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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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erkannte mit Schrecken, daß ihre Kerze immer kleiner wurde. Hinter der Statue erspähte er etwas, das nach einer Pechfackel aussah. Sie steckte in einem Halter an der Wand. Er nahm sie schnell an sich.
    »Dies scheint mir eine alte römische Rohrleitung zu sein. Sieht so aus, als könnten wir diese hartnäckigen alten Knaben nicht abschütteln, was? In London wimmelt es von ihnen. Doch die hier hat man ziemlich umfassend renoviert. Abgesehen von denen, die für den Schachtbau verantwortlich sind, den wir gerade hinabgestiegen sind - und einem erst vor kurzem erfolgten Neuzugang -, hat wahrscheinlich niemand eine Ahnung von der Existenz des Tunnels hier unten. Und wenn die gebrauchte Fackel, die Sie mir gerade gegeben haben, irgendein Hinweis ist, haben gewisse Leuten sie irgendwann in den letzten Tagen benutzt.«
    Sparks steckte die Fackel mit der Kerze in Brand, und sogleich war die Kammer mit der zwanzigfachen Menge Licht erfüllt. Tuamutef warf einen riesigen, vibrierenden Schatten bedrohlich an die gegenüberliegende Wand.
    »Welchen Weg sollen wir nehmen?«
    »Der Tunnel verläuft von Norden nach Süden.« Sparks deutete gen Süden, wo die Wände eine sanfte Kurve beschrieben und dann um eine Ecke führten. Plötzlich vernahmen sie aus dieser Richtung ein leises, gedämpftes Scharren.
    »Was war das?« fragte Doyle.
    Sie lauschten. Das Scharren wiederholte sich langsam und rhythmisch. Es schien sich ihnen zu nähern.
    »Schritte?« sagte Doyle.
    »Da scheint jemand verletzt zu sein. Zieht einen Fuß nach.«
    »Larry?«
    »Nein, der oder das dort hinten trägt keine Schuhe.« Sparks wandte sich nach Norden und untersuchte die Ziegelsteine zu beiden Seiten des Wassers. »Wenn wir den Wachsflecken, die Larry so aufmerksam für uns hinterlassen hat, in dieser Richtung folgen, werden wir viel schneller auf ihn stoßen.«
    In dem gleichen, schleppenden Tempo schienen sich die Schritte hinter ihnen nun der nächsten Biegung zu nähern.
    »Und was, glauben Sie, ist das da hinter uns?« fragte Doyle mit leiser Stimme.
    »Ich stelle mir nie Fragen, deren Antworten ich im Grunde gar nicht wissen will. Machen wir uns davon.«
    Sie planschten durch das seichte Wasser und hielten sich in Richtung Norden.
    »Und was die Frage angeht«, sinnierte Sparks, während sie gingen, »was Tuamutef hier, hundert Fuß unter dem Büro von Rathborne & Sons, zu suchen hat...«
    »Sie haben vom Entfernen der Eingeweide gesprochen. Etwas Ähnliches hat man doch auch mit der Leiche der Hure gemacht, die Leboux mir gezeigt hat, oder?«
    »Der Gedanke ist mir auch gekommen. Es deutet an, daß die Dunkle Bruderschaft einer altägyptischen Gottheit huldigt.«
    »Sie meinen in Form irgendwelcher Opfer?«
    »Diese Leute sind engagierte Heiden«, sagte Sparks. »Womit sie ihr Betätigungsfeld auch auf den kollektiven Pantheon ausgedehnt haben könnten. Und nach den Jahren, die Alexander in Ägypten verbracht hat, ist er, was Tuamutef angeht, sicher recht beschlagen. - Gerade ist mir bezüglich eines der sieben Namen auf der Liste etwas eingefallen.«
    »Welchen?«
    »Maximilian Graves. Woran erinnert er Sie?« Doyle dachte angestrengt nach. »An gar nichts.«
    »Er ist ein Alias, ein Wortspiel. Fällt es Ihnen nicht auf? Makes-a-Million Graves. Das würde genau den geschmacklosen Scherzen entsprechen, die Alexander in seinen Briefen bis zum Exzeß getrieben hat. Seien Sie vor eingefleischten Witzbolden auf der Hut, Doyle. Es sind nicht selten latent Geistesgestörte.«
    »Sie glauben, Alexander ist für Tuamotefs Hiersein verantwortlich?«
    »Ja. Und wenn es stimmt, ist er auch für den Mord an der Frau verantwortlich.«
    »Aber wenn es irgendein Ritual war ... Warum hat man ihre Organe am Tatort zurückgelassen? Sie hätten sie doch bestimmt hierhergebracht, in ihren Tempel.«
    »Weil das Ritual vielleicht vor der Vollendung gestört wurde. Uns sollte es nicht beuteln. Am meisten verwundert mich allerdings, wie die Statue überhaupt hierhergekommen ist.«
    »Sie steht aus Bequemlichkeit hier ... man steigt mal eben mit einer Schale Innereien für den alten Knaben die Leiter runter ... wann immer einem danach zumute ist...«
    »Nein, Doyle«, sagte Sparks leicht ungeduldig, »was den
Grund
für das Hiersein der Statue angeht, sind wir eindeutig einer Meinung. Ich versuche mir vorzustellen, wie man sie hier hineingebracht hat.«
    Hinter der Biegung des vor ihnen liegenden Tunnels flackerte ein Licht. Sparks blieb stehen und stieß ein leises Pfeifen

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