und hängte das Pastorenjackett auf einen Bügel. »Entschuldigen Sie mich kurz, Doyle, während ich wieder ich selbst werde.«
    Doyle ging in den Nebenraum zurück. Larry fütterte Zeus mit einer Tasche voller Suppenknochen, an denen der Hund knirschend und knackend seine Freude hatte.
    »Erstaunlich«, sagte Doyle.
    »Würd' mich an Ihrer Stelle geehrt fühlen, Chef. 's is das erste Mal, daß er einen Außenstehenden reinläßt. Hier ist Betreten verboten, und aus gutem Grund.«
    »Verzeihen Sie meine Unwissenheit, Larry, aber ist Jack eigentlich in London bekannt?«
    Larry zog bedachtsam an seiner Zigarette. »Um das zu beantworten ... 's gibt drei Sorten Menschen, die man verschieden klassifizieren muß. 's gibt Leute, die noch nie von ihm gehört haben - halt die Mehrheit der Londoner, die anständig sind, sich nur um ihre eigenen Dinge kümmern und nix von dem geheimen Untergrund ahnen, den man die Welt der Verbrecher nennt. Zur zweiten Gruppe gehörn die, die das große Glück hatten, Mr. Jacks Hilfe aus erster Hand zu erleben, weil er für sie gearbeitet hat. Nur wenige wissen von dem, was er im geheimen Regierungsdienst gemacht hat, die haben ihn hin und wieder auch privat kennengelernt. Dann gibtʹs ʹne dritte Kategorie: die quer durch ʹn Garten laufenden Ganoven, Banditen, Gauner und Lumpen, die Mr. S. wegen ihrer Laster am besten kennen und sein Name bimmelt in ihrem Herz wie die Glocke des Untergangs. Diese Bande ist größer und mehr auf das eigene Fortkommen aus, als die beiden anderen Kategorien glauben wollen. Das sind auch die, mit denen Sie, in Ihrem Leben als geachteter Arzt, wohl am wenigsten vertraut sind. Ich verstehʹ sehr gut, warum Sie fragen.«
    Larry reichte Zeus die letzten Knochen und kraulte ihn am Hals. »Zufällig isses auch die Kategorie, zu der Bruder Barry und ich uns gezählt haben, und das is noch nich lange her.
    Nich daß wir besonders stolz drauf wären, aber so warʹs nun mal.«
    »Wie haben Sie Jack kennengelernt, Larry? Falls ich die Frage stellen darf.«
    »Ja, Sir, dürfen Sie. Und ich möchte diese Gelegenheit ergreifen, um zu sagen, daß es ʹne große Freude ist, bei der Arbeit, die wir machen, die Bekanntschaft von ʹnem so netten und tüchtigen Gentleman zu machen, wie Sie einer sind.«
    Doyle versuchte, das Kompliment abzuwinken.
    »Ich meinʹs absolut ernst, Sir. Die einzige Chance, die ich sonst gehabt hättʹ, vor ihnen zu

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