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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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lieber mal beiseite, Doyle.«
    Doyle trat vom Schreibtisch zurück. Sparks betätigte den Haken. Die Dielen hoben sich an der verborgenen Fuge nach oben und glitten sauber unter den Schreibtisch, wobei sie dessen Furnier diagonal streiften und im Boden eine Öffnung von etwa zwei Quadratfuß freilegten genau dort, wo der Stuhl des Verlagsleiters gestanden hatte.
    »Unruhig sitzt der Kopf, der die Krone trägt«, paraphrasierte Sparks.
    Doyle, der sich vorbeugte, um besser zu sehen, erkannte eine angeschraubte Eisenleiter, die so tief in einen gemauerten Schacht hinabführte, daß er im Licht der Kerze kein Ende ausmachen konnte. Die Luft, die von unten heraufwehte, war frisch und roch nach Wasser.
    »Ich wage zu behaupten, daß durchschnittliche Verlagsunternehmen wenig Nutzen für Ausgänge dieser Art haben«, sagte Sparks aufgeregt.
    »Jedenfalls fällt mir auf die schnelle keines ein.« Sparks klatschte in die Hände. »Bei Gott, wir sind ihnen auf der Spur! Das Hauptquartier der Bruderschaft liegt keine halbe Meile von meiner Wohnung entfernt. Manchmal ist die Öffentlichkeit tatsächlich das beste Versteck.«
    Er stieß ein leises Vogelzwitschern aus. Sekunden später stand Larry im Türrahmen.
    »Ein Tunnel, Larry«, sagte Sparks. »Schaust du ihn dir mal an?«
    »Aber sofort, Sir.«
    Larry zog seine Jacke aus, zückte eine eigene Kerze, borgte sich von Doyle ein Streichholz und hüpfte gewandt an einer Hand die Leiter hinab.
    »Vielleicht sollten Sie dies lieber auch mitnehmen«, sagte Doyle und hielt ihm seinen Revolver hin.
    »Nein danke, Chef«, sagte Larry und schob seine Weste zur Seite, um ihm eine stattliche Ansammlung von in Scheiden steckenden Messern zu präsentieren. »Ich bin mehr für Klingen.«
    Larry begann den Abstieg. Doyle und Sparks beobachteten, wie das warme Leuchten seiner Kerze schnell zu einem dünnen, schimmernden Heiligenschein wurde.
    »Wie sieht's aus, Larry?« rief Sparks mit leiser Stimme in den Schacht hinab.
    »Er is gleich zu Ende.« Larrys Stimme echote, begleitet von seinen Schritten auf der Leiter, metallisch zu ihnen hinauf. »Die Leiter is hier zu Ende. Unter mir is 'n offener Raum.
    Wie groß, kann ich nich sagen. Da unten is was. Ich kann's sehen ... 'n Moment noch ... Gütiger Himmel ...«
    Das Kerzenlicht erlosch. Schweigen. Sie warteten.
    »Was ist denn, Larry?« fragte Sparks.
    Von unten kam keine Antwort. Doyle schaute Sparks an, der nicht weniger besorgt schien. »Larry? Bist du da, Junge?«
    Noch immer keine Antwort. Sparks ließ noch einmal das Pfeifen ertönen, mit dem er Larry in den Raum gelotst hatte. Wieder nichts. Sparks zog seine Jacke aus.
    »Ich muß ihm nach, Doyle. Kommen Sie mit?«
    »Ich weiß nicht, ob ich genügend ausgerüstet...«
    »Na schön. Wenn ich auch verschwinde, müssen Sie halt allein nach mir suchen.«
    Doyle zog seinen Mantel aus. »Gehen Sie zuerst, oder soll ich?«
    »Ich zuerst, aber mit Ihrem Revolver. Sie folgen mir dann mit der Kerze.«
    »In Ordnung«, sagte Doyle. Er gab Sparks den Revolver. Sein Herz klopfte rasend. Er war nicht sonderlich vernarrt in Höhlen oder enge Räume, und der Schacht unter ihnen bot reichlich von beidem. Und wenn das, was sich da unten aufhielt - was immer es auch sein mochte - sich den ausgefuchsten Larry schon geschnappt hatte ...
Nun reichtʹs aber, Doyle, genug Gedanken dieser Art. Eine Sprosse nach der anderen. Jack vorneweg. Halte die Kerze fest und bleibe friedlich.
Sparks stieg hinab. Doyle hielt sich am Rand der Bodenöffnung fest und ließ sich hinunter, bis sein erster und dann sein zweiter Fuß Halt auf der Leiter fanden.
    »Steigen Sie mir beim Klettern bloß nicht auf die Finger«, sagte Sparks, ein paar Sprossen unter ihm. »Und sprechen Sie nur, wenn es nicht anders geht.«
    Atmen, Doyle. Vergiß nicht zu atmen.
Doyle wurde schnell klar, daß er den Blick ständig nach unten richten mußte, um zu verhindern, daß er auf Jacks Hände trat, obwohl er liebend gern an die Wand gesehen hätte. Doch zum Glück war die Lichtmenge, die die Kerze abgab, so gering, daß die schier schwindelerregende Tiefe des unter ihm liegenden Schachtes nur in seinem Verstand, nicht aber in seinem Blick sichtbar wurde. Unglücklicherweise erzeugte sein Geist in Ermangelung des Sichtbaren auf perverse Weise Bilder, die weitaus schrecklicher waren als das, was dort unten möglicherweise auf sie wartete.
    Der Abstieg war mühsam. Die ersten dreißig Fuß dauerten fast zehn Minuten, doch sie erschienen ihm

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