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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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sie jedesmal nur eine nahmen. Prinz Eddy wirkte so ohnmächtig und zahnlos wie ein altersschwacher Bär auf einem Volksfest.
    Während Doyle ihm nachsah, klatschte vor ihm etwas Schweres auf den Tisch. Sein Manuskript.
    »Vielleicht können Sie sich meine Überraschung vorstellen, Dr. Doyle, als Ihr ... Manuskript mir bei Rathborne & Sons in die Hände fiel.« Lady Nicholson hatte nun das Wort ergriffen. Ihre Stimme war leise, kehlig und lebenserfahren und enthielt wollüstig anmutende Pausen.
    Das kann ich in der Tat, dachte Doyle.
    »Als Professor Vamberg und Mr. Graves das heißt, Mr. Sparks sich uns vorstellten ...«
    »Das ist nun elf Jahre her«, sagte der Bischof.
    Die pedantischen Erläuterungen des Klerikers schienen bei Lady Nicholson nicht besser anzukommen als bei Vamberg.
    »Vielen Dank, Eminenz. Sir John, General Drummond und ich hatten das okkulte Wissen schon seit vielen Jahren studiert: Wir sind vom gleichen Geiste. Von dem Augenblick an, als der Professor und Mr. Sparks nach England kamen und sich uns bekannt machten, widmeten wir uns unseren ... gemeinsamen Interessen ... Absolute Geheimhaltung war stets unsere wichtigste Erwägung. Also stellen Sie sich meine Überraschung vor, als das ... Dokument ... auf meinem Schreibtisch auftauchte. Geschrieben von einem jungen, unbekannten und bisher noch nicht veröffentlichten Arzt. Einem ... verzeihen Sie mir... Jemand, der uns, so schien es anhand der auf diesen Seiten niedergelegten Beweise, offenbar belauscht ... und seit vielen Jahren über die Schulter gespäht hatte.«
    Aber es war doch nur ein Zufall, wollte Doyle protestieren. Ich habe die Hälfte von diesem Käse doch aus den Werken der Blavatsky geklaut; der Rest war pures, dämliches Glück. Doch er wußte, daß dies nicht das war, was sie von ihm hören wollten, und daß es ihm nichts nützen würde, diese Erklärung abzugeben.
    »Deswegen sind ...«, schnurrte Lady Nicholson, »und waren wir, seit einiger Zeit äußerst neugierig darauf... eine Erklärung ... hierfür zu bekommen.« Sie deutete träge auf sein Manuskript. Doyle nickte langsam. Ihr Blick krabbelte über seinen Körper wie ein Insekt.
    »Ich verstehe, Lady Nicholson«, sagte er. »Zuerst möchte ich einfach sagen, wie sehr mich das, was Sie und die anderen erreicht haben, beeindruckt.« Er nahm nun wieder die spießige Haltung des Akademikers ein, die er Alexander schon in der Kutsche vorgeführt hatte. »Ihr Werk ist wirklich riesig und kühn. Es ist in der Tat visionär. Bravo! Äußerst beeindruckend.«
    »Wie haben Sie«, fragte Lady Nicholson, »von unserem ... Werk erfahren?«
    »Ich sehe ein, es hat keinen Sinn, so zu tun als ob«, sagte Doyle beiläufig und betete darum, daß seine Findigkeit ihn jetzt nicht im Stich ließ. »Deswegen kann ich es ebensogut zugeben. Die simple Wahrheit ist... Ich habe Sie sorgfältig studiert.«
    »Studiert«, wiederholte Lady Nicholson und hob eine Augenbraue.
    Heimliche, diskrete und besorgte Blicke wurden unter den am Tisch sitzenden Personen ausgetauscht.
    »O ja«, fuhr Doyle vergnügt fort. »Angebliche und feierlich gelobte Geheimhaltung ist das eine und auch schön und gut - der Himmel verhüte, daß es angesichts dessen, was Sie erreicht haben, anders wäre -, und man sollte annehmen, daß man keine irgendwie gearteten Schwierigkeiten hat, die Aktivitäten dermaßen begnadeter Individuen vor den Augen und Ohren eines bescheidenen Verehrers geheimzuhalten. Vor einem Niemand, wenn Sie so wollen. Doch ein Verehrer, der ein solch tiefgründiges Verlangen verspürt, Ihren Zielen zu dienen ... Nun, das ist wieder eine völlig andere Sache.«
    Eine ganze Weile herrschte Stille.
    »Wie haben Sie es erfahren?« wollte Drummond wissen. Doyle rang sich ein fröhliches Lachen ab. »Da könnte ich Sie, General Drummond - bei allem gebotenen Respekt - ebenso bitten, freimütig Ihre wichtigsten militärischen Geheimnisse preiszugeben. Nein, nein, meine Ermittlungsmethoden sind nicht das Thema, das ich zu diskutieren beabsichtige. Das Warum allerdings doch. Ja, dies ist die passende Frage: Warum? Und die Antwort darauf, meine Herren und meine Dame, ist etwas, das ich nur allzugern mit Ihnen teilen möchte.«
    Doyle lehnte sich zurück, trank einen Schluck Wein und lächelte unverfroren. Er fing kurz Eileens Blick auf und sah, daß sie sich stumm fragte, ob er den Verstand verloren hatte. Dann bemerkte sie, daß dies nicht der Fall war, und deutete an, daß er auf ihre improvisatorische

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