Sigma Force 01 - Sandsturm
dieser Frau.
»Schickt die Patrouille zurück«, sagte die Frau. »Sie sollen alles töten, was sich bewegt.«
02:22
Painter wischte sich das Blut von dem Schnitt über dem linken Auge. Er strampelte mit den Beinen, um sich in dem heftigen Seegang über Wasser zu halten. Regen fiel schwer aus tiefen Wolken, die immer wieder von Blitzen erhellt wurden. Donner grollte.
Er schaute sich nach dem umgekippten Motorboot um, das sich synchron mit ihm hob und senkte. Ein um die Taille geschlungenes Tau verband ihn mit dem Heck des Bootes. In seiner unmittelbaren Umgebung war das Wasser dunkel, als würde er in Öl treiben. Doch weiter draußen flackerten in den Wellen Feuer, sie tauchten auf und verschwanden wieder. Und mittendrin ragte die feurige Masse der Shabab Oman auf, bereits halb gesunken und jetzt bis zur Wasserlinie brennend.
Noch einmal wischte Painter sich Blut und Regen aus den Augen und suchte das Wasser nach Bedrohungen ab. Eine unbestimmte Sorge wegen Haien zuckte ihm durchs Hirn. Vor allem wegen dem Blut. Er hoffte, dass der Sturm diese Räuber in der Tiefe halten würde.
Denn Painter hielt Ausschau nach anderen Räubern.
Er musste nicht lange warten.
Erleuchtet von den vielen Feuern, kam ein noch in weitem Bogen kreisender Jetski in Sicht.
Painter griff sich an die Stirn und zog sich die Nachtsichtbrille vor die Augen. Dann sank er noch tiefer ins Wasser. Die Welt löste sich auf in Grün- und Weißtöne. Die Feuer erschienen jetzt blendend hell, das Wasser bekam einen silbrig aquamarinen Schein. Er konzentrierte sich auf den Jetski. Durch das Gerät leuchtete das Fahrzeug nun glänzend auf, der abgeschirmte Scheinwerfer war so hell wie die Feuer. Er drehte die Vergrößerung des Geräts höher. Er erkannte den Piloten am Steuer und hinter ihm einen Mann an dem aufmontierten Sturmgewehr, das hundert Schuss pro Minute abgeben konnte.
Mit dem Nachtsichtgerät konnte Painter auch problemlos die beiden anderen Jetskis entdecken, die in dem Trümmerfeld kreisten. Anfangs noch in weiten Bögen, die jedoch immer enger wurden. Von irgendwo hinter dem brennenden Rumpf des Schiffes drang das Knattern von Gewehrfeuer zu ihm. Ein Schrei begleitete es, der jedoch sofort abbrach; die Feuerstöße nicht.
Der Auftrag dieses Aufräumtrupps war klar.
Keine Überlebenden. Keine Zeugen.
Painter schwamm zu dem umgekippten Boot, ein Korken auf der schweren See. Kurz davor tauchte er und schwamm darunter. Das Nachtsichtgerät war wasserdicht. Es war merkwürdig, wie hell das Meer durch diese Brille wirkte. Er sah die vielen Beine, die unter dem gekenterten Boot baumelten.
Er zwängte sich durch sie hindurch und tauchte unter der Hülle wieder auf. Trotz des Nachsichtgeräts waren Details nur verschwommen zu erkennen. Gestalten klammerten sich an Dollborde und festgenietete Aluminiumsitze. Insgesamt acht. Versteckt unter dem Boot.
Kara und die Dunn-Brüder kümmerten sich um Clay Bishop. Der Student schien wieder einigermaßen in Ordnung zu sein. Captain al-Haffi hatte eine Position in der Nähe der Windschutzscheibe eingenommen. Wie seine beiden Männer hatte er seinen Wüstenumhang ausgezogen und trug jetzt nur noch ein Lendentuch. Das Schicksal des vierten Phantoms war unbekannt.
Die Explosion hatte genau in dem Augenblick stattgefunden, als das Motorboot auf dem Wasser auftraf. Die Wucht der Detonation hatte sie weggeschleudert und das kleine Boot umgekippt. Alle hatten kleinere Verletzungen. In der Verwirrung danach und im Hagel der Trümmer hatten Painter und Coral die anderen unter das Boot gescheucht. Es bot auch guten Schutz vor suchenden Blicken.
Coral flüsterte ihm ins Ohr. »Hat sie einen Aufräumtrupp geschickt?«
Painter nickte. »Wir müssen hoffen, dass der Sturm ihre Suche abkürzt.«
Ein Jaulen kam näher, es schwoll an und ebbte ab mit dem Auf und Ab des gekenterten Bootes und seiner versteckten Passagiere auf den Wellen. Schließlich wurde der Lärm lauter. Offensichtlich hatte der Jetski nun ihr Wellental erreicht.
Painter hatte ein ungutes Gefühl.
»Alle unter Wasser!«, befahl er. »Und bis dreißig zählen!«
Er wartete, bis jeder gehorcht hatte. Coral war die Letzte, die verschwand. Painter nahm einen tiefen Atemzug, und dann …
Kugeln prasselten gegen die Aluminiumflanke des Bootes. Ohrenbetäubend. Golfballgroße Hagelkörner auf einem Blechdach. Aber es war kein Hagel. Aus so kurzer Entfernung abgefeuert, durchlöcherten einige Kugeln den Doppelrumpf des Bootes.
Painter
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