Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel
Energie gekostet. Wenn es überhaupt in der Nähe
eine Welt gab, auf der eine Landung prinzipiell möglich war, dann mußte sie entweder eine dichte
Atmosphäre – für die aerodynamische Landung – oder eine Oberflächenschwere von weniger
als 1 g haben.
In allen anderen Fällen würde die Landung eine Bruchlandung werden, bei der niemand die
Garantie für die Gesundheit der Zerstörerbesatzung übernehmen konnte.
Eberhardt und Hump versuchten, den Fehler zu finden, der den Hyperkom am Senden hinderte. Sie
hatten bald Erfolg. Das Wandel-Aggregat war von dem Schuß zertrümmert worden. Ein Wandel-Aggregat
hatte einen dreidimensionalen Eingang von der Generator-Seite her und einen fünfdimensionalen
Ausgang auf der Sender-Seite. Was dazwischenlag, gehörte mit zu den schwierigsten Dingen der
Arkon-Technik. Auf der Erde gab es außer Rhodan noch zwei oder drei Dutzend Männer, die etwas von
Wandel-Aggregaten verstanden. Keiner der drei Kadetten gehörte zu ihnen.
»Nichts«, seufzte Hump resignierend.
Tiff nickte. Er hatte nichts anderes erwartet.
»Laßt wenigstens den Empfänger eingeschaltet«, empfahl er.
Nach einer Weile erkannte er, daß der Zerstörer die gedachte Linie, die die Schwerpunkte der
beiden Sonnen des Systems miteinander verband, etwa in der Mitte durchstoßen würde. Das war, da
das orangefarbene Zentralgestirn weitaus größer war als der blaue Zwerg, um ein paar tausend
Kilometer näher an der Oberfläche des Orange-Riesen.
Planeten konnte Tiff keine ausmachen. Ein Teil der wichtigsten Ortungsgeräte – vor allen
Dingen die Fernorter – war ausgefallen.
Tiff beunruhigte das jedoch nicht. Von der ORLA XI aus hatte er gesehen, daß dieses System
einen Planeten besaß. Systeme mit nur einem Planeten gab es selten. Es würden also noch andere
Begleiter dasein.
Die Frage war lediglich, ob der Zerstörer einem von ihnen nahe genug kam, um einen Kurswechsel
und eine Landung zu riskieren. Und außerdem vielleicht: ob das vor Ablauf der kritischen fünfzehn
Stunden geschehen würde.
Nach einer Weile sagte Tiff müde: »Noch vierzehn Stunden. Wer schlafen kann, der soll es tun.
Wir werden später wache Augen brauchen.«
Die gewaltige Welle in Bruchteilen einer Sekunde entfesselter Schwerkraft brach
über den kleinen Raum herein.
Ächzend brach der Raumfahrer zusammen. Der Boden bebte, als er aufschlug. Crest ging ebenfalls
in die Knie.
Nur Rhodan hielt sich noch auf den Beinen. Crests erster Schrei hatte ihn auf alles gefaßt
gemacht, aber die fürchterliche Schwere zerrte an ihm mit ständig wachsender Kraft. Rhodan ließ
sich vorsichtig auf den Boden nieder und legte sich flach auf den Rücken. Dabei bemühte er sich,
seinen Atem zu regulieren. Der Versuch gelang. Rhodan empfand stechende Schmerzen bei jeder
Bewegung der Lunge, aber der Atem floß, und mit ihm blieb das Leben.
Rhodan versuchte sich zu erinnern, was er über Gravitationsbomben wußte.
Gravitationsbomben waren heimtückische Waffen und hatten keinen anderen Zweck, als den Gegner
so lange festzuhalten, bis der, der die Bombe gelegt hatte, mit ausreichender Verstärkung
zurückkehrte.
Du Narr! dachte Rhodan und wunderte sich im selben Augenblick, wie seltsam langsam
unter dem Zwang der erhöhten Schwerkraft das Gehirn arbeitete, du hättest daran denken sollen,
daß sie in das Wrack eine Falle eingebaut haben.
Unter unsäglicher Mühe drehte er den Kopf ein wenig beiseite, so daß er die Bombe sehen
konnte. Crest und dem Soldaten waren ihre Scheinwerfer aus der Hand gefallen und am Boden
zerbrochen. Rhodans Lampe lag neben ihm auf dem Boden und leuchtete noch. Zwar nicht gerade zu
der Bombe hin, aber ihr Schein erhellte den ganzen Raum.
Das Gehäuse der Bombe war nicht einmal ganz einen Meter lang. Es war zylindrisch und hatte
einen Durchmesser von etwa dreißig Zentimetern.
So ein lächerlich kleines Ding, dachte Rhodan, und produziert doch eine solche Menge
Gravitationsenergie.
Er schätzte den Andruck, der in dem kleinen Raum herrschte, auf fünfzehn bis zwanzig g. Auf
jeden Fall war es zuviel, als daß man auch nur die Hand hätte rühren können.
Rhodan stellte fest, daß der Gravitationseinfluß immer noch wuchs. Er versuchte, die
Zuwachsrate zu ermitteln und kam – dem Gefühl nach – auf etwa 0,1 g pro Minute.
Es konnte sein, daß er sich um einen Faktor 2 oder 3 irrte. Auf jeden Fall würde bald der
Zeitpunkt kommen, da – und bei seiner Überlegung dachte er
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