Silberband 055 - Der Schwarm
plötzliches Erscheinen löste bei Herschell zwar Erstaunen aus, aber ansonsten nahm er die Situation mit Gelassenheit hin. Für ihn war wichtig, daß er vorerst keine Lebensmittelsorgen mehr hatte.
»Mindestens zweihundert Mann sind auf dem Weg hierher«, berichtete Gucky, nachdem ihm Herschell vorgestellt worden war. »Sie haben den Pfad erreicht und werden in einer halben Stunde bei der Brücke sein.«
»Wir verlieren nur unsere Zeit, wenn wir uns mit ihnen aufhalten«, sagte Atlan. »Ich schlage vor, wir zerstören die Brücke, dann können sie nicht mehr auf das Plateau. Einen anderen Weg hierher gibt es nicht, und wir haben schließlich die Gleiter und unsere beiden Teleporter.«
»Ein guter Vorschlag«, stimmte Rhodan zu. »Wir werden einige Spezialisten hierherbringen, die sich um die Station kümmern. Ich habe den Eindruck, daß sie in manchen Teilen überholt werden muß. Wenn wir Hidden World verlassen, muß eine reibungslos funktionierende Station zurückbleiben, mit der wir jederzeit Kontakt aufnehmen können. Also los, kümmern wir uns um die Brücke.« Er wandte sich an Gucky. »Wie geht es Flinder?«
»Die Operation ist noch nicht beendet, aber ich glaube, er kommt durch. Er ist der einzige vernünftig gebliebene Mensch auf diesem Planeten.«
Zu Fuß gingen sie zur Brücke. Herschell kam mit ihnen.
Vor ihnen lag die breite Schlucht, mehrere hundert Meter tief und mit glatten Felswänden, die senkrecht nach unten fielen. Die Brücke war eine einfache Metallkonstruktion.
Sie setzten drei Waffen gleichzeitig ein. Die grellweißen Impulsstrahlen zerschmolzen die Hauptstreben, dann löste sich die Brücke aus ihren Verankerungen und polterte mit donnerndem Getöse in die Tiefe. Sie brach beim Aufschlag auseinander.
»Das hätten wir«, sagte Ras Tschubai. »Nun können sie kommen. Der Abgrund ist fünfzig Meter breit. Das schaffen sie nicht einmal mit ihren Eisenstangen.«
Sie kehrten zum Gleiter zurück.
»Es wird am besten sein, wenn Sie mit uns kommen, Mr. Anders«, sagte Rhodan zu dem Geologen. »Flinder wird sich freuen, Sie zu sehen.«
Der Gleiter erhob sich und schwebte über den Abgrund. Ein wenig später glitt er in fünfzig Metern Höhe über die Kolonisten hinweg, die dem Pfad zur Station folgten. Sie suchten Deckung, ließen es dann aber sein, als kein Angriff erfolgte. Nach einigem Zögern marschierten sie weiter.
»Die werden sich wundern«, meinte Atlan lakonisch.
Die Operation war beendet.
Flinder lag in seinem Bett und gab Rhodan seinen ersten umfassenden Bericht. Allmählich setzte sich das Mosaik zu einem verständlichen Gesamtbild zusammen. Mit den anderen bereits bekannten Tatsachen in Verbindung gebracht, ergaben sich Antworten auf bisher ungelöste Fragen und Erklärungen für die Vorgänge auf Hidden World.
Atlan, der Rhodan begleitet hatte, deutete auf Flinders Kette.
»Sie hat Sie vor den Auswirkungen der Verdummungsstrahlung bewahrt. Sie wurden immun. Würden Sie uns die Kette leihweise überlassen? Ich habe eine Idee.«
»Ich schenke sie Ihnen«, sagte Flinder und streifte die Kette ab, um sie Atlan zu überreichen.
Rhodan fragte: »Was ist das für eine Idee, Atlan?«
»Ich weiß nicht, ob ich recht habe. Vielleicht irre ich mich auch. Aber wenn die Eupholithe Flinder vor der Verdummung bewahrten, so bewirken sie eventuell eine Heilung bei Icho Tolot. Bekanntlich wirkt die Strahlung bei ihm nur zu fünfzig Prozent. Es wäre doch günstig, wenn wir wieder einen hundertprozentigen Haluter bei uns hätten.«
Rhodan nickte.
»Ein guter Gedanke.« Nachdenklich betrachtete er die Kette in Atlans Hand. »Eupholithe! Ich glaube, wir haben einen wichtigen Faktor im Kampf gegen das Unbekannte entdeckt. Icho Tolot wird unsere Hoffnungen entweder bestätigen – oder zerstören.«
Der Haluter war trotz seiner Verdummung immer noch intelligenter als ein Normalterraner. Freudig akzeptierte er Atlans Vorschlag und legte sich die Kette um, als er darum gebeten wurde. Es trat noch keine sichtbare Wirkung ein, aber Tolot versicherte ernsthaft, er verspüre ein wohltuendes Kribbeln in allen Gliedern. Er versprach, die Kette nicht eher abzulegen, bis man Klarheit gewonnen habe. Mit diesem Versprechen zog er sich in seine Kabine zurück.
Rhodan stellte eine Gruppe von Spezialisten zusammen, mit denen er am Nachmittag zur Station fliegen wollte.
Flinder befand sich auf dem Weg der Besserung. Morgen würde er dank der fortgeschrittenen Behandlungsmethoden der Terraner wieder
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