Silberband 055 - Der Schwarm
für ihren Zustand während des Normalraumfluges nicht verantwortlich waren.
Willshire rannte mit einer Kanne Kaffee, Dosensahne und Zucker und frisch gereinigten Bechern zurück in die Zentrale. Pontonac lag erschöpft in seinem Sessel und sah zu, wie Drosen einen Becher vollschüttete und die Zutaten hineinrührte.
»Danke, Drosen. Wie sieht es aus?«
»Ich habe alle einteilen können, und die Männer duschen und rasieren sich in Schichten. Es sieht verdammt schlecht aus – die Eßvorräte nehmen rapide ab. Glücklicherweise ist der Alkohol inzwischen ausgetrunken, teils aus Spielerei an die Schweine ausgegeben worden. Mit Schaudern erinnere ich mich …«
Auch Edmond erinnerte sich schaudernd an den Nachmittag, Bordzeit, an dem die Schweine, zum Teil mit menschlichen Reitern, im Galopp durch die Korridore des Schiffes gerannt waren, betrunken und taumelnd. Die Männer schrien vor Vergnügen, wenn sie abgeworfen wurden.
Pontonac schaffte es, einen Becher Kaffee auszutrinken und dann einzuschlafen. Er schlief vier Stunden lang.
In der ersten Stunde wurde das Essen gekocht und zubereitet. Die Kombüse des Schiffes, in der zehn Männer wie die Rasenden arbeiteten, verwandelte sich binnen sechzig Minuten aus einem chaotischen Bezirk voll schmutzigen Geschirrs, Speiseresten, verschütteten Getränken und anderen Abfällen wieder in eine blitzende, saubere Abteilung. Schmutz und Abfälle wanderten in die Zerkleinerer und Konverter, und die Messe des Schiffes wurde ebenfalls gereinigt und für das Essen der hundertzwanzig Menschen eingerichtet.
Heruntergerissene Zuführungen wurden wieder befestigt, zahlreiche Schaltungen repariert und erneuert, wobei man die Feststellung machte, daß sämtliche Notvorräte des Schiffes geradezu rapide abnahmen. Viele Geräte waren derart zerstört, daß man sie abmontierte, die besten Teile aussortierte und den Rest in einen leeren Laderaum warf.
In der zweiten Stunde schlachteten die Roboter die Kaninchen, nahmen sie aus und legten das Fleisch in die Tiefkühltruhen, deren Pumpen hin und wieder aussetzten. Das Schiff war praktisch ein Wrack, das nur noch von Klebeband und von kleineren Wundern zusammengehalten wurde. Nur die eigentliche Zelle war unzerstört, aber sehr überholungsbedürftig. Im Augenblick dachte keiner der Männer daran, daß man ihnen wieder eine Gnadenfrist eingeräumt hatte.
In der dritten Stunde gelang es, die Wasseraufbereitungsanlage zu überholen, neue Filter einzusetzen und sämtliche Pumpen wenigstens provisorisch zu reparieren. Sie würden es wieder einige Tage tun. Man setzte auch neue Filter in die Lufterneuerungsanlage ein und entstaubte die Klimaanlagen und ihre Zuführungen. Die Männer verschlossen die aufgeräumten Teile des Schiffes sehr sorgfältig und gingen dann weiter. Roboter und Menschen arbeiteten zusammen, um das Schiff zu reinigen. Langsam ließ der betäubende Gestank nach, und Stück für Stück arbeiteten sich die Raumfahrer dem untersten Dreck entgegen.
Am Ende der vierten Stunde weckte Drosen K. Willshire den Kommandanten auf und sagte halblaut: »Chef, kommen Sie in die Messe. Das Essen ist fertig, und wir haben soviel geschafft, wie nur gerade möglich war.«
Pontonac schaute auf die Uhr. Seine Nase registrierte, daß der verheerende Geruch nachgelassen hatte, und schon nach einigen Metern sah er, daß das Schiff wieder tadellos aufgeräumt war.
Plötzlich graute ihm vor dem Augenblick, in dem es wieder in den Normalraum zurückkehren würde. Dieser Augenblick war nur noch achtundfünfzig Minuten entfernt.
»Wo werden wir diesmal landen?« fragte er sich.
Seine Visionen darüber waren von sehr trüben und niederschmetternden Erlebnissen beeinträchtigt.
Nach dem Essen, während die Roboter abräumten, stand Pontonac auf. Er fühlte sich alles andere als ausgeschlafen, aber etwas erfrischt hatten ihn die vier Stunden Schlaf trotzdem.
»Freunde!« sagte er laut. »In wenigen Minuten gehen wir wieder in den Normalraum zurück, und wenn wir sehr viel Glück gehabt haben, befinden wir uns in der Nähe des Solsystems. Keiner von euch wird dies bewußt wahrnehmen, denn ihr werdet wieder, um ein altehrwürdiges Buch zu zitieren, wie die Kindlein sein. Gibt es Einwände?«
Ein Mann in der hintersten Reihe stand auf und fragte etwas verlegen: »Läßt sich der Aufenthalt im Linearraum wirklich nicht verlängern?«
»Im Moment nicht«, bedauerte Willshire. »Unsere Konverter reichen nur noch für kaum mehr als fünfzig
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