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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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In seiner dunkelsten Stunde hatte jemand ein helles, strahlendes Licht in die Tiefen seines Kerkers gesandt. Es sah so aus, als hätte Smith mit seiner Einschätzung absolut richtiggelegen, auch wenn er es nur gesagt hatte, um Micah zu demütigen: Prominent zu sein hatte seine Vorteilte. Und nun würde Micah einen davon genießen.
    Scheiß drauf, ich warte nicht bis sechs , dachte er. Ich will mich jetzt sofort besser fühlen.
    Er knüllte den Zeitungsartikel in der rechten Hand zusammen. Dann steckte er die Hand in den Umschlag, um die Spritze hervorzuholen, hielt sie noch einen Moment in der Hand und starrte sie an.
    Dann schob Micah sich die spitze Nadel tief in eine Vene am linken Arm und drückte den Kolben der Spritze durch. Innerhalb von Sekunden durchflutete ein kalter Rausch von Euphorie seinen gesamten Körper.
    Einen Moment später rollten seine Augäpfel nach oben in den Schädel, bevor er vom Bett kippte und unkontrollierbar zu zucken anfing.
    33
    Nur in einem Baumwollmorgenmantel und monogrammbestickten Pantoffeln – auf deren Initialen er stets stolz gewesen war und die er schon bald auf die blutigste erdenkliche Weise zu rächen gedachte – öffnete Edward O’Hara am Sonntag um sechs Uhr morgens die Tür seines Apartments im Dakota Building und bückte sich, um die dicke Ausgabe der New York Sunday Times von seiner Fußmatte aufzuheben. Dann kehrte er mit der Zeitung unter dem Arm in sein verschwenderisch ausgestattetes, holzvertäfeltes Büro im hinteren Teil seiner eindrucksvollen Wohnung zurück.
    Obwohl es noch sechs bis acht Wochen dauern würde, um sämtliche Formalitäten korrekt abzuwickeln, hatten Arbeiter bereits angefangen, jene Dinge einzupacken, die nicht ständig gebraucht wurden, um O’Haras bevorstehenden Umzug in die ehemalige Wohnung von John Lennon vorzubereiten. Das mochte vielleicht etwas überschwänglich und ungeduldig anmuten, aber bei derlei Dingen war er der Zeit gerne voraus.
    O’Hara scheuchte mit rudimentärem Spanisch drei hispanische Frauen aus seinem Arbeitszimmer – möglich, dass sie aus El Salvador stammten, doch er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern. Dann zog er seinen Bürostuhl zurück und nahm hinter seinem massiven Schreibtisch Platz. Er legte die Füße samt Pantoffeln auf die Unterlage hoch und überflog die Titelseite der New York Times . Der Ire musste grinsen, als er den Kasten in der linken oberen Ecke sah, der als »Vorschau« auf den Inhalt diente und Leser über die interessanteren Artikel informierte, die in dieser Ausgabe zu finden waren:
    EHEMALIGER KNICKS-STAR STIRBT IN ENTZUGSKLINIK
    Der knapp gehaltene Aufmacher wies die Leser auf einen Artikel im Sportteil der Zeitung hin – im C-Abschnitt. Nach den Regeln, die O’Hara und Michalovic vereinbart hatten, durften die Artikel zwar nicht später als im B-Abschnitt erscheinen, aber O’Hara fand, dass Michalovic die Anforderung durch den Aufmacher auf der Titelseite dennoch erfüllt hatte. Der Glückspilz hatte es geschafft, wenngleich knapp. Somit hatte er seine fünf Millionen Dollar nicht verloren, zumindest vorläufig noch nicht. Aber O’Hara wusste, dass sein Gegner in den kommenden Wochen nicht annähernd so viel Glück haben würde wie dieses Mal. Auf die eine oder andere Weise würde O’Hara dieses tödliche Spiel gewinnen, egal, was der Wurf der Münze in der pompösen Lobby des Fontainebleau Hotels ergeben hatte.
    O’Hara tätschelte die Vorderseite seines Morgenmantels, um sich zu vergewissern, dass sich der von Michalovic gestohlene Saint-Gaudens noch immer in der Tasche befand, bevor er den Beginn des C-Abschnitts der Zeitung aufschlug und die Schlagzeile sowie die darunter platzierte Titelgeschichte las, gleich neben einem Bericht über das Eröffnungsspiel der New York Yankees, die gegen die schwachen Cleveland Indians mit 2:3 verloren hatten, weil Shin-Soo Choo, dem südkoreanischen Right Fielder der Indians, in einem späten Inning eine Glanzleistung gelungen war.
    O’Hara schüttelte enttäuscht den Kopf – er war immer ein glühender Fan der heimischen Mannschaften gewesen, insbesondere der Bronx Bombers. Gleich darauf zuckte er nur die Schultern. Was sollte es. Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Die Yankees würden den lästigen Südkoreaner schon bald erwerben – entweder durch einen Tauschhandel oder auf dem freien Transfermarkt im folgenden Jahr. So gingen die Yankees immer vor. Wenn sie nicht die besten Spieler hatten, zogen sie los und kauften

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