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Silber

Titel: Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Savile
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den Netzwerkeinstellungen, wo sie die individuelle IP-Adresse des Rechners fanden. Nach weniger als einer Minute diktierte Konstantin ihm eine durch Punkte getrennte Zahlenkolonne.
    „Perfekt“, sagte Lethe. Er gab die Adresse ein und tippte eine Reihe von Befehlen in die Tasten, die ihm den Fernzugriff auf Konstantins Computer ermöglichten. Er benutzte nicht den Assistenten, den der Hersteller des Betriebssystems dafür vorgesehen hatte. Sein eigener Code öffnete ihm bedeutend mehr Türen. „Ich schicke Ihnen ein Programm, Koni. Sie müssen es nur starten, und schon läuft das Maschinchen.“
    „Sag mir einfach nur, was ich tun soll.“
    „Sie müssen auf das Smiley-Gesicht klicken, sobald es auf dem Bildschirm erscheint. Ganz einfach.“
    Konstantin tat, wie ihm geheißen. Vor Lethe standen gleich mehrere Bildschirme nebeneinander; auf einem davon öffnete sich das Fenster für den Fernzugriff. Darauf konnte er genau das sehen, was Konstantin auf seinem Monitor sah. „Ausgezeichnet. Okay, stecken Sie den USB-Stick ein, alles andere werde ich von hier aus erledigen.“ Wenige Sekunden später bewegte sich der Cursor auf Konstantins Bildschirm wie von selbst und öffnete den Dateimanager, um den Inhalt des von Konstantin erbeuteten Speicherchips anzuzeigen.
    Natürlich hatte er sich zu früh gefreut …
    Im digitalen Herzen von Nonesuch blickte Jude Lethe auf ein Eingabefeld, das von ihm ein elfstelliges Passwort zur Entschlüsselung der Daten verlangte. Nach kurzer Zeit schloss sich das Fenster wieder – ohne Eingabe war die Verbindung getrennt worden. Lethes Grinsen wurde breiter. Hier war er in seinem Element. Er hatte sich ein Geisternetz aufgebaut, mit dem er sich nach Belieben durch die Großrechner in den Hallen der Macht bewegen konnte: Es ermöglichte ihm Zugriff auf alle Informationen, die auf den Computern der Behörden gespeichert waren. Er hätte auch die eingebauten Kameras in den Laptops aller höheren Beamten unbemerkt aktivieren können, nur um zu sehen, was sie gerade machten. Ein elfstelliges Passwort würde ihn nicht lange aufhalten, egal, von wem es stammte. Die meisten Leute waren ohnehin nicht sehr einfallsreich mit der Wahl ihrer Passwörter. Oft benutzten sie Kosenamen, den Titel ihres Lieblingsbuchs oder die Namen ihrer Haustiere – kurz: Worte, die man sich gut merken konnte. Einige versuchten cleverer sein und benutzten zufällige Zeichenfolgen, aber das machte für Lethe keinen nennenswerten Unterschied.
    Er stellte die Verbindung wieder her.
    Diesmal versuchte er nicht, dass Passwort über die Fernverbindung zu knacken. Stattdessen startete er ein Programm zum Klonen von Daten und erstellte damit eine vollständige, virtuelle Kopie des USB-Sticks, mitsamt der Verschlüsselung.
    „Fertig.“
    „Welche Informationen sind darauf?“, fragte Konstantin.
    Lethe hatte so konzentriert gearbeitet, dass er den Russen am anderen Ende der Leitung fast vergessen hatte. „Ich weiß es nicht, aber ich werde es bald herausfinden.“
    „Kann ich hier noch irgendetwas tun?“
    „Geben Sie mir zwei Sekunden“, sagte Lethe, während er den Befehl zur Löschung des Speichersticks eingab. Nur die wenigsten Leuten wussten, dass das einfache Löschen einer Computerdatei etwa so wirkungsvoll war wie das Ausradieren von Bleistiftstrichen: Selbst wenn die Originalseite fehlte, konnte man mittels Durchpausens den Abdruck der Linien auf dem Papier darunter sichtbar machen. Mit anderen Worten, die gelöschten Daten konnten von jemandem, der ein bisschen Ahnung hatte, wiederhergestellt werden. Lethe konnte Informationen selbstverständlich auch dauerhaft verschwinden lassen, wenn er wollte. Er hatte sich seinen eigenen Daten-Shredder programmiert. Er war zwar nicht perfekt, aber Lethe bezweifelte, dass es einen Programmierer auf der Welt gab, der seinen Humpty Dumpty ohne einen Restrukturierungs-Code wieder zusammensetzen konnte.
    Zu guter Letzt kopierte er ein bösartiges Programm auf den Speicherstick, welches den nächsten Rechner, an den er angeschlossen wurde, komplett lahmlegen würde. Das war sein Abschiedsgeschenk.
    „Okay“, murmelte er, „Sie können ihn wieder haben, Koni.“ Er verschwieg dem Russen, dass der USB-Speicher jetzt weniger als wertlos war. Er hielt es für besser, den großen Mann in dem Glauben zu lassen, dass er ein ungelüftetes Geheimnis bewachte – für den Fall, dass er geschnappt wurde. Je weniger er wusste, desto besser. Lethe grinste wieder, als er sich mit dem

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