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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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verletzen. Also hat der Gent zuerst, wie erwartet, unsere geklauten Sachen konfisziert. Aber dann kommt's zu der verblüffendsten Plauderei, die wir je gehört haben: Hört mit dem kleinkarierten Verbrecherleben auf, sagt er zu uns. Los, arbeitet mit mir im Dienst der Krone, sonst ... Sonst was? wollen wir wissen. Sonst wär's aus mit unserem Glück und wir würden 'ne schlimme Zukunft erleben. Natürlich sagt er uns nicht genau, wie das vonstatten gehn soll. Barry und ich denken, vor uns steht 'n Irrer - und unsere Gedanken sind oft so laut zueinander wie die Redner im Abgeordnetenhaus. Also stimmen wir dem Quatsch eilig zu, lassen ihn die Beute mitnehmen und sind fertig mit dem Blödmann. Der Mann fegt aus'm Haus wie 'n Juniregen. 'n Dieb bestiehlt Diebe. Wir haben keine Träne vergossen. Kommt vor in dem Milieu. Weil's massenhaft Stadtwohnungen in London gibt, fliegen wir am nächsten Tag aus und suchen uns 'ne neue Behausung auf der anderen Seite der Stadt.
    Vier Tage vergehen. Wir kriegen allmählich mit, daß wir so nich reicher werden, also drehen wir 'n neues Ding. Barry steigt bei 'nem Silberschmied ein. Er war schon immer scharf auf Silber; is nützlich bei'n Damen. Er is kaum durch die Tür unserer neuen Bude, als der selbsternannte Rächer wieder reinstürmt und Barry den Sack gleich aus'n Pfoten reißt. Dies, macht er uns klar, is unsere zweite Chance. Hört auf mit'm gesetzlosen Rummachen und macht mit, sonst is das Ende nah. Er wartet nich mal auf 'ne Antwort; nimmt einfach die Klamotten und haut ab. Jetzt sind Barry und ich aber baff. Die Sache is uns unheimlich: Wieso hat der Kerl von allen Gaunern in der Stadt gerade uns aufm Kieker. Wenn er so aufm Trockenen sitzt, warum raubt er nich selber Häuser aus? Was genau meint er damit ›das Ende is nah‹; und wie, um alles in der Welt, halten wir uns den Kerl vom Hals, wenn wir wieder mal umziehen? Verzweifelte Situationen tun verzweifelte Maßnahmen verlangen. Uns ging's saudreckig. Wir haben unsere Basis öfter gewechselt als unsere Hemden; viermal in einer Woche. Haben keinem was davon gesagt. Haben uns alle naselang umgesehen, ob wir seinen ärgerlichen Schatten irgendwo ausmachen können, aber nix. Drei Wochen gehen rum, uns hängt der Magen auf'n Knien. Wir nehmen an, daß wir jetzt sicher sind. Vielleicht hat der Kerl einen von uns in 'nem Pub beobachtet, is uns nach Hause gefolgt und hat uns so reingelegt. Also gehen wir diesmal zur Sicherheit beide auf'n Zug raus, damit's keine unliebsamen Überraschungen gibt. Wir suchen uns das Ziel vorsichtiger aus, als 'n Bluter sich rasiert, 'n Antiquitätengeschäft in der Portobello, weit weg vom Verkehr. Wir steigen durch 'n Luftschacht ein - 'ne Kleinigkeit - und wollen uns das Zeugs untern Nagel reißen.
    Und da sitzt der gleiche Kerl aufm Stuhl, so kühl wie Eistee mit 'ner Pistole in der Hand und liest uns unsere Rechte vor. Und nich nur das. Er hat auch noch ʹn Bullen mitgebracht; der steht hinter uns, redet uns mit seinem Knüppel gut zu und hört sich unsere Beichte an. Dies ist eure letzte Gelegenheit, sagt der Mann. Er kennt unsere Namen, unsere neue Adresse und jeden Ort, an dem wir in unserem Leben gewesen sind.
    Es ist das zweite Mal in meinem Leben, daß die Hand des Schicksals nach mir greifen tut und mir rechts und links ʹn paar Ohrfeigen haut. Jetzt isses aus, Larry, sage ich mir. Das dritte Mal. Der Ofen is aus, sag ich zu Bruder B, der von Natur aus ʹn bißchen weniger aufm Kasten hat als meine Wenigkeit. Da stellt sich raus, das er ʹn plötzlichen Anfall von Grips hat. Fremder, sagen wir, Sie sind uns über. Wir wollʹn unser Bestes tun, um auf Sie zu hören. Der Gentleman zeigt sich als so gut wie sein Wort. Er macht ʹn Zeichen, und der Bulle macht ʹn Abmarsch, ohne daß wir von seinem Knüppel ins Kreuz geküßt werden. Der Fremde sagt also, kommt mit, Jungs und so sind wir vor sechs Jahren zusammen mit Mr. John Sparks aus dem Antiquitätenladen auf die Portobello Road rausmarschiert, und unsere glänzende Verbrecherkarriere war zu Ende.«
    »Hat er Sie mit Arrest bedroht?«
    »Er hat was Besseres getan als zu drohen: Er hat uns nämlich
überzeugt.
Natürlich ham wir erst Monate später rausgekriegt, daß der Bulle einer von seinen verkleideten Regulären war.«
    »Einer von seinen Regulären?«
    »So nennt er uns; uns, die wir für ihn arbeiten«, sagte Larry bescheiden.
    »Wie viele gibt es denn von euch?«
    »Mehr als ʹn paar, aber nie genug und so viele wie nötig.

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