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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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der untersten Leitersprosse hinab. Doyle stieg vorsichtig zum letzten Haltepunkt der Leiter, schlang die Hosenträger, wie instruiert, zweimal um das Eisen und hielt sie fest.
    »Alles klar, Jack.«
    Sparks nickte, löste eine Hand von der Leiter und nahm die Kerze aus dem Mund.
    »Also dann«, sagte er.
    Er ließ die andere Hand los und sank nach unten. Die Kraft seines Gewichts dehnte die Hosenträger bis an die Grenze und zog Doyle fast von der Leiter, doch sie hielten. Sparks federte; schwang sanft unter ihm in der freien Luft und schob die Kerze in die Dunkelheit hinein.
    »Da ist ein neuer Schacht«, sagte Sparks. »Er verläuft horizontal. Viel breiter. Unserer verliert sich in seiner Mitte. In seinem Zentrum fließt Wasser.«
    »Ein Abflußrohr?« fragte Doyle, der sich bemühte, Sparks festzuhalten.
    »Riechen tut er nicht so, oder?«
    »Zum Glück nicht. Irgendeine Spur von Larry?«
    »Noch nicht.«
    »Wie weit ist es bis zum Boden?«
    »Etwa zwanzig Fuß.«
    »Was, glauben Sie, hat Larry gesehen?«
    »Mit Sicherheit die große ägyptische Statue, die direkt unter mir steht«, sagte Sparks.
    »Die große ägyptische Statue?«
    »So, wie ich hänge, kann ich nicht genau erkennen, wen sie darstellt. Sieht aus, als hätte sie den Kopf eines Schakals ...«
    »Haben Sie ›große ägyptische Statue‹ gesagt?«
    »Ja. Wahrscheinlich Anubis oder Tuamutef finstere Gottheiten, ähnliche Ziele. Beschäftigen sich damit, die Seelen der Menschen auszutarieren, wenn sie auf die andere Seite überwechseln ...«
    Doyles Muskeln bebten heftig vor Anstrengung. »Könnten wir den Mythologieunterricht so lange verschieben, bis Sie beschlossen haben, ob Sie rauf- oder runtergehen? Ich weiß nämlich nicht, wie lange ich Sie noch halten kann.«
    »Verzeihung. Ich glaube, wenn Sie mich langsam herunterlassen, Doyle, kann ich mich an der Statue festhalten, die Hosenträger lösen und den Rest des Weges nach unten klettern.«
    »Schön.«
    Doyle ließ Sparks hinunter, bis er mit einem Fuß in die Tiefe langen und sich auf die Schulter der Statue stützen konnte. Er schnallte seine eigenen Hosenträger ab, und beide Paare wurden in die Luft katapultiert. Doyle streckte die Hand aus, fing sie und ließ sich erleichtert gegen die Wand sinken. Die Verspannungen in seinen Armen lösten sich in einem einzigen, schmerzhaften Zucken. »Ich glaube, es ist eindeutig Tuamutef«, ließ sich Sparks vernehmen, dann rutschte er an der Statue zu Boden. »Ist außerhalb Ägyptens ziemlich selten. Bemerkenswert. Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, je eine dieser Größe gesehen zu haben.«
    »Wie interessant für Sie. Und was soll ich Ihrer Meinung nach jetzt tun, Jack?«
    »Binden Sie die Hosenträger los und lassen Sie sich hinab. Sie sollten es wirklich nicht verpassen, Doyle.«
    »Ich hätte es mir nie träumen lassen.« Doyle konzentrierte sich, band die Hosenträger so fest um die Leiter, wie sein Wissen um Seemannsknoten es erlaubte, und ließ sich so vorsichtig wie möglich in die Arme des hundegesichtigen Tuamutef hinab.
    »Tuamutef war der Helfer Anubis' bei der Vorbereitung der Toten auf die Mumifizierung und Bestattung«, sagte Sparks. Er ging mit der Kerze umher und inspizierte das Fundament der Statue, während Doyle eine schwierige, scheuernde Abwärtspassage an Tuamutefs unebenem Torso versuchte. »Sein Spezialgebiet war der Magen - und besonders die Entfernung und Konservierung der Eingeweide für die Reise in die Unterwelt.«
    »Dies kann ich mit einiger Bestimmtheit versichern«, sagte Doyle, »ich hätte nie geglaubt, daß ich der Unterwelt einst so nahe kommen würde.«
    »Die Eingeweide wurden mit einer Mischung aus Kräutern und Gewürzen in luftdichte Gefäße gelegt, die die Verwesung verlangsamten«, sagte Sparks, bis zur Blindheit beschäftigt. »Damit man die Organe herausnehmen und wieder an ihren ursprünglichen Ort zurücktun konnte, wenn man die andere Seite erreicht hatte.«
    »Wahrlich faszinierend, Jack. Aber wenn meine Frage Ihnen nicht unbotmäßig erscheint: Falls uns wirklich jemand mit böser Absicht hier unten eingeschlossen hat - natürlich bin ich mir im klaren darüber, daß dies nur eine von vielen Möglichkeiten ist, aber wir müssen auch sie in Betracht ziehen -, würden Sie es nicht auch für eine gute Idee halten - offen gesagt, für eine 1a-Idee -, wenn wir so schnell wie möglich nach einem Weg suchten, der uns hier herausbrächte?«
    »Aber ja.«
    Sparks schaute in beide Richtungen. Doyle

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