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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Sparks Doyle die Kerze, zog zwei kleine Dietriche aus der Tasche und steckte einen von ihnen ins Schlüsselloch.
    »Hier hatte man kein Interesse an Rinderzucht?«
    »Nach allem, was ich während meines Besuches aufschnappen konnte, scheint man hier ganz allgemein nicht einmal sonderlich an Büchern interessiert zu sein.«
    »Was soll das nun wieder heißen, Jack?«
    »Ich habe mir einen Katalog der Bücher besorgt, die hier verlegt wurden«, sagte Sparks. »Bücher zu okkulten Themen scheinen die Spezialität des Hauses zu sein, dazu ein paar juristische Schriften - kaum genug, um ein dermaßen wohlbestalltes Unternehmen über Wasser zu halten - und nicht einen Roman.« Er hantierte mit den Dietrichen wie mit Eßstäbchen, dann wurde ein Klicken hörbar, und die Tür sprang auf. Sparks öffnete sie ganz.
    »Jetzt fällt mir ein, es war ursprünglich das okkulte Interesse dieses Verlags, das mich dazu gebracht hat, mein Manuskript hierherzuschicken. In meinem amateurhaften Eifer habe ich mir nicht die Zeit genommen, herauszufinden, ob man hier überhaupt an Romanen interessiert ist.«
    »Ich wollte es nicht so taktlos ausdrücken«, sagte Sparks, der die Kerze wieder an sich nahm und das Büro betrat.
    »Geht schon in Ordnung. Jeder Schriftsteller, der einen Schuß Pulver wert ist, muß sich gegen Kritik abhärten. Aber wenn dieses Haus kein Interesse an Romanen hat, muß man sich natürlich fragen, warum ich das Manuskript nicht auf der Stelle zurückbekommen habe.«
    »Ich vermute, der Titel - ›Die Dunkle Bruderschaft‹ - ist jemandem ins Auge gefallen.«
    »Ipso facto müssen Rathborne & Sons der Schnittpunkt sein, von dem aus mein Werk, wie Sie es nennen, in die falschen Hände gelangt ist.«
    »Genau so«, sagte Sparks.
    Er durchquerte den Raum und durchwühlte die Schubladen des gewaltigen Schreibtisches, der die spärliche Möblierung des nüchternen, mit Eichenholz getäfelten Büros darstellte.
    »Und falls ich Ihre Beobachtungen richtig interpretiere«, sagte Doyle, »haben Sie den Verdacht, daß Rathborne & Sons in der Hauptsache gar kein Verlag ist, sondern lediglich Fassade für einen viel bösartigeren Zweck.«
    »Bösartig«, sagte Sparks. »Oder linkshändig.« Er zog ein Blatt mit einem gedruckten Briefkopf aus einer Schublade. »Sehen Sie sich das an, Doyle.«
    Das Schreiben selbst war nicht von irgendwelchem Belang - ein Routinememorandum, das sich auf vertragliche Vereinbarungen mit einem Buchbinder bezog. Doch die Liste der Geschäftsführer des Unternehmens war ein Fall für sich.
    RATHBORNE & SONS PUBLISHING, LTD GESCHÄFTSFÜRER
Sir John Chandros
Brigadegeneral Marcus Drummond Maximilian Graves
Sir Nigel Gull
Lady Caroline Nicholson
Bischof Caius Catullus Pillphrock Professor Arminius Vamberg
    »Gütiger Himmel«, sagte Doyle.
    »Wollen wir doch mal nachdenken. Dieser Raum trägt nicht im mindesten den Stempel irgendeiner Persönlichkeit: keine Gemälde, keine persönlichen Gegenstände. Im geringsten Fall neigen leitende Angestellte dazu, die Merkmale ihrer Leistungen zur Schau zu stellen: Diplome, Ehrenurkunden. Dieses Büro dient nur der Täuschung, was auch für alles andere gilt, das wir gesehen haben. Und soweit wir es beurteilen können, hat es nie einen Rathborne Senior gegeben.«
    »Was die Anwesenheit Lady Nicholsons im Gremium der Geschäftsführer erklärt.«
    »Es ist ungewöhnlich genug, eine Frau in einer Position von solcher Verantwortung zu finden auch wenn die Zeiten sich ändern. Ohne exakt zu wissen, was die Natur dieser Position ist, kann man mit Sicherheit annehmen, daß sie die wahre Macht hinter Rathborne & Sons darstellt.
    »Oder dargestellt hat.«
    »Ich werde sehr bald mehr darüber sagen können.« Sparks richtete Doyles Aufmerksamkeit wieder auf die Liste. »Welcher der restlichen Namen beunruhigt Sie besonders?«
    »Besonders einer. Sir Nigel Gull war bis zur Pensionierung einer der beiden Leibärzte der königlichen Familie.«
    »Ich glaube, seine Hauptpflicht bestand darin, sich um den jungen Prinzen Albert zu kümmern.«
    »Ja, diese Aufgabe nimmt einen den ganzen Tag in Anspruch«, sagte Doyle spöttisch. Der Enkel der Königin war ein berüchtigter Lebemann, ein Einfaltspinsel von üblem Ruf und eine verläßliche Quelle für kleinere Skandale.
    »Sehr unangenehm. Und ich kann Ihnen sagen: Gulls planmäßige Pensionierung er ist nun um die sechzig Jahre alt war bloß eine Irreführung der Öffentlichkeit. Er war in den letzten Tagen seines Dienstes von

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