Sigma Force 01 - Sandsturm
präsentieren.
Aber die Zeit hatte sie nicht.
»Was jetzt?«, fragte Cassandra ungeduldig und holte sie in die Gegenwart zurück.
Safia drehte sich um. Neben dem Eingang war eine kleine Metalltür in den Boden eingelassen. Sie bückte sich zum Griff, denn sie wusste, was darunter lag.
»Was tun Sie da?«, fragte Cassandra.
»Meine Arbeit.« Safia ließ ihre Verachtung durchklingen, sie war jetzt zu müde, um sich den Kopf zu zerbrechen, ob sie ihre Gegenspielerin vielleicht provozierte. Sie zog an der Tür.
Darunter versteckt war eine flache, aus dem Stein gehauene Grube, etwa vierzig Zentimeter tief. Am Grund befanden sich zwei versteinerte Abdrücke: der nackte Fußabdruck eines großen Mannes und der Abdruck eines Pferdehufs.
»Was ist das?«, fragte Kane.
Safia erklärte: »Wenn Sie sich an meinen Bericht über Hiob erinnern, war er doch geschlagen mit einer Krankheit, bis Gott ihm befahl, mit dem Fuß auf die Erde zu treten, worauf eine heilende Quelle entsprang.« Sie deutete in die Steingrube, auf den Fußabdruck. »Das ist angeblich Hiobs Fußabdruck, als er auf die Erde trat.«
»Das Wasser ist hügelaufwärts gewandert?«, fragte Kane.
»Ansonsten wäre es ja kein Wunder.«
Cassandra starrte in das Loch. »Was hat der Hufabdruck mit dem Wunder zu tun?«
Safia runzelte die Stirn, während sie den Hufabdruck anstarrte. Auch er war aus Stein. »Dazu gibt es keine Überlieferung«, murmelte sie.
Aber irgendetwas klopfte an ihr Bewusstsein.
Versteinerte Abdrücke eines Pferds und eines Mannes.
Warum kam ihr das so bekannt vor?
In der ganzen Region gab es unzählige Geschichten über versteinerte Männer oder Tiere. Einige hatten sogar mit Ubar zu tun. Sie wühlte in ihren Erinnerungen. Zwei solcher Geschichten aus den Arabischen Nächten – »Die Versteinerte Stadt« und »Die Stadt aus Bronze« – bezogen sich auf die Entdeckung einer versunkenen Wüstenstadt, ein Ort, der so böse war, dass er verflucht wurde und seine Bewohner für ihre Sünden in Statuen verwandelt wurden, entweder aus Stein oder aus Bronze, je nachdem, um welche Geschichte es sich handelte. Es war ein deutlicher Hinweis auf Ubar. Aber in der zweiten Geschichte waren die Schatzjäger nicht durch Zufall über die verfluchte Stadt gestolpert. Es hatte Hinweise und Wegmarkierungen gegeben, die sie zu ihren Toren geführt hatten.
Safia erinnerte sich an die wichtigste Wegmarkierung aus dieser Geschichte: eine Skulptur aus Kupfer. Sie stellte einen Reiter auf seinem Pferd dar, der einen Speer mit einem aufgespießten Kopf in die Höhe hielt. Auf dem Kopf hatte eine Inschrift gestanden. Sie wusste die Zeilen auswendig, da sie für Kara umfangreiche Studien über die Mysterien Arabiens betrieben hatte.
O du, der du zu mir kommest, wenn du den Weg nicht kennest, der in die Stadt aus Bronze führet, so reibe die Hand des Reiters, und er wird sich drehen, und dann wird er anhalten, und in welche Richtung er nun zeiget, in die gehe weiter, denn sie wird dich zu der Stadt aus Kupfer führen.
Nach Ubar.
Safia dachte über die Passage nach. Eine Metallskulptur, die sich auf Berührung drehte, um als Richtungsgeber zu fungieren. Sie dachte an das eiserne Herz, das sich wie ein Kompass auf dem Marmoraltar ausgerichtet hatte. Die Parallelen waren beinahe schon unheimlich.
Und jetzt das.
Sie starrte in die Grube.
Ein Mann und ein Pferd. Versteinert.
Safia fiel auf, dass sowohl der Fuß- wie der Hufabdruck in dieselbe Richtung zeigten, als würde ein Mann sein Pferd am Zügel führen. War das die nächste Richtung? Sie runzelte die Stirn, denn sie spürte, dass diese Antwort zu einfach, zu offensichtlich war.
Sie ließ den Deckel wieder sinken und stand auf.
Cassandra blieb an ihrer Seite. »Sie haben etwas entdeckt.«
Safia schüttelte den Kopf – noch war sie zu sehr in dem Rätsel versunken. Sie ging in die Richtung, die die Abdrücke anzeigten, wohin der tote Prophet sein Pferd geführt haben mochte. So landete sie am Eingang zu der kleinen archäologischen Stätte hinter dem Grab, die von dem neueren Gebäude durch einen schmalen Pfad getrennt war. Die Ruinen waren eher unscheinbar, vier bröckelnde Mauern, die eine kleine Kammer von gut drei Metern Durchmesser begrenzten. Sie schien Teil eines größeren, nun aber längst verschwundenen Hauses gewesen zu sein. Safia trat über die Schwelle ins Innere.
Während John Kane den Eingang bewachte, folgte Cassandra ihr. »Was ist das?«
»Eine alte Gebetskammer.« Safia
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