Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
Vom Netzwerk:
ist?«
    »Unser Freund, der presbyterianische Geistliche, hat heute auf der Russell Street die Runde und den Versuch gemacht, seine unsterblich gute Monographie über die fortschrittlichen Vieh-zuchtverfahren auf den Äußeren Hebriden bei diesem Verlag unterzubringen.«
    »Ich wußte gar nicht, daß ich mich in Gesellschaft eines so hochgeschätzten Schriftstellers befinde.«
    »Zufällig befand sich eine solche Monographie in meinen Unterlagen. Ich habe sie geschrieben, als ich vor ein paar Jahren dort Urlaub machte. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber es fällt mir schwer, im Urlaub nichts zu tun. Ich denke ständig nur an die Arbeit.«
    »Hm. Ich gehe ganz gern angeln.«
    »Mit Netz oder Fliegen?«
    »Fliegen. Meist Forellen.«
    »Läßt den Fischen wenigstens eine Chance. Jedenfalls können Sie sich bestimmt vorstellen, wie überrascht ich war, als mir heute nachmittag einer der Verlage auf der Russell Street das Angebot machte, mein Pamphlet auf der Stelle zu erwerben.«
    »Sie haben die Monographie verkauft?« fragte Doyle und verspürte das saure Tröpfeln schriftstellerischen Neides.
    »Sie haben es mir aus der Hand gerissen. Ehrlich gesagt, es gibt keine Begründung für die Entscheidung dieser Leute. Ich war noch nicht einmal so weit, mir einen Namen für den Autor auszudenken. Presbyterianer, die Monographien schwenken, sind meist mehr als ausreichend, um auch den neugierigsten Geist zu verjagen. Ich habe sie dazu gebracht, den Honorarscheck auf die Wohlfahrt auszustellen. Armer Kerl: vier Stunden alt, und schon verwehrt man ihm die ihm zustehenden Tantiemen.« Sparks schaute über die Straße. Larry winkte ihnen zu. »Ah, ich sehe, daß Larry die Präliminarien abgeschlossen hat. Gehen wir, Doyle.«
    Sparks ging durch die Gasse voran. Larry hielt die Tür auf, als sie hineinschlüpften, dann folgte er ihnen und schloß hinter ihnen zu. Sparks zündete eine Kerze an, die den Schatten des Gebäudeverzeichnisses an der Korridorwand reflektierte.
    »Rathborne & Sons, Limited«, las er vor. »Um die Ecke befindet sich eine Lieferantentür, von der ich glaube, daß sie dir nützlich sein kann, Larry.«
    Sie gingen durch den Korridor, bogen nach links ab und kamen zum Eingang, wo Sparks die Kerze hochhob und Larry sich erneut an die Arbeit machte.
    »Ich habe noch eine Frage zu dieser Monographiensache«, sagte Doyle, dem die Sache keine Ruhe ließ. »Hat man Sie wirklich auf der Stelle dafür bezahlt?«
    »Es war zwar kein fürstliches Honorar, aber genug, um Zeus für eine Weile mit Suppenknochen zu versorgen.«
    Larry schob die Tür auf, die zu den Büros führte.
    »Danke für deine freundliche Mitarbeit, Larry. Behältst du den Korridor im Auge, während wir uns drinnen umsehen?«
    Larry tippte an seine Mütze. Doyle fiel auf, daß er seit dem Verlassen der Wohnung keinen Mucks gesagt hatte. Barry hingegen wurde an beengten Orten eindeutig geschwätzig. Wie seltsam, daß ihre Sprachgewohnheiten so gegensätzlich waren.
    Im mageren Licht der Kerze erforschten sie die Büros von Rathborne & Sons. Gedämpfte Empfangshalle. Die Schreibtischreihen der Angestellten: Rechnungsformulare, Verträge, Lieferscheine. Es schien ein sauberes und ordentliches Unternehmen zu sein, ansehnlich ausgerüstet und mit einem Minimum an Getue betrieben. Andererseits aber auch ohne eigenständiges Profil.
    »Dies also ist der letzte Verlag, der Ihr Manuskript erhalten hat«, sagte Sparks. »Aber Sie erinnern sich nicht daran, eine Antwort bekommen zu haben?«
    »Nein. Also müssen Lady Nicholsons Vater und ihr Bruder auf irgendeine Weise in die Sache verwickelt sein.«
    »Von einem Bruder, dem verstorbenen George B., wissen wir. Aber sonst findet man nichts in den öffentlichen Unterlagen über die Familie Rathborne. Ich habe nicht den geringsten Hinweis auf einen Rathborne Senior gefunden.«
    »Wie eigenartig.«
    »Vielleicht auch nicht. Die Firma ist sechs Jahre alt. Weit entfernt von einer altehrwürdigen Tradition, die man seit Generationen weitergibt.«
    »Soll das heißen, es gibt gar keinen Rathborne Senior?«
    »Sie begreifen schnell, Doyle«, sagte Sparks. »Ich möchte mich mal dort drüben umsehen.« Er führte Doyle in den hinteren Bereich des Büros. »Unserem geistlichen Freund wurde nämlich der Zugang zu einem leitenden Angestellten ausdrücklich verwehrt.«
    Sie gingen an einer Reihe geschlossener Türen vorbei. Als sie an eine verschlossene kamen, auf deren Rauchglasscheibe GESCHÄFTSLEITUNG stand, reichte

Weitere Kostenlose Bücher