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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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einem starken Ruch der Unschicklichkeit umgeben, deren Einzelheiten nun meine volle Aufmerksamkeit erfordern werden. Wen haben Sie sonst noch auf der Liste erkannt?«
    »Der Name John Chandros kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, woher.«
    »Ehemaliger Parlamentsabgeordneter, aus einem nördlichen Distrikt, Newcastle-on-Tyne. Landentwickler. Stahlwerke. Ungeheuer reich.«
    »War Chandros nicht in der Gefängnis-Reform engagiert?«
    »Er hat auch zwei Wahlperioden lang der Gefängniskommission vorgesessen. Sein Name ist auch bei meinen Ermittlungen in der Nicholson-Drummond-Transaktion aufgetaucht. Er verfügt über ansehnlichen Grundbesitz, der an den Besitz grenzt, den Nicholson an General Drummond verkauft hat.«
    »Dann kann es kein Zufall sein, würde ich sagen.«
    »Es gibt gar keine Zufälle: Wir haben nun eine doppelte Verbindung von Chandros zu Drummond zu Rathborne-Nicholson. Wie Gull in dieses Netz hineinpaßt, müssen wir erst noch herausfinden.«
    »Was ist mit den anderen, Jack?«
    »Bischof Pillphrocks Name ist mir bekannt. Anglikanische Kirche. Seine Diözese liegt in North York, in der Nähe der Hafenstadt Whitby. Vamberg und Graves kenne ich nicht. Wo ist der Faden, der sie miteinander verbindet?« fragte Sparks forschend, um gleich darauf selbst zu antworten: »Reiche, mächtige, prominente Bürger. Vier mit Verbindungen nach Yorkshire, wohin angeblich die Sträflinge geschickt wurden. Chandros in der Strafkommission. Alle vereint unter dem Dach einer Scheinfirma ...«
    »Besteht nicht die Möglichkeit, Jack, daß diese Firma genau das ist, was sie zu sein scheint? Ein kleiner, aber mit genügend Kapital ausgestatteter Verlag von bescheidenem Ehrgeiz, mit einer Geschäftsleitung aus Fachleuten, die ihn in den verschiedenen Disziplinen berät, in denen er aktiv ist? Drummond für militärische Publikationen, Gull für medizinische Fachbücher, Chandros für politische Perspektiven, Pillphrock für das Thema Theologie, und so weiter?«
    Sparks nickte bedächtig. »Bei angemessener Erwägung der übrigen Variablen würde ich sagen, daß die Chance dafür zehn Prozent beträgt. Wenn nicht, besteht jeder Grund zur Annahme, daß wir nichts Geringeres in unserem Besitz haben als eine Liste des höchsten Rates der Dunklen Bruderschaft. Sieben Namen. Sieben ist sowohl eine ruchlose als auch eine heilige Zahl.«
    »Kommt mir irgendwie wie ein Glaubenssprung vor«, sagte Doyle. Dann fiel eine dünne weiße Linie unter dem Tintenlöscher auf dem Schreibtisch in sein Blickfeld. Er hob den Löscher hoch, zog ein gefaltetes Quadrat aus glattem Papier hervor und entfaltete ein Plakat, das den Londoner Auftritt einer Theatertruppe bekanntgab. Die dort aufgelisteten Auftrittsdaten betrafen eine Woche im Oktober des vergangenen Jahres.
    »
Die Tragödie des Rächers«,
las Doyle vor. »Das Stück kenne ich nicht.«
    »Ein Gerichtsmelodram aus der späten elisabethanischen Epoche. Wird Cyril Tourneur zugeschrieben. Er hat es von Seneca adaptiert. Ein ziemlich grausames Stück. Inhaltlich überfrachtet und jede Menge Bühnengewalt. Mit Recht nicht sehr bekannt. Ich kann mich an die Produktion nicht erinnern.«
    »Sieht so aus, als wäre die Truppe schnell angereist und schnell weitergezogen«, sagte Doyle. »Die Manchester Players.«
    »Ich kenne sie zwar nicht, aber es gibt Dutzende von Tourneetheatern, die ständig im Land umherreisen. Aber bleiben wir bei der Sache: Wieso liegt das hier herum?«
    Doyle faltete das Plakat wieder zusammen und nahm den Löscher, um ihn wieder daraufzulegen. Dabei schob der Löscher einen Füllfederhalter beiseite, der zu Boden fiel. Sparks schob den Stuhl weg und ging mit der Kerze in die Knie, um ihn wiederzufinden. Dabei bemerkte er an den beiden Innenseiten des Schreibtisches eine Anzahl diagonaler Kratzer in Bodenhöhe.
    »Würden Sie die bitte mal halten, Doyle?«
    Doyle nahm die Kerze. Sparks inspizierte die Ränder des Schreibtisches dort, wo er schwer auf dem gebohnerten Holz ruhte. Er entnahm seiner Tasche eine kleine Phiole, entkorkte sie und schüttete deren Inhalt auf den Boden. Quecksilber.
    »Was ist es, Jack?«
    »Hier ist eine Fuge im Boden, wo keine hingehört.«
    Das Quecksilber rollte über das Holz und verschwand dann in einem einzigen Rutsch zwischen den Bodenbrettern. Sparks beugte sich vor und ließ seine Hände rund um den Schreibtisch und unter ihn gleiten.
    »Wonach suchen Sie denn?«
    »Ich habe einen Haken gefunden. Ich werde daran ziehen. Gehen Sie

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